Wer die Augen schließt und an Afghanistan oder Irak denkt, sieht wahrscheinlich Bilder zerbombter Häuser, Militärangehörige westlicher Länder in Wüstenregionen oder Terrorist*innen mit Flaggen auf Jeeps. Über allem liegt ein Staubfilm, braun-grau-körnige Farben, Eintönigkeit.

Obwohl das Leben für viele Menschen in diesen Ländern kein leichtes ist und Kriege schwere Spuren hinterließen, zeigen solche Bilder nur einen Teil des Lebens dort. Der andere ist einer voller Schönheit, bunt und vielfältig, interessant und warm. Diesen Teil Afghanistans und des Iraks sieht, wer auf den Instagram-Accounts der Everyday Projects stöbert:

Hunderte Fotograf*innen und Journalist*innen schlossen sich 2012 für das mittlerweile weltumspannende Non-Profit-Projekt zusammen. Mit Everyday Africa fing damals alles an. Davon inspiriert traten viele der Community bei, starteten etliche Einzelaccounts, die Fotos aus anderen Regionen der Welt zeigen.

Vom Großen ins Kleine

"Fotografie hat die Macht, die Klischees infrage zu stellen, die unser Verständnis von der Welt verzerren", schreiben die Macher*innen auf ihrer Webseite. "Die Alltagsprojekte nutzen diese Macht, um schädliche Fehlwahrnehmungen zu bekämpfen und anhaltende Ungerechtigkeit zu überwinden."

Mittlerweile erreichen die Accounts weit über eine Million Menschen. Viele Fotos werden über bestehende Kontakte gefunden, andere über Hashtags. Die Kurator*innen für die Accounts wechseln sich jede Woche ab, damit ein möglichst diverses Gesamtbild erreicht wird.

Viele Accounts, wie etwa Everyday Middle East, bei dem vom Norden Afrikas, über die Türkei, bis nach Pakistan viele Länder abgedeckt werden, sind allgemeiner gehalten. Bei anderen wagen die Macher*innen einen detaillierteren Blick. So gibt es zum Beispiel auch Everyday Bronx, das den Alltag im New Yorker Bezirk zeigt.

Nicht nur Schwarz oder Weiß

Auf den meisten der Fotos von Regionen, über die es viele stereotype Vorstellungen gibt, lächeln die Menschen oder sind im Alltagsleben zu sehen. Dazu gibt es immer eine kurze Beschreibung. Die Menschen werden dabei nicht als unglückliche Opfer dargestellt. Das macht es leichter, sich in sie hineinzufühlen und ihre Lebensrealität zu begreifen.

Und tatsächlich: Wer mehreren Projekten folgt und hin und wieder Fotos likt, wird nach und nach merken, wie sich das auf den eigenen Feed auswirkt – und welche kraftvolle Wirkung es haben kann, immer wieder alltägliche Bilder aus Ländern und Regionen zu sehen, mit denen man sich sonst nicht oder nur am Rande wirklich beschäftigt.

Das alles bedeutet nicht, dass diese Accounts nur positive Eindrücke vermitteln. Immer wieder mischen sich Fotos darunter, die Schattenseiten aus dem Leben der Menschen zeigen. Es soll mit der Zeit viel eher ein ganzheitliches Bild der jeweiligen Regionen entstehen.

Falls ihr einem oder mehreren der Accounts folgen möchtet, findet ihr hier eine Übersicht.