"Im Auto sitzen, Radio an, Scheibe runter, erstmal eine rauchen", beschreibt der Berliner Musiker Romano in seinem Song "Marlboro Mann" einen vermeintlich entspannten, lässigen Lebensstil. Keine Frage: Dass der Griff zur Zigarette alles andere als gesund ist, dass Rauchen schädlich und ein Laster ist, steht gar nicht zur Diskussion. Dennoch rauchen laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung allein in Deutschland rund 29 Prozent der Erwachsenen, also knapp 20 Millionen Personen – und das trotz deutlich angestiegener Tabakpreise und Warnhinweisen samt abschreckender Fotos auf den Zigarettenverpackungen.

Die Gründe für den Griff zum Glimmstängel sind ganz unterschiedlich: Reine Suchtbefriedigung, Entspannung, manchmal auch Rebellion gegen die eigenen Eltern. Nach Angaben des Informationsportals rauchfrei neigen Menschen besonders unter Stress dazu, sich erstmal eine Zigarette anzuzünden, um kurz zu entspannen, runterzukommen und den Stress mal eben auszublenden. Eine Berufsgruppe, die oft unter großem Stress steht, hat sich der Dokumentar-Fotograf Jan Enkelmann genauer angeschaut: Köch*innen. Für seine Fotoserie Smoking Chefs fotografierte der in London lebende Künstler Köch*innen bei einer Zigarettenpause, mitten in der Londoner Gegend Chinatown.

Oasen der Ruhe

Enkelmann streift für die Fotos durch Chinatowns Gassen und versucht dabei möglichst unbemerkt zu bleiben, stets auf der Suche nach dem richtigen Moment. Gegenüber ze.tt erklärt er: "In Chinatown gibt es Dutzende Restaurants und somit eine Menge Köche. Da muss man eigentlich nicht lange suchen. Schwieriger ist es, die richtige Situation abzupassen, die gewünschte Stimmung einzufangen."

"Hier geht es um Introversion, um Menschen, die für ein paar Minuten die Stille vom hektischen Alltag suchen", beschreibt der Fotograf seine Intention. Die Tatsache, dass der Schauplatz für diese Serie Chinatown ist, sei eigentlich eher nebensächlich: "Es ging mir einfach darum, solche Oasen der Ruhe in einer ansonsten sehr hektischen Umgebung ausfindig zu machen", führt er fort. Außerdem betont Enkelmann: "Für mich geht es eigentlich weder um Köche, noch ums Rauchen. Aber am Ende entscheidet der Betrachter selbst, was er in den Bildern sehen will."

Tatsächlich glorifizieren die entstandenen Fotos das Rauchen nicht, stellen Zigaretten nicht als etwas Erstrebenswertes, Positives dar. Vielmehr zeigen sie ganz unterschiedliche Menschen, denen ihre Anspannung zum Teil noch deutlich anzusehen ist, in kurzen Momenten der Entspannung. Die Bilder wirken authentisch, nichts gestellt oder inszeniert und geben den Betrachtenden das Gefühl, der Fotograf sei nah an die Personen herangekommen. Denn genau das ist auch Enkelmanns Bestreben: "Die meisten meiner Projekte beschäftigen sich mit Menschen und Emotionen. Ich versuche mit meiner Fotografie das Außergewöhnliche in scheinbar alltäglichen Situationen einzufangen", beschreibt er.

Weitere Arbeiten von Jan Enkelmann findet ihr auf seiner Website, auf Facebook und auf Instagram.