Oft ist es der Mut von Fotograf*innen und Journalist*innen, der uns von den Ungerechtigkeiten dieser Welt erfahren lässt. Der Bildband Fotos für die Pressefreiheit zeigt eindrucksvolle Reportagen und aufrüttelnde Fotos von Krisengebieten.

Jedes Jahr im Mai findet der Internationale Tag der Pressefreiheit statt. Um darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig dieses Menschenrecht und die Arbeit von Journalist*innen und Pressefotograf*innen ist, veröffentlich der Verein Reporter ohne Grenzen jährlich einen Bildband: Fotos für die Pressefreiheit. Dafür stellen Fotograf*innen aus der ganzen Welt ihre Bilder zur Verfügung. Gemeinsam wollen sie Verstöße gegen die Presse- und Meinungsfreiheit anprangern, egal, wo auf der Welt diese stattfinden.

Berichte aus Hongkong, Syrien und Kolumbien

Im Fokus des diesjährigen Bandes stehen die Proteste in Hongkong. Die Fotos von Lam Yik Fei zeigen junge Menschen in nahezu futuristisch anmutenden Ausrüstungen: Gasmasken, gelbe Baustellenhelme, Handschuhe und Regenschirme – im Hintergrund steigt der Rauch der Tränengasgeschosse auf und man sieht die steilen Umrisse der großstädtischen Wolkenkratzer. Die Demonstrant*innen bereiten sich auf einen Zusammenstoß mit der Polizei vor. Und mittendrin: Lam Yik Fei, der die zivilen Proteste seiner Heimatstadt Hongkong seit Juni 2019 begleitet.

Neben Hongkong finden sich viele weitere Krisenschauplätze in dem Bildband. Die brasilianische Fotografin Alice Martins dokumentiert seit Jahren Flucht, Zerstörung, Leid und Krieg in Syrien. Auf dem Foto, das sie dem Bildband beisteuerte, sieht man einen mit Männern überfüllten Raum. Sie liegen dicht nebeneinander auf dünnen Matratzen, manche haben sich in abgerissene Wolldecken eingewickelt, viele tragen Orange. Das Foto entstand in einem kurdischen Gefängnis für mutmaßliche Kämpfer des sogenannten Islamischen Staats.

Das Foto des kolumbianischen Fotografen Andrés Cardona ist ein sehr Persönliches: Es zeigt seine 89-jährige Großmutter. Ein Bild mit politischer Dimension, denn es erzählt vom schmerzhaften Verlust: In Kolumbien bekriegen sich seit Jahren die Guerillaorganisation FARC und Regierungstruppen. Der Konflikt hat bis heute 250.000 Menschen das Leben gekostet – einer davon ist Cardonas Urgroßvater, der Vater seiner Oma. 2016 schlossen beide Konfliktparteien einen Friedensvertrag, seitdem haben Tausende Guerilla-Kämpfer*innen ihre Waffen abgegeben. Doch der Friedensprozess ist in Gefahr: Ein Teil der FARC kündigte im September 2019 an, sich wieder bewaffnen zu wollen, da die gewaltsame Verfolgung von Ex-Guerillos anhält.

389 Reporter*innen hinter Gittern

Laut Angaben von Reporter ohne Grenzen saßen Ende 2019 389 Journalist*innen aufgrund ihrer Tätigkeit hinter Gittern. Die meisten der Inhaftierten befinden sich in China, Ägypten, Saudi-Arabien, Syrien, der Türkei und Vietnam. "Die hohen Zahlen inhaftierter Journalistinnen und Journalisten in China, Ägypten und Saudi-Arabien sind ein Beleg dafür, wie diese Regimes die Schraube der Repression weiter angezogen haben", sagt der Vorstandssprecher Michael Rediske.

Die gefährlichsten Länder für Journalist*innen waren 2019 Syrien, Mexiko, Afghanistan, Pakistan und Somalia. 32 Medienschaffende wurden dort getötet, 49 Tote zählt der Verein weltweit. Aufhorchen lässt die Tatsache, dass die meisten Opfer nicht in Ländern mit bewaffneten Konflikten getötet wurden: "Selbst wenn 2019 deutlich weniger Medienschaffende in bewaffneten Konflikten getötet wurden als in früheren Jahren: Ein Land im Friedenszustand wie Mexiko ist für Journalistinnen und Journalisten ebenso gefährlich wie das Bürgerkriegsland Syrien", sagte Rediske.

Die Zahlen zeigen, welchen Mut es von Journalist*innen und Pressefotograf*innen erfordert, in die Krisengebiete dieser Welt zu reisen, um die Missstände dort ans Tageslicht zu bringen. Der Bildband Fotos für die Pressefreiheit will diese Arbeit unterstützen. Der Großteil des Erlöses fließe laut Angaben des Vereins Reporter ohne Grenzen in die Menschenrechtsarbeit. Mit internationalen Kampagnen versucht der Verein auf Verstöße gegen die Pressefreiheit aufmerksam zu machen. Außerdem unterstützt er verfolgte, inhaftierte oder bedrohte Journalist*innen. Der Verein übernimmt beispielsweise Anwält*innenkosten, finanziert medizinische Untersuchungen und hilft Familienangehörigen in Notsituationen.

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