Als Mihaela Noroc im Jahr 2013 nach Äthiopien reiste, wusste sie noch nicht, dass sich dadurch ihr Leben ändern würde. Während ihres Urlaubs traf sie auf unterschiedliche Menschen, doch vor allem die äthiopischen Frauen faszinierten Mihaela nachhaltig. Da waren die Frauen, die in traditionellen Gemeinschaften lebten und keine Kleidung trugen. Da waren die Frauen, die sich in einer konservativen Gesellschaft bewegten und ihre Haare mit Kopftüchern bedeckten. Und da waren die Frauen, die ein modernes Leben in einer Großstadt führten, Selfies schossen und diese auf Instagram posteten. Sie alle waren so unterschiedlich und trotzdem einte sie eine Sache: ihre Schönheit.

Schönheit findet sich dort, wo wir uns unterscheiden. Schönheit ist Diversität.
Mihaela Noroc

Noroc meint damit nicht das Schönheitsbild, das uns in der Werbung und in Hollywood suggeriert wird. Sie habe auf ihrer Reise zwei Dinge realisiert: Wahre Schönheit würde oft unbemerkt bleiben. Und: Frauen weltweit würden mehr Aufmerksamkeit verdienen. Genau das machte sich die heute 32-Jährige zur Aufgabe. Sie startete das Projekt The Atlas of Beauty – Frauen dieser Welt. In den folgenden fünf Jahren reiste Mihaela um die Welt – und porträtierte Tausende Frauen aus mehr als 50 Ländern.

Das Band zwischen Mutter und Tochter

Besonders beeindruckt hat Mihaela, wenn sie Mutter und Tochter gemeinsam ablichten konnte. Die Beziehung zwischen einer Mutter und ihrer Tochter sei etwas ganz Besonderes, sagt die Fotografin aus Bukarest. "Da ist immer diese intime Chemie zwischen ihnen. In diesen Momenten ist so viel Schönheit und Liebenswürdigkeit verborgen." Nicht umsonst nennen manche Psycholog*innen die Beziehung zwischen Müttern und Töchtern auch die Mutter aller Beziehungen.

Die körperliche Verbundenheit durch die Schwangerschaft, die Bindung im Kleinkindalter, später dann eine ähnliche Kommunikation schaffen eine große Vertrautheit. Mütter prägen als erste große Liebe und Rollenvorbild die Körperlichkeit und das Gefühlsleben ihrer Töchter. Die holländische Psychoanalytikerin Hendrika C. Halberstadt-Freud beschreibt die Beziehung einer Frau zu ihrer Mutter folgendermaßen: "Nur wenn die Tochter ihren Weg zwischen dem Hass auf das Mutterobjekt einerseits und der totalen Verschmelzung andererseits findet, gelangt sie zu einer befriedigenden Weiblichkeit."

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Auf ihren Fotos möchte Mihaela Noroc diese Mutter aller Beziehungen zum Ausdruck bringen – und zeigen, dass Schönheit keine Ländergrenzen kennt und sie nicht durch verfälschte Abbildungen in Hochglanzmagazinen definiert ist.

Schönheit bedeutet, authentisch und natürlich zu sein. Mihaela habe diese Schönheit an allen Ecken der Welt gefunden. In den Hochhäusern von New York und Peking, in den Favelas in Brasilien, in den indigenen Bevölkerungen im Amazonas, im Hochland von Tibet, in einem Lächeln, einer Bewegung, einem Blick oder einer Geschichte. "Schönheit liegt in unseren Unterschieden, sie ist überall. Wir müssen bloß die Augen öffnen und sie sehen", sagt sie. "Schönheit kann uns lehren, toleranter zu sein."