Anfangs hatte Eda richtiggehend Angst, in einem Raum voller Spiegel auf eine Stange zu klettern. Zweifel und mangelndes Selbstbewusstsein hatten sie daran gehindert. Und tatsächlich: Bevor sie zu tanzen begann, hätte sie noch nie Sport getrieben und sich ein gesamtes Jahr nicht im Spiegel betrachtet. Sie wollte ihr äußerliches Erscheinungsbild nicht sehen. Als sie dann schließlich das Tanzstudio zum ersten Mal betrat, stand sie in einem Raum voller Spiegel. Zu diesem Zeitpunkt wog sie 150 Kilogramm – sie war geschockt.

Pole Dance veränderte ihr Selbstbild. Heute kann sie sich nicht nur problemlos im Spiegel betrachten, sondern klettert die Stange scheinbar mühelos auf und ab. In Zukunft möchte sie bei staatlichen Wettbewerben antreten und ihr Können der ganzen Welt zeigen. Den Kilos hat sie den Kampf angesagt: Von anfangs 150, über die jetzigen 118, zu gewünschten 90. "Ich bin in den letzten zwei Jahren so weit gekommen. Ich bin selbstsicherer und ich fühle mich sexier. Ich hätte nie gedacht, dass ich fähig bin, all diese Dinge zu erreichen", sagt sie.

Bitte noch mal von Anfang

Dabei startete sie ihre Gewichtsprobleme am anderen Ende der Skala. Als Teenager litt sie an Anorexie, aß jeden Tag nur ein paar wenige Bissen und füllte den Rest ihres Magens mit mindestens drei Energydrinks. Sie erzählt, einsam und depressiv gewesen zu sein, bis sie ihren jetzigen Ehemann Terrik kennenlernte. Er half ihr, die Krankheit zu besiegen. Doch anstatt sich gesund zu ernähren, begann sie, zu viel zu essen. Fünf Jahre später kam sie von 61 auf 150 Kilos. Spiegel und Fotos erklärte Eda zum Tabu.

Vor zwei Jahren klickte es schließlich, Eda wollte sich ändern. Ins Fitnesscenter zu gehen, traute sie sich nicht – zu viele muskelbepackte, grimmige Männer wären dort. Ein wenig später entdeckte sie per Zufall das Pink Lemon Studio, ein Pole-Dance-Studio nur für Frauen. Der Trainingsraum war voll von den gefürchteten Spiegeln, die erste Übungsstunde war nervenaufreibend. Sie hatte schon alleine Angst davor, ihre Füße vom Boden wegzubewegen.

Ein Jahr und drei Monate später kletterte Eda auf die mehr als drei Meter lange Stange, als gäbe es nichts Leichteres. Und das, obwohl sie unter Höhenangst leidet. Mittlerweile ließ sie sich zum Üben sogar eine Tanzstange zu Hause einbauen, inklusive eines riesigen Spiegels daneben.

Einer ihrer größten Erfolge bisher war ein Auftritt vor 45 Leuten, inklusive ihres Ehemanns und ihrer Schwiegereltern. Vergangenen August postete Eda ein Video von ihrer dreiminütigen Stangentanz-Routine auf Facebook und erregte eine Menge Aufmerksamkeit. Innerhalb weniger Tage hatte sie über acht Millionen Views.

Die Resonanz der Öffentlichkeit war und ist allerdings nicht nur positiv. Hasskommentare à la "widerlich", "fett", selbst Aufforderungen zum Selbstmord waren dabei. Edas Konter war eine öffentliche Antwort: "Liebt euch selbst und das, was ihr tut. Ich hoffe, dass irgendjemand, egal welcher Größe oder Gewicht, meine Videos sieht und Hoffnung schöpft. Ihr seid nicht alleine."