Ja, bei Fußball steht Sport im Fokus. Aber mittlerweile stehen immer öfter auch die einzelnen Spieler*innen im Mittelpunkt. Die sind sich der Aufmerksamkeit voll bewusst und fallen neben Toren, Pässen und Fouls vor allem durch eines auf: ihre Frisuren. Welche Haarschnitte nirgendwo so beliebt sind wie auf dem Rasen? Wir haben die großen 9 für euch gesammelt.

Blondierte Spitzen

Blondierte Spitzen bei dunklen Haaren: Muss man sich trauen. Vor allem als Mann in einer Sportart, die sich so betont maskulin gibt wie der Fußball. Denn mit blond gefärbten Spitzen sagt man klar: "Mir ist wichtig, wie ich aussehe. So wichtig, dass ich mich sogar beim Friseur extralang hingesetzt habe, um wie ein sonnengeküsster Surfer-Dude auszusehen." Geschenkt, dass Ronaldo und Neymar weniger wie von der Sonne geküsst, als vom Wasserstoff verbrannt aussehen. Viel cooler ist es, dass Spitzenfußballer zeigen, dass es okay ist, sich um sein Aussehen zu kümmern. Und so ein Aufbrechen von Klischees, wie ein echter Mann denn nun auszusehen habe, ist eine gute Nachricht.

Der 1930er-Jahre-Gedenk-Undercut

Wenn man mit seinen Großeltern keine gemeinsamen Gesprächsthemen mehr hat, kann man ihnen wenigstens die Freude machen und sich einen ordentlichen Haarschnitt zulegen. Dann sagt Opa so Sachen, wie "Du bist so ein ordentlicher Junge!" und Oma meint "Du siehst genauso aus wie dein Großvater, als er jung war!" Letzteres ist etwas creepy, wenn man bedenkt, was Oma mit Opi gemacht hat, als er jung war. Wie dem auch sei: Vor ein paar Jahren trug jeder Fußballer einen Undercut. Sah man sich Teamfotos an, konnte man glauben, die Mannschaft von 1954 vor sich zu haben. Um der Frage vorzubeugen, welches Jahr wir gerade haben, waren Kroos und Co. aber so nett, ihre Körper mit großflächigen Tätowierungen zu verschönern. Was wohl Oma und Opa zu den Tattoos sagen?

Man-Bun

Das Problem kennen alle Freund*innen des Undercuts: Irgendwann ist der Punkt (deutlich!) überschritten, an dem dieser Haarschnitt noch als Haarschnitt durchgehen kann. Das Oberhaar wippt pferdemähnengleich auf der Kopfhaut und kann nur noch durch das Gaffa-Tape der Frisurenwelt gebändigt werden: ein Haargummi. Herauskommt dann das, was stark geschminkte Instagram-Girlies gern als lässigen Ich-bin-doch-eigentlich-voll-normal-Style tragen: ein schnieker Dutt, auf Männerköpfen Man-Bun genannt. Er bändigt das volle Haupthaar und erinnert die Fußballfans daran, dass Fußballspieler auch nur Opfer unserer Zeit sind und im Herzen vielleicht ebenfalls heimlich von einer Karriere als Craft-Beer-Brauer in Holzfällerhemden träumen, denen ab und zu jemand am Kaminfeuer durch die Mähne bürstet. Vielleicht ist das ja der Grund, warum Zlatan Ibrahimovic in diesem Jahr nicht bei der Fußball-WM dabei ist.

Vokuhila

Vorne kurz, hinten lang, forever in our hearts. Der Vokuhila gehört zu den ausgestorbenen Spezies auf dem Fußballfeld (R.I.P.) und darf hier doch nicht fehlen. Über seine Sporttauglichkeit lässt sich streiten, doch verströmt er gepaart mit pastellfarbenen Trainingsanzügen für immer den Duft der Nostalgie. Er erinnert an eine Zeit, in der junge Männer noch Rudi hießen und das eklige Wort Rudelgucken noch nicht im Duden stand. Auch wenn sich so bald wohl kein Fußballstar an den Klassiker wagen wird, gibt es für ihn vielleicht doch wieder Hoffnung: Vor Kurzem wurde die Trendfrisur nach dem Umstyling bei Germany's Next Topmodel gesichtet. Sah leider genauso bescheuert aus wie damals.

Rasurmuster

Wer eine klassische 3mm-Kurzhaarfrisur trägt, wird damit wohl kaum aus der Masse herausstechen. Schon bevor die total individuellen Tattoos der Fußballprofis überhandnahmen, wussten sich deshalb einige Spieler zu helfen. Sie verwandelten ihren Kopfrasen kurzerhand in eine Leinwand, eine Fläche des persönlichen Ausdrucks (oder einer Marke). Hier lassen sie bis heute ihre Friseur*innen den Pinsel, beziehungsweise den Rasierer, schwingen. So fanden zwischen Stirn und Nacken der Fußballer mit der Zeit schon Olivenblätter, Namen und Länderumrisse ihren Platz. Je ausgefallener, desto besser. Falls man kein gutes Spiel abliefert, gibt es so immer noch etwas, worüber die Welt reden kann.

Iro

Punk’s not Dead: Wer als Jugendliche*r keine Anarchie-"A"s auf Schulmappen gekritzelt hat, werfe den ersten Stein. Irgendwann lässt man NOFX und Nietengürtel aber hinter sich und hat einen Bausparvertrag. Flackert dann aber doch mal ein bisschen Rage gegen das System in einem auf und man ist gerade im Friseursalon, verlässt man den Laden mit einem pseudo-rebellischen Irokesen-Haarschnitt. Als Normalsterbliche*r ist das irgendwie noch anrührend nostalgisch. Wenn aber millionenschwere Fußballstars, die 90 Minuten damit verbringen, einem in fragwürdigen Produktionsbedingungen hergestellten Lederball nachzulaufen, plötzlich einen auf systemkritischer Rebell machen, ist das im besten Fall einfach nur ein modischer Fauxpas. Im schlimmsten Fall zeugt es von mehr Ignoranz als Avril Lavigne Punk-Phase.

J-Popstar

Wer es bis zur Fußball-Weltmeisterschaft schafft, hat einiges hinter sich. Jahrelange Vorbereitung, mentale Strapazen, kleine und große Verletzungen. Wenn man auf dem Rasen steht, hat sich das aber alles ausgezahlt. Cooler geht es nicht. Dachten wir auch. Bis wir die Spieler des japanischen Teams gesehen haben. Neben fußballerischem Talent bringen diese Kicker auch noch Haarschnitte mit, die eher zu Popstars als zu verschwitzten Athleten zu passen scheinen. Wie schafft man es, locker-flockige Haare zu haben, wenn man gerade noch einen Kopfball ins Tor geschossen hat? Warum wirken die Frisurkreationen nie gewollt, sondern immer so, als hätten die Männer einfach so ihre Haare zerwuschelt? Fragen über Fragen. Wir bleiben dran.

Freestyle

Manchmal wacht man auf und sieht aus, als hätte eine Kuh einen im Schlaf abgeleckt. Oder man hat einen so großen Knoten in den Haaren, dass Vögel einen verdächtig lange umkreisen. Als normaler Mensch muss man diese Frisurkatastrophen beheben, wenn man sich unter Leute trauen will. Als Fußballspieler scheint es aber so zu sein, dass man aus den Haar-Skurrilitäten einen Trend kreieren kann. Manch gehässiger Mensch behauptet dann, dass diese ungewöhnlichen Haarschnitte nur von mangelndem Talent ablenken sollen. Aber wie schon eine der erfolgreichsten Poetinnen unserer Zeit gesungen hat: "People throw rocks at things that shine". Statt das Haar in der Fußball-Frisuren-Suppe zu suchen, kann man sich einfach freuen, dass so viele verschiedene Frisuren zu sehen sind. Wer weiß, vielleicht kann man dann irgendwann auch seine Vogelnest-Frisur ausführen ohne schräge Blicke.