"Vorsicht! Der Versuch, diese Frucht zu essen, kann zu Wutausbrüchen, Schnappatmung und Schreianfällen führen." Ähnlich wie auf den Zigarettenpackungen bräuchten auch manche Obstsorten einen Warnhinweis.

Ja, ja First-World-Problems und so, aber Obst zu essen kann manchmal wirklich anstrengend sein. Es braucht Taktik, Geduld und Mut. Manchmal geht es nur mit dem richtigen Equipment, manchmal sind Verletzungen die Folge. Wir haben die fünf Früchte gesammelt, die nur mit viel Mühe zu essen sind und auf einer Verzehr-Mühseligkeitsskala (1 = zu leicht, um wahr zu sein, 10 = Mission Impossible) bewertet.

Granatapfel?

Granatäpfel sind wie Windows 8 – benutzerunfreundlich. Die User*innen kennen sich nicht aus, verstehen nicht, wie sie zu bedienen sind, kommen zwar irgendwie zum gewünschten Ergebnis, aber auf Umwegen und mit Wutausbrüchen. Eine Obstsorte, die ein Mordinstrument im Namen hat, erklärt sich sowieso selbst zum Arschloch. Wie wärs mit Arschlochapfel als neuen Namen? Wirkt besser.

Einmal mit dem Messer halbiert, schon stehst du in einer Pfütze roter Soße. Dein Gesicht und deine Finger sind in Sekunden vollgesaftet, du siehst aus wie ein Vampir nach dem Mitternachtssnack. Die mühevolle Aufgabe, jeden Kern einzeln aus der Hülle zu pulen, macht keinen Spaß, sondern aggressiv. Dass die rausgezupften Kerne aussehen wie blutende Zähne macht das Ganze auch nicht leichter. Die Wohnung zu verlassen, kommt nach der ersten Berührung nicht mehr infrage, die Kleidung muss direkt in die Waschmaschine. Manche prügeln die Kerne gerne von außen heraus, das funktioniert zwar, danach müssen allerdings die Wände neu gestrichen oder eventuell gleich ganz umgezogen werden.
Verzehr-Mühseligkeit: 9 von 10 Bombensplittern im Körper

Alternativ-Tipp: Schau

Twilight

Mango?

Mangos sind Heuchler. Sie schieben sich ihren Kern so zurecht, dass er zur maximalen Abscheu führt. Egal, wo du anschneidest, du landest mit dem Messer immer und immer wieder in diesem unförmigen Arschlochkern. Er macht, was er will, er ist nicht nachvollziehbar, er zerstört das Vergnügen. Wer die Mango schält, hält danach meistens einen unzierlichen Schleimhaufen in den Händen, der für nichts mehr zu gebrauchen ist. Er tropft erbärmlich vor sich hin und sieht aus, als würde er um Sterbehilfe betteln. Du könntest ihn abzuzeln, um zumindest ein wenig Saft rauszuziehen. Aber nur, wenn du damit klar kommst, dass sich Fruchtfasern tagelang zwischen deinen Zähnen einnisten und sich schön langsam Zugang zu deinem Zahnschmelz verschaffen.
Verzehr-Mühseligkeit: 6 von 10 Karies

Alternativ-Tipp: Iss Zahnseide

Wassermelone?

An heißen Tagen kann ein Stück Wassermelone erfrischend sein – wenn nicht gerade ein Schwarm Wespen draufsitzt und dir ihre Stacheln in die Lippen pressen. Aber bis dahin musst du erst mal kommen. Denn der Apparat ist nicht nur rund und rollt davon, sondern auch schwer wie eine Hantel. Zum Öffnen brauchst du ein Messer in der Größe eines Samurai-Schwerts, und aufgegessen hat eine ganze Wassermelone auch noch niemand. Der größte Krampf sind allerdings die vielen Kerne, die sich wie ein grinsendes Gebiss im Fruchtfleisch aufreihen. Wer sie essen möchte: Gratulation. Wer sie nicht essen möchte, verbringt die kommenden Minuten im Spuckwahn. Mit Babylätzchen schaffst du es vielleicht sogar, dich nicht vollzusauen.
Verzehr-Mühseligkeit: 5 von 10 Wespenstichen in der Unterlippe

Alternativ-Tipp: Wasser

Ananas?

Die Frucht macht mit ihrer Panzerhaut gleich zu Beginn klar, dass sie nicht gegessen werden will. Sie ist schwer und weinflaschengroß, sie passt aufrecht oft nicht mal in den Kühlschrank. "Du möchtest mich essen? Dann bring mal deinen Werkzeugkasten zu Tisch, weil ohne Anstrengung lass ich dich hier nicht rein," spuckt sie dir jedes Mal ins Gesicht, wenn du die Kühlschranktür aufmachst. Eine Frucht, die bei der Google-Suche nach "Ananas richtig öffnen" 299.000 Ergebnisse bekommt, kann nur ein Arschloch sein. Ein so großes nämlich, dass eigene Ananasschäler erfunden werden mussten, um durchzukommen.

Tipps im Netz listen den Horror der Zubereitung schön in vier bis zwölf Schritten auf, für die niemand genügend Zeit oder Nerven hat. Du brauchst immer ein Schneidebrett, immer Schneidewerkzeug, manchmal sogar Ausstechformen. Und am Ende hat jedes Stück trotzdem irgendwo einen braunen Leberfleck. So geht's: Blätter weg, Unterteil weg, Panzer weg, Strunk weg, genervt sein, alles weg, gehen.

Einmal aufgeschnitten bleibt ein Resteberg zurück, der aus unverständlichen Gründen größer ist, als es die ganze Ananas vorher war. Von der aufgeschnittenen Ananas selbst, isst du die eine Hälfte hasserfüllt und verfrachtest die andere Hälfte in den Kühlschrank, weil du merkst, dass dein Mund zu jucken beginnt und du panisch Antihistaminika nachwirfst.
Verzehr-Mühseligkeit: 8 von 10 Allergieanfällen

Alternativ-Tipp: Geh in eine Bar und iss die Garnitur der Cocktails

Kokosnuss?

Eine Kokosnuss sieht im Supermarkt geil aus. Einmal zu Hause gelandet, verliert sie mit dem Wissen über die Anstrengungen, die auf dich zukommen werden, jeglichen Reiz. Du hast Bock auf Kokosnuss, gehst in die Küche, siehst sie an, drehst direkt um, isst sie nie. Sie ist die Area 51 unter den Steinfrüchten, das Fort Knox unter den Palmengewächsen, hier kommst du nicht rein. Oder eben nur mit viel, viel Mühe und eventuell Verletzungen.

Ein Messer ist zu lächerlich, ein Nussknacker zu mickrig. Du musst die braune Bowlingkugel schon hart mit Schraubenziehen und Hammer bearbeiten, um zu einem Ergebnis bekommen. Lust auf ein Workout oder einen Muskelkater? Öffne eine Kokosnuss. Das ist schweißtreibender als "der verletzte Pfau" im Yoga.
Verzehr-Mühseligkeit 10 von 10 blutenden Fingern

Alternativ-Tipp: Iss Raffaelo

Orange?

Die Orange ist die große Arschloch-Schwester der Mandarinen. Die kleinen lassen sich leicht schälen, zerteilen und verteilen, die großen wehren sich mit aller Kraft gegen so ziemlich alles. Zum Schälen müssen sie minutenlang attackiert werden. Ob mit Fingern oder Messern, die Schale kommt nur Minischnipsel für scheiß Minischnipsel ab – nur um im Anschluss eine weiße Ekel-Hautschicht zu präsentieren. Die darf in chirurgischer Feinarbeit abgerupft werden. Nicht bis du zufrieden bist, sondern bis du aufgibst.

Die schönen Spalten, die Orangen vorgeben zu haben, gibt es eigentlich gar nicht, sondern du musst die Frucht auseinanderreißen. Das fühlt sich falsch an. Der Saft spritzt in sämtliche Richtungen und mit besonders viel Pech auch mitten in die Pupille. Mittlerweile sind nicht nur Finger und Hände klebrig, nein, der Tisch, die Deckenlampe und Boden sind es genauso. Auf der Kleidung bilden sich kleine gelbliche Fleckchen. Ob die Frucht mit dem originellen Namen jetzt noch gut oder schlecht schmeckt, ist mittlerweile irrelevant. Du steckst dir ein triefendes Stück in den Mund, beißt auf einen Kern, verziehst das Gesicht, schiebst den Teller zur Seite und verlässt die Situation.
Verzehr-Mühseligkeit:  7 von 10 tiefen Celluliten

Alternativ-Tipp: Misch deinen Vodka mit O-Saft