Der Weg zu einem Tattoo und die erste Zeit danach sind emotional aufwühlend. Hier sind fünf Tipps, die dir durch diese Zeit helfen.

Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, an dem ich mein erstes Tattoo bekam. Es war ziemlich heiß draußen – und ich bei Weitem nicht die Erste in meinem Bekanntenkreis, die sich ein Stück Kunst für die Ewigkeit unter der Haut bewahren wollte. Wenn wir uns über Tattoos unterhielten, ging es meist um die Wahl des Studios, um unterschiedliche Techniken, Stile und Motive. Im Sommer malten wir Zeichnungen mit Kugelschreiber auf unterschiedlichen Stellen vor, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie es später aussehen könnte – auch wenn das Ergebnis selten der Realität entsprach.

Irgendwann wusste ich über alles Mögliche vom Stechschmerz bis zur Heilung Bescheid, ohne dass ich mich auch nur einmal mit den psychischen Konsequenzen einer Körpermodifikation konfrontiert hätte. Niemand teilte seine*ihre Gefühle darüber, wie er*sie sich am nächsten Morgen nach dem Stechen wirklich fühlte. Kaum jemand sprach über die Momente, in denen er*sie realisierte: Dieser fette schwarze Fleck auf meinem Unterarm wird nie wieder weggehen. Egal, wie gut er gestochen ist. Das möchte ich ändern.

Liebe*r Tattoo-Newbie: Da ist mehr, was du abseits von deinem Motiv wissen solltest.

1. Der Bammel vor dem Gang zum Tattoo-Studio

Kleiner Tipp zu Beginn: Die meisten Tätowierer*innen – zumindest die, die ich kennengelernt habe – mögen es nicht, wenn man Freund*innen zum Fotografieren oder Händchen halten mitbringt, weil es die Künstler*innen nicht nur von der Arbeit ablenkt, sondern Kameras und Gelächter unnötig Wirbel im Studio verursachen. Von den Hygienebestimmungen mal abgesehen.

Es hilft alles nichts: Am Ende musst du da alleine durch. Du solltest dir auch am Besten schon vorher ganz klare Gedanken über Motiv und Stelle gemacht haben, sodass du am großen Tag bedenkenlos Ja sagen kannst, ohne dich später über eine Kurzschlussreaktion zu ärgern.

Lass dich nicht unterkriegen. Es ist angsteinflößend, über die lebenslangen Konsequenzen einer etwa zweistündigen Handlung nachzudenken – ganz klar. Es ist normal, sich nicht zu hundert Prozent sicher zu sein. Aber mal unter uns: Wann ist das schon der Fall? Bei der Studienwahl? Bei der Hochzeit? Ich hoffe, aber bezweifle es.

Wenn du trotz dieser mentalen Vorbereitung vor Ort eine Panikattacke bekommst, dann sag es bitte deinem*r Künstler*in nach Wahl, bevor du etwas tust, das du später bereust. Termine kann man verschieben, schlechte Tage nicht.

2. Die Aufregung während des Stechens

Fragen wie "Was zur Hölle geschieht mit mir?", "Tut das immer so weh oder ist das mein Knochen?" oder "Was, wenn gerade etwas richtig Grauenhaftes mit meinem Unterarm passiert?" sind ganz normal. Nicht jede*r ist so cool, um sich bedenkenlos zurückzulehnen und die Augen während der Prozedur zuzumachen wie bei einer Thai-Massage.

Ein bisschen Genuss ist dennoch nicht schlecht. Liebe Angst-Patient*innen: Es wird Zeit, loszulassen und zu genießen. Ihr habt euch vorher Gedanken gemacht, ihr habt das zu unterschiedlichen Zeitpunkten in eurem Leben gut durchdacht und es gibt keinen Grund zur Sorge, wenn ihr den*die Tättowierer*in nicht nach Google-Zufallsprinzip ausgesucht habt, um euch "irgendetwas mit Totenköpfen" auf den Rücken stechen zu lassen, ohne vorher Mamas Erlaubnis einzuholen.

3. Der erste, kritische Blick in den Spiegel

Bereit? Ich hoffe doch. Denn, Überraschung: Jetzt lässt sich nur noch schwer etwas am Motiv ändern. Ich kann mich noch genau an jeden einzelnen Blick im Studio erinnern, den ich danach auf die gesäuberte Stelle geworfen habe. In den meisten Fällen spiegelte er ganz gut das Gefühl wider, das ich dem Tattoo gegenüber behalten würde.

Und ja, es kann mitunter ganz schön seltsam sein, festzustellen, dass da auf diesem Stück Haut, das man 28 Jahre ohne kannte plötzlich ein Motiv sichtbar ist, das sich auch mit ganz viel Seife nicht runterwaschen lassen wird.

Wie auch immer das Gefühl ausfällt: Gib deinem neuen Tattoo ein bisschen Zeit und glaube an deinen guten Geschmack, okay? Es ist normal, dass du noch nicht daran gewöhnt bist. Schließlich ist es ganz, ganz neu. Manchmal ist es mit einem neuen Tattoo wie mit einer neuen Haarfarbe auch. Am Anfang erschreckt man sich ein bisschen, mit der Zeit aber wäscht sie sich aus und in sechs Monaten kann man sich nicht mehr vorstellen, jemals kein Redhead gewesen zu sein. Richtig?

4. Zu Hause und allein, allein

Alles okay bei dir? Ob die Antwort darauf jetzt mit "gut" oder "schlecht" ausfällt: Die ersten Tage kann es schon mal passieren, dass du mehr Zeit vor dem Spiegel verbringst, als du normalerweise für dein Party-Make-up aufwendest und jede Stelle des gestochenen Neugeborenen aufs Genaueste inspizierst, als ob es sich dabei um eine seltsame Krankheit handeln würde.

Ist da vielleicht eine Linie, die nicht überall hundertprozentig gleichmäßig gestochen ist? Ist der Kreis wirklich bis auf den letzten Strich gerade? Ich muss dich enttäuschen: Ein Tattoo ist keine Bleistiftzeichnung, sondern eine mit tausenden Nadelstichen unter deine Haut gebrachte Kunstform.

Ist da vielleicht eine Linie, die nicht überall hundertprozentig gleichmäßig gestochen ist?"

Wird zu tief gestochen, ergeben sich kleine, an den Außenlinien spürbare aber ansonsten nicht sichtbare Narben. Wird zu leicht gestochen, verlieren die Linien und Schattierungen schon bald ihre Beständigkeit. Dann heißt es: nachstechen. Und doch ist jetzt, alleine, zu Hause, nicht der richtige Zeitpunkt, um sich voreilig über jeden noch so kleinen vermeintlichen Fehler zu bestrafen. Dein Tattoo ist einzigartig – und dazu gehören auch kleine Unebenheiten.

Ich spreche dabei natürlich nicht von fettem Narbengewebe, das an herausgerissene OP-Nächte erinnert und Strichen, die komplett verlaufen sind. Da ist dann tatsächlich etwas schiefgegangen. Zum Glück gibt es inzwischen viele Artists, die sich auf Cover-ups spezialisieren.

5. Die nächsten Wochen

In den nächsten Wochen wird dein neues Kunstwerk Stück für Stück tiefer in die Haut sinken und sein Dasein schon bald nicht mehr als frische Wunde fristen. Es wird deine Freund*innen und deine schicken Klamotten kennenlernen und zu einem fixen Bestandteil deines Looks werden.

Neben der Akzeptanz bedarf es dann nur noch einer Sache, um die neue Tattoo-Grübelei schon bald der Vergangenheit angehören zu lassen: reichlich Pflege und eine Rolle Second Skin aus der Apotheke.