Die Wiener*innen sind Weltmeister*innen im Jammern. Wir nennen es Sudern, das grundsätzliche Sich-Beschweren über alles und jede*n. Bevor etwas eine nähere Auseinandersetzung verdient, ist alles erst mal gschissen und deppert. Das Wetter, das Essen, die Politik, alles Neue, alles, woran wir nicht gewöhnt sind. Das klingt zwar furchtbar anstrengend, ist es manchmal auch, generiert aber auch eine Art von Gemeinschaftsgefühl und Verbundenheit. Denn egal, wie derb das Gesudere ist, irgendwo ist meist auch ein bisserl Liebenswertes versteckt. Ein Augenzwinkern, das die Unfreundlichkeit verzeihen lässt.

Ähnlich verhält es sich mit den Tortendiagrammen von Katja und Clemens Ettenauer. Um sie zu verstehen, muss man entweder selbst Wiener*in sein oder zumindest eine längere Zeit in Wien verbracht haben. Der Augustin ist zum Beispiel die Wiener Version der Berliner Obdachlosenzeitschrift motz. Thomas Brezina ist ein bekannter Kinderbuchautor und Erfinder des legendären Tom Turbo, ein sprechendes Wunderfahrrad à la Inspector Gadget, das mit seinen Tricks fiktive Kriminalfälle löst. Mundl ist der Rufname von Edmund Sackbauer, dem extrem jähzornigen Protagonisten der Serie Ein echter Wiener geht nicht unter. Er schimpft sein Umfeld in Grund und Boden und erfindet dafür gerne neue Wortkreationen. Der Georg ist ein typischer Bonzen-Wiener, der mit seinem schnöseligen Gebaren bei Herzblatt wohl in ganz Österreich bekannt wurde.

Mit diesem Österreich-Wissen ausgestattet, braucht es schließlich, als Sahnehäubchen (oder Schlagobersgupf), zumindest eine Prise österreichischen Humors. Der ist speziell und nicht immer als Humor ersichtlich. Wer ihn beherrscht, wird auch mit den Tortendiagrammen a Hetz haben. Er ist nämlich, sollte er in dieser Pauschalität existieren, indirekt, ironisch und schwarz, er ist voller Anspielungen, Charme und Schlitzohrigkeit – und alleine schon deshalb vom deutschen Humor grundlegend verschieden.

Außerdem auf ze.tt: "Ziag o, du Wiaschtl!" Wenn Deutsche versuchen, auf Wienerisch zu fluchen