Der Ausbildungsberuf gilt als einer der schlechtbezahltesten überhaupt. Trotzdem sind diese fünf jungen Menschen Florist*innen geworden. Wir haben in Berlin mit ihnen gesprochen. Überall Blumen im Shopping-Center. Rosen, Orchideen, Lilien, Gerbera, Freesien, Hortensien und viele andere Sorten, die Lai*innen gar nicht benennen können. Farben über Farben beanspruchen das Auge. Heiko Steudtner steht zwischen gelben Rosen und deutet auf eine Installation, die aussieht, als wären viele Blutkonserven auf einer Art Wäscheleine aufgehängt.

Diese Utensilien braucht Steudtner für den Wettbewerb am Nachmittag, der unter dem Motto Popular Hashtag läuft. "Ich gestalte mein Projekt zum Hashtag Heartbeat, denn mein Herz schlägt für die Blumen", sagt der 24-Jährige und meint das ganz unironisch. Denn er lebt für die Blumen und ist, wie er selbst sagt: "24-Stunden-Florist".

Heiko Steudtner ist der jüngste Teilnehmer der Florist*innen Meisterstaft, die an diesem Wochenende am Potsdamer Platz in Berlin stattfindet. Junge Menschen huschen an ihren Ständen von einer Seite auf die andere. Ein junger Mann ordnet gerade Blütenblätter mit einer Pinzette, eine junge Frau sprüht mit grell leuchtender Farbe um sich. An diesem Wochenende soll sich hier alles um Blumen drehen und jene Menschen, die mit ihnen arbeiten. In fünf Disziplinen müssen die Kandidat*innen am ersten Wettbewerbstag gegeneinander antreten. Zum 32. Mal findet die Meisterschaft statt.

Branche leidet unter großem Nachwuchsmangel

All die Gestecke, Dekoration und Rosenbouquets schaffen eine festliche Stimmung, obwohl es in der Branche wenig zu feiern gibt. 2002 absolvierten noch mehr als 8.000 Menschen die Ausbildung, 2016 etwa waren es 2.500. Die Abbruchquote ist hoch: 40 Prozent bringen die Ausbildung nicht zu Ende. Als Hauptproblem wird das zu geringe Einkommen genannt sowie die Arbeitszeiten, die oft auf Feiertage und Wochenenden fallen. Florist*innen verdienen in ihrer Ausbildungszeit zwischen 540 und 620 Euro und danach meist nicht mehr als 2.000 Euro brutto. Darum wird der Dienstleistungsberuf oft in einem Zug mit dem der Friseur*innen und Pflegeberufen genannt, wenn es um die schlechtbezahltesten Ausbildungsberufe geht.

Wir haben mit jungen Menschen gesprochen, warum sie trotzdem Florist*in geworden sind, wie viel sie verdienen und was ihre Arbeitsbedingungen verbessern könnte:

Michael Liebrich, 29, Baden-Württemberg

"Ich bin Florist geworden, weil meine Eltern und davor meine Großmutter ebenfalls den Beruf ausübten. Blumen und Gestaltung passt für mich gut zusammen und darum bin ich leidenschaftlich gerne Florist. Ein Grund, warum so wenige junge Menschen den Beruf ergreifen, ist die Bezahlung. Ein anderer ist, wir sind stark an Öffnungszeiten gebunden. Die Begeisterung für die Blume müsste mehr zu den jungen Menschen durchdringen und die Bezahlung angekurbelt werden"

Anna-Lore-Petersen, 26, FDF Nord

"Als Meisterin verdient man ziwschen 2.200 und 2.500 brutto, da liegt auch mein Gehalt. An den Blumen liebe ich, dass jede einzelne einen eigenen Charakter hat."

Heiko Steudtner, 24, Sachsen

"Für mich ist Florist eine Art Berufung. Es erfüllt mich, ich bin rund um die Uhr für meinen Beruf da. Das Schönste ist für mich die Abwechselung: Ich bin Kaufmann, Designer, Blumenbinder und arbeite mit vielen Menschen zusammen. Ich verdiene mehr als den Mindestlohn, wie viel, will ich nicht sagen. Ich könnte mir nicht vorstellen den Beruf zu tauschen nur des Geldes wegen."

Janika Hölscher, 25, Niedersachsen

"Ich habe schon als Kind gerne in der Natur gespielt und später dann ein Praktikum gemacht. Dann war für mich sofort klar, dass ich Floristin werden wollte. Für mich gab es nie einen Plan B. Ich verdiene um die 2.200 Euro. Ich finde Floristen sollten mehr verdienen, denn es ist ein Handwerk und wird nicht genug geschätzt. Wie arbeiten viel am Wochenende und an Feiertagen, da dürfte schon mehr bezahlt werden."

Carolin Fricke, 26, Rheinland-Pfalz

"Ich liebe es, Menschen begeistern zu können und wenn sie mit einem Lächeln das Geschäft verlassen. Wenn man die Leidenschaft hat, dann ist man auch bereit mit etwas weniger Geld auszukommen. Aber für den Beruf der Floristin muss man geboren sein und es wirklich wollen, sonst macht man das nicht."

Diese junge Menschen leben wortwörtlich für die Blumen und arbeiten mit Leidenschaft als Florist*in. Und trotzdem muss sich vieles verändern, damit es diesen Beruf in der Zukunft auch noch gibt. Das beginnt bei der Wertschätzung von uns Kund*innen und geht bis zur Verantwortung der Politik, die Ausbildung wieder attraktiver zu machen. Dazu gehört auch, mehr zu verdienen.

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