Schwere Beine, unruhiges Herumwälzen in den Laken in schwülen Tropennächten und nervtötendes Mückensurren – das sind die Schattenseiten des Sommers. Aber man sollte sich nicht beschweren, der nächste Winter kommt garantiert. Und außerdem: Gegen fast jedes Sommer-Wehwehchen ist ein Kraut gewachsen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Claudia Zesche ist ausgebildete Kräuterpädagogin und die Frau hinter dem Kräuterblog Herbal Hunter. Zusammen mit Naturbegeisterten zieht sie durch die Natur und erklärt den Teilnehmer*innen ihrer Wanderungen, wie Wildkräuter und Heilpflanzen das Wohlbefinden positiv unterstützen können. Doch nicht nur Wildkräuter, wie abschwellend wirkender Steinklee oder hautberuhigende Vogelmiere, eignen sich zur Verarbeitung zum natürlichen Heilmittel.

Auch Kräuter aus dem Gartencenter helfen dabei, an heißen Tagen cool zu bleiben. Claudia Zesche empfiehlt, beim Kauf immer auf Bio-Qualität zu achten. Immerhin sollen die duftenden Kräuter Wohlbefinden und Gesundheit unterstützen. Pestizidrückstände haben im Kräutergarten auf dem Balkon nichts zu suchen. Diese herrlich duftenden Heilpflanzen hingegen schon, meint die Potsdamer Kräuterjägerin:

Pfefferminze: kühlend

In kleinen Öl-Drüsen in den Pfefferminzblättern befindet sich das ätherische Öl Menthol. Werden diese zerrieben, wird der typische Pfefferminzgeruch freigesetzt. Da Menthol von innen kühlt, kann aus den Blättern ein erfrischender Tee gebraut werden. Lauwarm getrunken kühlt er besonders gut.

Doch Minze kann noch mehr. Minzblätter in einem belebenden DIY-Bodyspray sorgen für einen natürlichen Frischekick. Claudia Zesches Rezept: sechs bis acht frische Minzblätter zusammen mit einer Prise Salz und fünf Tropfen Zitronensaft mit 100ml Wasser vermengen und in einem Mixer geben. Anschließend durch ein Sieb abseihen und in einen Zerstäuber füllen. Bei Bedarf Gesicht oder Körper erfrischen. Im Kühlschrank bleibt es zwölf Tage haltbar. Das Spray kann auch mit den nachfolgend vorgestellten Kräutern hergestellt werden.

Besonders wohl fühlt sich Pfefferminze in nährstoffreichem Boden im Halbschatten. Pfefferminze sollte allein gepflanzt werden, da sie andere Pflanzen gerne vertreibt. Staunässe mag sie nicht, will jedoch regelmäßig gegossen werden.

Zitronenmelisse: erfrischend, nervenstärkend, gut gegen Mücken

Beim Zerreiben der Blätter riecht Zitronenmelisse angenehm zitronig. Sie stärkt die Nerven und hilft, bei Stress oder Unruhe wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Auch in warmen Nächten kann frischer Melissentee dabei helfen, besser einzuschlafen. Dafür ein paar Blätter ernten und mit heißem Wasser übergießen, mindestens fünf Minuten ziehen lassen.

Ein paar klein gezupfte Blätter im Salat geben ihm eine sehr aromatische Note. Die enthaltenen Bitterstoffe wirken verdauungsanregend. Genau wie Pfefferminze mag Zitronenmelisse großzügige, mit nährstoffreicher Erde gefüllte Töpfe im Halbschatten. Regelmäßig gießen, aber Staunässe vermeiden.

Lavendel: beruhigend, erfrischend, hält Mücken fern

Man muss nicht in das französische Grasse reisen, um in den Genuss des Duftes von Lavendel zu kommen. Von Juni bis August bringt Echter Lavendel einen Hauch von Mittelmeer auf den Balkon. Als Heilpflanze zeigt er sich vielseitig. Gegen Mücken wird die Haut mit Lavendelblüten eingerieben. Seine antimikrobielle Wirkung lässt kleinere Wunden oder Stiche rascher abheilen. Auch bei innerer Unruhe eignet sich Lavendel hervorragend. Dafür ein paar Blüten zerreiben und fünf Minuten daran schnuppern. Außerdem kann aus frischen oder getrockneten Blüten ein aromatischer Beruhigungstee zubereitet werden: Die Blüten mit heißem Wasser übergießen und zehn Minuten ziehen lassen.

Lavendel liebt die Sonne. Am besten die Pflanze alleine in einen großen Topf mit sandiger Erde setzen. Erst wenn die obere Erdschicht trocken ist, freut sich Lavendel über einen Schluck Wasser.

Salbei: schweißhemmend und antibakteriell

Sein wissenschaftlicher Name Salvia officinalis wird dem Salbei gerecht, weiß die Kräuterexpertin: "Salvia ist vom lateinischen Wort salvare abgeleitet, also etwas heilen. Officinalis deutet in der Botanik auf eine anerkannte Heilpflanze hin." Wertvolle Bitterstoffe und ätherische Öle stecken in seinen Blättern.

Salbei ist für seine antibakterielle und schweißhemmende Wirkung bekannt. Zwei Tassen Salbeitee am Tag können starkes Schwitzen mindern. Einfach drei bis fünf Blätter abzupfen und mit heißem Wasser übergießen. Wenige Minuten ziehen lassen und den Tee lauwarm trinken. Schwangere und Stillende sollten Salbei nicht innerlich anwenden. In sandigem, trockenem Boden fühlt sich Salbei in einem Topf in der Sonne neben Rosmarin wohl. Nur ab und zu gießen.

Rosmarin: belebend und vitalisierend

Nicht nur im Essen ist Rosmarin ein Allrounder. Auch als Heilpflanze überzeugt Rosmarinus officinalis. Nach einer kurzen Nacht hilft Rosmarin dir dabei, schneller in die Gänge zu kommen. Dafür werden einfach ein paar Rosmarinnadeln gekaut. Die enthaltenen ätherischen Öle haben eine belebende Wirkung. Auch Getränke können mit ein paar Rosmarinnadeln aufgepeppt werden. Einfach einen kleinen Zweig Rosmarin dekorativ ins Glas legen oder für eine selbstgemachte Limonade die Nadeln feingehackt mit den anderen Zutaten vermengen und aufköcheln.

Wie bei allen Heilpflanzen gilt bei Rosmarin: weniger ist mehr. Schwangere sollten Rosmarin nur nach Absprache mit dem Arzt verzehren. Bei Haltung und Pflege von Rosmarin verhält es sich wie bei Salbei: gerne sonnig, sandig und eher trocken.

Für alle, die jetzt auf den Geschmack gekommen sind, hier noch ein Rezept für ein erfrischendes Kräuterwasser von Herbal Hunter:

  • 1 Liter Wasser
  • 3 Lavendelblüten
  • 2-3 Stängel Rosmarin
  • 5-7 Blätter Pfefferminze oder Melisse

Die Pflanzenteile leicht mit einem Stößel anstoßen, eine Stunde ziehen lassen und zimmerwarm oder leicht gekühlt genießen. Die Kräuter können je nach Geschmack variiert und mit etwas Zitrone verfeinert werden.