Eine Gestalt schwebt über dreckige Fließböden, getarnt im olivgrünen Ganzkörperanzug und versteckt unter der weißen Kuppel eines Helms. In den Vordergrund des luftleeren Raums drängt sich die Großaufnahme zweier Schmeißfliegen. Wie nah können Isolation und Schönheit beieinander liegen?

Manchmal fühle ich mich einsam, mit niemandem an meiner Seite, mit dem ich gemeinsam über diesen Planeten wandeln kann.
Karen Jerzyk

Die Fotografin Karen Jerzyk zeigt auf ihrem Instagram-Account karen.jerzyk.photo traumwandlerische Kompositionen. Zu sehen gibt es eigenwillige Figuren, meist mit opulenten Kostümen, fast immer in rohen Umgebungen. In der Fotoserie The Lonely Astronaut entwirft Karen eine Dystopie unserer Erde, indem sie eine*n Astronaut*in verlassene Orte erkunden lässt. Mit der Zeitmaschine soll der*die Entdecker*in 1.000 Jahre in die Zukunft gereist sein.

Mal greift das Fotomodell in einer Dachbodenkammer nach einem Schmetterlingsschwarm, dann wird es vom einfallenden Licht in einem Höhleneingang durchbohrt, um sich im nächsten Bild auf einem gedeckten Küchentisch zusammenzukauern. Daraus entsteht ein Gefühlsmix aus Beklemmung und Selbstbestimmung.

Fotos gegen – oder für – die Einsamkeit

Für die Bilder hat Karen einen Raumanzug im Vintage-Look gekauft und ihn von unterschiedlichen Menschen (überwiegend Frauen) rund um den Globus tragen lassen.

Ihr Projekt beschreibt Karen selbst als eine Kombination aus "der Liebe zum Erforschen und der Angst vor Menschen." Außerdem habe sie in den vergangenen Jahren eine extreme Einsamkeit beschlichen. In bestimmten sozialen Situationen komme sie sich laut eigener Aussage fehl am Platz vor:  "Manchmal fühle ich mich einsam, mit niemandem an meiner Seite, mit dem ich gemeinsam über diesen Planeten wandeln kann. Ich glaube, dass wir uns früher oder später alle mit dem einsamen Astronauten identifizieren können – selbst wenn die Dinge im Leben schief laufen, können wir die Schönheit und Wunder dieser Welt nicht leugnen. Wir sollten uns stets dazu drängen, die Welt weiter zu erforschen."

Die erste Digitalkamera bekam Karen 2003 von ihren Eltern geschenkt und fotografierte zunächst Bands, ehe sie sechs Jahre später zur Porträtfotografie wechselte. 2014 wurde sie verhaftet, als sie sich unerlaubt Zugang zu einem verlassenen Haus verschaffte. Seit ihr Vater verstorben ist, versucht Karen depressive Gefühle in ihren Bildern zu kanalsieren. Wenn sie gerade nicht um die Welt reist, schießt sie ihre Fotos meistens in der Nähe von Boston und New York.