Seit 2013 existiert die Mannheimer Kulturinitiative "Zwischenraum". Die drei Initiatoren Ricarda, Julian und Ali organisieren Lesungen, Konzerte, Performances und Ausstellungen in ungenutzten Immobilien und tragen so dazu bei, dass in früheren Problemvierteln wieder belebte Treffpunkte entstehen.Im vergangenen Jahr haben Ricarda, Julian und Ali einen leerstehenden Kiosk am Mannheimer Neumarkt in der Neckarstadt-West zu einem Ort für Konzerte und andere Kultur-Events umfunktioniert. 

Die Gegend war vorher für ihre hohe Kriminalitätsrate bekannt. Durch das Kiosk-Projekt, das sie in diesem Jahr fortgesetzt haben, wird 

das Viertel aufgewertet

. Das Team erhielt für sein Engagement für die Stadt Mannheim eine Ehrung durch Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz.

Wir haben mit Ricarda, Julian und Ali über "Zwischenraum" gesprochen.

Sechs Fragen an "Zwischenraum"

ze.tt: Warum wurde das Projekt gegründet?

Zwischenraum: Der erste "Zwischenraum" startete als Studenteninitiative. Es war das Bachelorprojekt von Ricarda und gleich ein ziemlicher Erfolg. Wir haben alle drei Kommunikationsdesign an der Hochschule Mannheim studiert und waren bereits in der Anfangszeit in die Projekte eingeweiht. Bei dem zweiten Zwischenraum stieß Julian als Organisator dazu, beim KIOSK dann auch Ali.

Wie findet ihr eure Immobilien?

Wir laufen mit offenen Augen durch die Stadt. Mannheim ist ja sehr kompakt. Deshalb bekommt man öfters mit, wenn irgendwo eine Location frei wird. Wir sind auch sehr viel in der freien Szene unterwegs. Mittlerweile haben wir auch gute Kontakte zu den Institutionen; seitdem es los ging ist ja sehr viel passiert.

Wie finanziert ihr eure Projekte?

Unsere Projekte haben wir immer auf eigene Kosten gestartet. Zu Beginn gab es kleine Förderungen vom Fachbereich Wirtschaftsförderung/Kultur- und Kreativwirtschaft der Stadt Mannheim. Beim KIOSK arbeiten wir nun zum ersten Mal mit dem Kulturamt zusammen. Ansonsten wird der Zwischenraum über den Verkauf von Getränken und Speisen querfinanziert.
War es euer Ziel, ein Problemviertel aufzuwerten?

In erster Linie war es eine interessante Immobilie. Der Stadtteil ist entspannter als andere etablierte Stadtteile und die  Menschen sind toleranter. Es ist eigentlich der einzige Stadtteil, der - in dem Sinne - noch nicht fertig ist. Hier leben ganz unterschiedliche gesellschaftlichen Gruppen an einem Ort; ein bunter Mix aus Studenten, Ausländern, Künstlern und Alteingesessenen. Ich glaube im Moment weiß niemand, in welche Richtung sich das Viertel entwickelt.

Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Projekt gemacht?

Es fühlt sich an wie ein Dauer-Praktikum. Mit jedem neuen Zwischenraum lernt man viel dazu und jeder Ort stellt eigene Anforderungen. Das erste Projekt war ein totales Experiment, mit jedem neuen Event sind wir gewachsen. Mittlerweile entwickelt sich das Projekt organisch. Ein wichtiger Aspekt ist für uns, dass wir uns persönlich weiterentwickeln. Für uns ist es die größte Ehrung, wenn bei einer neuen Veranstaltung viele neue Leute vor der Türe stehen. Das Schönste ist, wenn die Besucher genauso viel Spaß haben wie wir.
Wird es den KIOSK auch im nächsten Jahr geben?

In dieser Form (als Zwischenraum) läuft der KIOSK noch bis November. Wir sind immer auf der Suche nach neuen Locations, haben aber derzeit nichts konkret vor Augen. Der KIOSK wird immer ein besonderer Ort für uns bleiben und wir sind gespannt, wie es dort weitergeht.

Kennt ihr ähnliche Kulturinitiativen? Dann schreibt uns doch gerne eine Mail an team@ze.tt