2019 war ein wichtiges Jahr für die kenianische Modeindustrie. Im April gewann die kenianische Firma Green Nettle Textile, die organische Stoffe aus Nesseln produziert, zusammen mit vier weiteren Unternehmen den Global Change Award. Der Award gilt als eine Art Nobelpreis für nachhaltige Mode. Kenia gehörte zu den zehn Ländern, aus denen die meisten Projekte für den Wettbewerb eingereicht wurden.

Mode ist seit mehreren Jahren ein wichtiges Thema in Kenia und seinen Nachbarländern. 2015 startete die Afrikanische Entwicklungsbank die sogenannte Fashionomics-Initiative, die kleine Mode- und Textilunternehmen fördert. Bis 2025 sollen dadurch 400.000 neue Jobs in Subsahara-Afrika geschaffen werden.

Phoebe Ouma arbeitet als Illustratorin in der Modeindustrie. Bereits in der Schule hat die heute 23-Jährige angefangen, Models in unterschiedlichen Outfits zu zeichnen. "Ich hatte diesen Ordner, in dem ich meine Zeichnungen aufbewahrte", sagte Ouma CNN Africa. "Die meisten meiner Models hatten einen weißen Teint. Das war mir gar nicht bewusst, bis mich jemand darauf hinwies."

In den Modemagazinen, die sie las, seien Schwarze Frauen nicht repräsentiert gewesen, so Ouma. Sie vermutet, dass sie so unbewusst übernommen hat, weiße Frauen zu illustrieren. Ouma entschied: Sie würde künftig dazu beitragen, Geschichten von Schwarzen, afrikanischen Frauen zu erzählen. Seitdem lässt sie sich von afrikanischen Orten, die sie liebt, sowie von afrikanischen Modeschaffer*innen inspirieren. Ihre Zeichnungen und Sketche veröffentlicht Ouma auf ihrem Instagram-Account.

Eine von Oumas Zeichnung zeigt eine Frau in einem eleganten grünen Kleid inmitten einer Teeplantage. Die Stadt Kericho hat sie zu diesem Bild inspiriert, das Zentrum des größten Teeanbaugebietes Kenias. Die Illustration soll die kenianische Teekultur einfangen, sowohl die Frauen, die den Tee trinken, als auch die Frauen, die den Tee auf den Plantagen produzieren.

Eine andere Zeichnung zeigt den Rücken einer Frau, die Arme sind nach hinten gebogen, die Hände berühren Nacken und Schulterblatt – Hände, an denen man feinen Goldschmuck sieht. Zu dieser Zeichnung hat sie Adele Dejak inspiriert, schreibt Ouma, eine kenianische Modedesignerin. "Man kann die Leidenschaft und afrikanischen Referenzen in ihren Modeschmuckstücken sehen", schreibt Ouma. "Sie repräsentiert Afrika auf so eine schöne Arte und Weise."

Sie hätte angefangen, afrikanische Marken zu illustrieren, da es kaum afrikanische Illustrator*innen gebe, welche die Geschichten der ansässigen Modeindustrie erzählen würden, sagte Ouma gegenüber CNN Africa. "Während der Fashion Weeks teilen Illustratoren auf der ganzen Welt Geschichten durch ihre Arbeit. Sie erzählen die Geschichten von Modehäusern", so Ouma. "Aber wenn wir unsere eigenen Fashion Weeks haben, habe ich das Gefühl, dass Illustrationen kaum verwendet werden."

Ihr Ziel für die nächsten Jahre sei es, noch präsenter in der afrikanischen Modeindustrie zu sein und für ihre Lieblingsdesigner*innen zu zeichnen – und vielleicht damit anzufangen, selbst Mode zu entwerfen.