Fünf Minuten kann Natalie Grande die Luft anhalten, aber die 36-Jährige trainiert an einem noch längeren Atem. Immerhin ist er für ihren Job essentiell: Die professionelle Meerfrau steigt bei Messen, Firmenevents und Privatpartys in riesige Aquarien und vollführt für ihr Publikum grazile Bewegungen unter Wasser. Dabei trägt sie unterschiedliche Outfits, Flosse ist Pflicht.

Bevor sie vor acht Jahren begann, hauptberuflich als Wassernixe zu arbeiten, absolvierte Grande eine Ausbildung zur Stuntfrau und Profitaucherin und spezialisierte sich dabei aufs Apnoetauchen. Dabei kommt man im Gegensatz zum Gerätetauchen ohne Gasflasche und Brille aus.

Ihr Trainer habe sie schließlich auf die Idee gebracht, eine eigene Meerfrauen-Show zu starten. "Ich habe dann drei Kostüme entwerfen lassen, aber zu einer Show ist es nicht gekommen", erzählt Grande. Stattdessen buchten Tauchschulen und Touristikfirmen Grande für Werbefilme, auch in Musikvideos trat sie auf. So wurde sie zur ersten professionellen Nixe in Deutschland. "'Professionell' bedeutet, dass ich eine Ausbildung zur Stuntfrau und Profitaucherin habe", erklärt sie.

Mit ihrem Mann Andres Camacho bildet Grande heute neue Meermenschen aus. "Viele denken, den Job könnten sie auch machen. Wir zeigen, dass es gar nicht so einfach ist, wie es den Eindruck macht", sagt Grande. Zwei Wochen dauert die Ausbildung, bei der die Schüler*innen ihre Tauchlizenzen erhalten. Dabei werden sie von Grande unterschiedlichen Stresssituationen ausgesetzt, etwa in eiskaltem Wasser tauchen. "Es gibt immer mehr Models und Stuntfrauen, die sich ausbilden lassen", sagt Grande. "Der Job wird immer normaler."

Und auch mehr Männer finden Gefallen daran, in ein Kostüm mit Fischschwanz zu steigen. Allerdings gibt es in Deutschland bisher keinen hauptberuflichen Meermann mit Ausbildung, den man buchen könnte. In den USA sind mit Eric Ducharme und Chris O'Brocki immerhin zwei Meermänner einigermaßen bekannt und aktiv.

"Meermänner werden häufig zum Modeln oder für Events gebucht, bei denen sie nur rumsitzen und posieren", kritisiert O'Brocki im Gespräch mit Broadly die Situation in der Meermannbranche. Er versuche, das zu ändern. "Ich finde, Jungs sind auch in der Lage, das Zeug zu machen, für das Meerfrauen bezahlt werden."

Das finden wir aber auch. Also rein ins Wasser.