Stell dir vor, du spielst die Hauptrolle in einem Bollywood-Film und der Regisseur erkennt dich nicht. Weil du die weibliche, nicht die männliche Rolle spielst. So beginnt das satirische Video The Bollywood Diva Song der indischen Schauspielerin Kangana Ranaut, das den Sexismus in der indischen Filmindustrie kritisiert und gerade viral geht.

In dem Video spielt Ranaut eine Schauspielerin, die mit dem Regisseur über ihre Zeilen sprechen möchte. Nachdem er sie zuerst einmal nicht erkennt, obwohl sie die Hauptrolle spielt, schickt er sie zurück auf ihren Platz, mit dem Hinweis, wie süß sie doch sei. Es wird klar: Sie ist nur im Film, um zu lächeln und schön neben dem Hauptdarsteller zu tanzen.

Als dieser am Set ankommt, wird er gefeiert wie ein junger Gott, Regisseur und Team liegen ihm zu Füßen. Als dieser exakt dieselben Zeilenänderungen vorschlägt wie Ranaut zuvor, wird er gelobpreist für seinen Einfall. Die Message des Videos: Die Filmindustrie ist eine zutiefst männerdominierte Szene – sowohl vor als auch hinter der Kamera. Frauen werden nicht ernst genommen, was sich auch auf dem Gehaltszettel widerspiegelt.

Ungleichheit auf allen Ebenen

Die Hindi-Filmindustrie, auch Bollywood genannt, produziert pro Jahr über 3.000 Filme. Mit einem Einspielergebnis von 2 Milliarden Euro im Jahr 2014 ist Indiens Filmindustrie die produktivste der Welt. Und es ist noch Luft nach oben: Jedes Jahr wächst die indische Kinoproduktion um 10 Prozent.

Ungleiche Behandlung von Männern und Frauen ist in Indien ein Problem, das nicht nur die Filmindustrie betrifft. In dem Global Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforums aus dem Jahr 2011 belegte Indien Platz 113 von 135 in Sachen Gleichstellung. Die Ungleichheit betrifft somit alle Bereiche der Gesellschaft.

Weltweit gesehen ist das keine Ausnahme. Auch Hollywood hat ein Sexismus-Problem, wie unzählige Studien beweisen. So hat beispielsweise eine Untersuchung der 100 erfolgreichsten Filme des Geena Davis Institute on Gender in Media gezeigt, dass Männer zweimal häufiger auf der Leinwand zu sehen sind und dementsprechend doppelt so oft wie Frauen im Film sprechen.

Doch nicht nur vor der Kamera, auch dahinter sind Frauen unterrepräsentiert. Von den 100 erfolgreichsten Filmen aus dem Jahr 2016 wurden vier Prozent von Regisseurinnen gedreht und 19 Prozent von Frauen produziert. Das geht aus einer Studie des Center for the Study of Women in Television and Film hervor.

Der Hashtag #CauseIHaveAVaginaRe geht viral

"Weil ich eine Vagina habe, wird sogar mein Handgelenkt objektiviert", singt Ranaut im Refrain. Das von All India Bakchod produzierte Video wurde innerhalb von zwei Tagen über zwei Millionen mal angeklickt. Unter dem Hashtag #CauseIHaveAVaginaRe posten seitdem Frauen ihre alltäglichen Erfahrungen mit Sexismus. "Ich bekam einen Verweis, weil ich mich weigerte, Reinigungsarbeiten zu übernehmen", berichtet diese Nutzerin. "Als meine männlichen Kollegen sich weigerten, wurde eine Putzfrau eingestellt."

Andere Nutzer*innen prangern gesellschaftliche Stereotype an: "Weil das Leben ohne Ehe nicht komplett ist und du eine Art Versagerin bist, wenn du nicht so tickst."

Wieder andere posten Sätze, die ihre penistragenden Mitmenschen nie zu hören bekommen würden: "Familienmitglieder sagen mir, mich nicht zu betrinken oder auffällige Kleidung zu tragen, um nicht sexuell belästigt zu werden."

"Jemand hat mir mal gesagt, dass ich gut aussehen muss, um Journalistin zu werden," berichtet diese Nutzerin.

Hier könnt ich euch das ganze Video noch mal anschauen: