Seit ihrer Kindheit hat Yayoi Kusama, heute 87, Halluzinationen. Zwar hat sie sich schon früh dagegen in Behandlung begeben und lebt heute in einer Nervenheilanstalt, gleichzeitig schöpft die Japanerin aus den Bildern in ihrem Kopf aber auch Inspiration für ihre Kunst. Ihre ersten Halluzinationen traten in Form roter Punkte auf, die sich über alles legten, was Kusama ansah. Sie begann, mit Farbe Gegenstände, Bäume und Menschen zu überziehen – mit diesen sogenannten Polka Dots-Installationen wurde Kusama bekannt.

Um ihre Halluzinationen regelrecht einzufangen, schuf Kusama ab 1965 die Reihe Infinity Mirror. Dabei handelt es sich um Spiegelsäle, die jeweils eine Person betreten darf. Boden, Wände und Decken reflektieren darin unter anderem Lichter, sodass man sich wie im Weltall fühlt. Aber auch von Polka Dots überzogene Phallusobjekte – Kusama hat eine Phallusphobie –, Lampen oder Kürbisse spiegeln sich in den Räumen bis in alle Ewigkeit.

"Sie arbeitete ewig, fast vier oder fünf Tage ohne zu schlafen, und sie hatte Visionen von einer endlosen Fülle von Dingen, von Blumen und Polka Dots und Phallusknollen", erklärte die Kuratorin Mika Yoshitake der Washington Post Kusamas Arbeit. Die Infinity Mirror-Räume seien ein Weg gewesen, um die Bilder in ihrem Kopf unmittelbar greifbar zu machen. "Sie hat wirklich viel gelitten und die Kunst ist eine Art Therapie für sie, ein Heilungsprozess."

Das Hirshhorn Museum in Washington zeigt seit Ende Februar eine Retrospektive der Künstlerin. Vor allem sechs von Kusamas Infinity Mirror-Räumen beeindrucken die Besucher*innen, auf Instagram ploppen ständig neue Selfies aus den Sälen auf. Auch Katy Perry hat dort schon ein Bild geschossen: