Jeder Mensch hat ästhetische Vorlieben. Vor allem in Bezug auf die Tierwelt gilt wohl gemeinhin die Assoziation: klein gleich süß. Je kleiner ein Tier ist und es nicht unbedingt acht Beine hat, desto mehr geht uns das Herz auf. Daher manipulieren wir die Gene unserer Haustiere und verkleinern sie: Mini-Schweine, Mini-Schafe, Mini-Ziegen und das wohl populärste Opfer unseres Miniaturendrangs, der trendige Chihuahua. Dann erfreuen wir uns an deren Anblick und juchzen im höchstmöglichen Sopran. Oder wir bevorzugen sie aus anderen Gründen klein. Schweine werden zum Beispiel aufgrund ihrer physiologischen und anatomischen Ähnlichkeit zum Menschen absichtlich kleingezüchtet, um sie in der medizinische Forschungsindustrie einsetzen zu können.

Trotzdem ist es nicht so einfach. Nicht alle Mini-Tiere sind von Menschenhand grotesk verzüchtet, um unser Verlangen nach Niedlichkeit zu befriedigen. Sie kommen ebenso in der Natur vor. Ihre Größe ist eine geschickte Taktik des Darwin'schen Evolutionsprozesses, um in freier Natur leichter überleben zu können. Tiere mit einer winzigen Körpergröße müssen weniger Nahrung konsumieren, verbrauchen weniger Energie und haben weniger Oberfläche, die Wärme abgeben könnte. Es ist ein rentabler Weg zu existieren. Das gilt beispielsweise für die Indische Sternschildkröte oder den Korallenfinger-Laubfrosch. Beide Spezies stammen von viel größeren Vorfahren ab und schrumpften über viele Generationen auf die heutige Größe.

Andere Tiere wiederum sind kleinwüchsig. Wie auch der Mensch können sie von Achondroplasie, der häufigsten Form des genetisch bedingten Kleinwuchses, betroffen sein.

Designt bleibt designt

Der 33 Jahre alte Fotograf David Yeo aus London stellt alle Arten dieser Mini-Tiere in Verbindung mit und in Kontrast zu Alltagsgegenständen des Menschen: ein Bonsai-Baum, neben dem selbst ein Miniatur-Schaf noch klein aussieht, eine Handtasche, in der eine Ziege Platz hat, ein Hausigel, über dem eine Glühbirne hängt. Mit der innerhalb eines Jahres entstandenen Fotoserie Engineered By Nature möchte Yeo zeigen, dass alle Lebewesen und Dinge auf eine Art designt sind, entweder natürlich durch den Evolutionsprozess oder künstlich von Menschenhand.

Die Tiere fotografierte Yeo nicht in seinem Fotostudio, sondern in Bauernhöfen, speziellen Einrichtungen für Raubvögel und Reptilien, Familienwohnungen, Stränden, Garagen, an den verschiedensten Orten in ganz Großbritannien."Teilweise waren die Shootings große Herausforderungen. Ich hatte mit widrigen Wetterumständen, engen dunklen Örtlichkeiten, und Tieren zu tun, die einfach nicht vor die Kamera wollten", sagt Yeo. Durchschnittlich dauerte ein Shooting etwa vier Stunden.

Dafür stapfte Yeo durch Dung oder legte sich in Matsch. Er hatte mit einer Büscheleule zu tun, die ihn beinhart ignorierte. Mit einem Southdownschaf und einem Amerikanischen Miniaturpferd, die nur ruhig hielten, wenn sie urinierten. Oder einem frustrierten Igel, der Geräusche ähnlich des menschlichen Naseschneuzens von sich gab.