Bastian Kunkel hat mit seinem YouTube-Kanal gerade die Grenze von einer Million Views geknackt. Eine beeindruckende Zahl, wenn man bedenkt, dass es in Bastians Videos nicht um Fashion, Beauty, Produkttests oder Gaming geht, sondern um ein Thema, das ziemlich unsexy ist: Versicherungen.

Er sieht das übrigens nicht anders: "Wenn jemand sagt ‚Versicherungen sind geil', würde ich den zum Arzt schicken." Dennoch verdient Bastian sein Geld als freier Versicherungsmakler. Den Job verdankt er aber eher dem Zufall: Nach dem Fachabi will er Automobil- oder Industriekaufmann werden. Auf Anraten seiner Mutter bewirbt er sich aber auch bei einem Versicherungsunternehmen und lässt sich schließlich beim Vorstellungsgespräch von einer Ausbildung überzeugen – und vom damals wirklich guten Azubigehalt. "Ich dachte, da lerne ich bestimmt viel und wenn's mir nicht gefällt, muss ich ja nicht bleiben."

So kommt es auch: Die Ausbildung ist gut, aber Bastian plagen moralische Bedenken. Er muss die Unternehmensprodukte verkaufen, auch wenn es bei anderen Versicherungsunternehmen bessere Angebote gibt. "Mich hat das so belastet, dass ich nichts mehr mit Versicherungen zu tun haben wollte." Er kündigt nach der Ausbildung, studiert unter anderem BWL und Recht in den USA, schnuppert währenddessen bei einem Großkonzern rein und merkt: Nur als Selbstständiger kann er sich richtig ausleben.

Vom desillusionierten Azubi zum Versicherungs-YouTuber

Nach Abschluss des Studiums arbeitet er zunächst bei einem Freund mit, der Privatleuten hilft, Haushaltskosten zu senken. Dabei geht es auch um Versicherungen. Um unabhängig beraten zu dürfen, macht Bastian den Versicherungsmaklerschein. 2016 gründet er den YouTube-Kanal Versicherungen mit Kopf, um mehr Kund*innen zu erreichen. Dort versucht er, die komplizierte Materie mit einfachen Worten zugänglich zu machen, denn das Fachchinesisch versteht fast niemand. "Die Leute würden den Versicherern viel mehr vertrauen, wenn sie die gleiche Sprache sprechen würden", sagt Bastian. Mit seinen Videos möchte er nicht nur seine Kompetenz unter Beweis stellen, sondern auch mit dem negativen Image der Branche aufräumen. Denn Versicherungsvertreter*innen und -makler*innen gehören zu einer Zunft, der Deutsche am wenigsten vertrauen. Natürlich gäbe es schwarze Schafe, räumt Bastian ein, aber die meisten würden einen guten Job machen.

Anfangs interessieren Bastians Videos niemanden. Aber nach acht Monaten trudeln die ersten Anfragen ein. Vor allem junge Menschen möchten sich von ihm kostenlos und unverbindlich online beraten lassen. Während Vertreter*innen für ein bestimmtes Versicherungsunternehmen tätig sind, kann Bastian als Versicherungsmakler für seine Kund*innen die am besten passende Versicherung auf dem Markt heraussuchen. "Die Versicherung mit der höchsten Provision zu verkaufen, wäre unklug, denn die Leute merken das und dann fällt es negativ auf mich zurück", erklärt der Bayer. Dank seines inzwischen preisgekrönten Onlineauftritts kann er sich heute vor Anfragen kaum retten. Darüber hinaus ist er durch seine mediale Präsenz ein gefragter Vortragsredner.

Diese drei Versicherungen sind wirklich wichtig

Einen schlechten Ruf haben Versicherungen vor allem deshalb, weil viele das Gefühl haben, dass ihnen unnötige Policen aufgeschwatzt werden. Gerade Volljährige, die ins Uni- oder Berufsleben starten, brauchen gar nicht viele. Laut dem Versicherungs-Crack eigentlich nur drei: eine Kranken-, eine Privathaftpflicht- und eine Berufsunfähigkeitsversicherung. "Die sichern die Existenz ab. Im Schadensfall stehen wir sonst richtig dumm da." Doch wie erkennen wir eigentlich ein gutes Versicherungsunternehmen? "Eigentlich zeigt sich das erst dann, wenn ein Schaden vorliegt. Allein auf Tests würde ich mich darum nicht verlassen, auch weil die Bewertungskriterien nicht immer realistisch sind", sagt Bastian.

Onlinevergleichsportale gäben einen guten Überblick, aber könnten kaum auf spezielle Bedürfnisse eingehen. Einfache Sachversicherungen wie eine Kfz-Versicherung, die für jede*n Autohalter*in hierzulande Pflicht ist, ließen sich dort sicherlich gut abschließen. Allerdings sei bei Angeboten, die wesentlich günstiger als alle anderen sind, Vorsicht angesagt. Die Vergleichsportale hätten auch die gleiche Zulassung wie ein normaler Versicherungsmakler. Darum seien auch die Preise identisch. Doch bei den Portalen fehle oft die persönliche, individuelle Beratung, die sich viele Kund*innen wünschen. Bei der Krankenkassenwahl ist die meist nicht nötig, weil sich die gesetzlichen oft nur durch gewisse Zusatzleistungen oder den Zusatzbeitrag unterscheiden.

Darauf kommt es bei Haftpflichtversicherungen an

Bei der privaten Haftpflicht, die greift, wenn wir bei anderen etwas kaputt machen oder sie körperlich verletzen, ist es dagegen schon etwas komplizierter: So können Berufs- oder Studienanfänger*innen während ihrer ersten Ausbildung (dazu zählt auch das Erststudium) bis zum Auszug noch bei den Eltern mitversichert sein. Wenn sie dann eine Haftpflichtversicherung abschließen, sollten sie besonders hierauf achten:

  • Es sollte eine Forderungsausfalldeckung enthalten sein. Die gewährleistet, dass wir auch dann Geld bekommen, wenn die*der Schadensverursacher*in nicht zahlen kann oder keine Haftpflichtversicherung hat.
  • Bei jemandem, der*die Familie hat, sollte die Versicherung auch Schäden, die deliktunfähige Kinder unter sieben Jahren verursachen, abdecken.
  • Ebenfalls empfehlenswert: die Bestleistungsgarantie, eine Art Sorglos-Klausel. Sie kommt bei Schäden zum Einsatz, die durch die von uns gewählte Versicherung eventuell nicht abgedeckt sind, aber durch eine andere Versicherung auf dem Markt.
  • Für Leute, die oft unterwegs sind, ist außerdem eine weltweite Deckung sinnvoll.

Besser keine Berufsunfähigkeitsversicherung ohne Beratung

Beim Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung herrscht oft allein schon wegen den damit verbundenen Gesundheitsfragen große Verwirrung. "Sie ist ein recht erklärungsbedürftiges, persönliches Produkt, das ich nie mal so nebenbei online abschließen würde", sagt der 32-Jährige. Denn hier kommt es stark auf die individuellen Umstände an. Schließlich soll die Versicherung einspringen, wenn wir den zuletzt ausgeübten Job nicht mehr machen können. Auch hier hat Bastian Tipps:

  • Mit dem Verzicht auf die sogenannte abstrakte Verweisung lässt sich verhindern, dass wir einen anderen als den bisher ausgeübten Job machen müssen und dann kein Geld vom Versicherungsunternehmen bekommen.
  • Selbstständige sollten auf eine so klar wie möglich formulierte Umorganisierungsklausel achten. Darin regelt die Versicherung, ob und wie das Unternehmen der*des Selbstständigen umorganisiert und weitergeführt werden kann.
  • Gesundheitsfragen korrekt und mithilfe aller verfügbaren medizinischen Unterlagen auszufüllen ist Pflicht. Gerade dabei ist eine Beratung hilfreich.
  • Der Beitrag, also der Preis der Versicherung, sollte nicht das Entscheidungskriterium sein. Große Versicherer schneiden oft besser ab als kleine, weil sie eine höhere Finanzkraft und langjährige Erfahrung haben.

Mit Kranken-, Haftpflicht- und Berufsunfähigkeitsversicherung sind junge Leute gut abgesichert – vorausgesetzt, sie zahlen regelmäßig Beiträge. Damit der Schutz in finanzieller Not nicht ausfällt, ist es meist möglich, Beiträge nach Absprache mit dem Versicherungsunternehmen auszusetzen und später nachzuzahlen.

Apropos später: Mit der Altersvorsorge, zum Beispiel einer Rentenversicherung, sollten junge Menschen besser früher als später anfangen. Das geht auch schon mit kleinsten Beträgen. "Wer behauptet, er könne sich 15 Euro im Monat nicht leisten, sollte vielleicht mal einen Besuch im Fast-Food-Lokal ausfallen lassen", sagt Bastian. Solche konkreten Aussagen haben ihn erfolgreich gemacht. Denn nichts wünschen wir uns mehr von Versicherungen als einfache und klare Infos, damit wir endlich kapieren, um was es geht.