Die Aufgabe ist denkbar einfach, doch dafür umso unterhaltsamer: Nimm drei Alltagsgegenstände, die bei dir zu Hause herumliegen und platziere sie auf deinem Körper. Ziehe die dazu passenden Klamotten an und nimm eine entsprechende Position ein. Richtig angestellt, könntest du jetzt aussehen wie das Motiv eines berühmten Gemäldes. Ein Apfel, ein Teller und eine Rolle Klopapier reichen, um wie Der Sohn des Mannes im Gemälde von René Magritte auszusehen. Eine Bettdecke macht dich zu Gustav Klimts Der Kuss, und eine Blumenkette mit ein paar Schals kombiniert – zack, schon bist du Frida Kahlo.

Die Idee, berühmte Gemälde oder Persönlichkeiten nachzustellen, stammt von den beiden Niederländerinnen Anneloes Officier und Floor de Weger. Die beiden wohnen mit einer dritten Frau in einer Wohngemeinschaft in Amsterdam. So wie andere Haushalte auch, wurden sie Mitte März von ihren Arbeitgeber*innen dazu angehalten, künftig von zu Hause zu arbeiten. Die Homeoffice-Regelung in den Niederlanden war ähnlich wie in Deutschland Teil des Plan, die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen und gelten bis heute.

Vor allem Floor belastete das sehr, schon nach dem ersten Tag im Homeoffice war sie unruhig. "Beim Gedanken, so lange ohne soziale Interaktion zu Hause bleiben zu müssen, wurde sie richtig verrückt", sagt Anneloes zu ze.tt. Also mussten Ablenkung her – und Anneloes entwickelte eine Idee, mit der sie später kleine Instagram-Berühmtheiten werden sollten.

Mit mehr Zeit zu mehr Kreativität

Anneloes erster Versuch war Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge von Jan Vermeer. Alles, was sie dazu brauchte: ein Handtuch, ein Tischset und Knoblauch. Das Bild schickte sie erst ihren Freund*innen, dann teilte sie es auf ihrem Instagram-Account. Familienmitglieder und Freund*innen liebten die Idee und begannen, selbst Kunstwerke nachzustellen. Wenige Tage später ging es dann schnell:Das Rijksmuseum Amsterdam, das niederländische Nationalmuseum, folgte Anneloes auf Instagram und in den Nachrichten hörte man die ersten Empfehlungen zur sozialen Distanzierungen und häuslichen Isolation. Den Leuten stand plötzlich eine Menge Zeit zur Verfügung.

Der Instagram-Account, den sie für die nachgestellten Fotos einrichtete, heißt tussenkunstenquarantaine, zu deutsch: zwischen Kunst und Quarantäne. Innerhalb weniger Tage stieg die Followerzahl von 600 auf mehr als 200.000. Alle wollten sich an der Idee versuchen, auch wenn sie längst mehrere Gegenstände als nur drei nutzten. Von Lehrer*innen, die ihren Schüler*innen etwas über Kunstgeschichte beibringen wollen, bis zu Ärzt*innen, denen während des Bereitschaftsdiensts langweilig war. Unter dem Hashtag #tussenkunstenquarantaine posteten renommierte Institutionen wie das Metropolitan Museum of Art in New York oder das Louvre-Museum in Paris ähnliche Bilder. Dazu erhielten die Mitbewohnerinnen freundliche Nachrichten aus der ganzen Welt, wie unter anderem Norwegen, Kanada, Argentinien und Iran.

Diesen großen Zuspruch hätten sie niemals erwartet, erzählt Anneloes. Trotzdem würden sie sich darüber freuen. "Wir hoffen, in diesen verrückten Zeiten ein Lächeln auf die Gesichter der Menschen zaubern zu können", sagt sie.