Die Frau in dem neuen Marvel-Comic "Madaya Mom" ist keine Heldin. Sie ist eine verzweifelte Frau, die versucht, ihre Familie unversehrt durch die Schrecken des Krieges zu bekommen. Ihre Geschichte basiert auf wahren Begebenheiten. Die syrische 40.000-Einwohner-Stadt Madaya ist seit vielen Monaten belagert und vom Bürgerkrieg gezeichnet. Dort lebt die Mutter, dort kämpft sie um ihr Leben und das ihrer Kinder.

Der Sender ABC News stellte Ende vergangenen Jahres Kontakt zu der 30-Jährigen her, mit den Journalist*innen schrieb sie E-Mails hin und her, ein paar Mal wurde telefoniert. Die erschütternden Bilder, die sie in ihren Erzählungen zeichnete, wurden anschließend zu einem kostenlosen Online-Comic.

Der kroatische Zeichner Dalibor Talajic wollte keine Kriegshandlungen zeigen: "Ich wollte einen Comic mit einer zivilen Erzählperspektive machen, die einen ohnmächtig macht." Das ist ihm gelungen: Es dauert genau 33 Bilder lang, um die Welt der jungen Mutter zu verstehen.

Wenn sie etwa beschreibt, wie ihre Hände im Winter jedes Mal taub wurden, sobald sie das Wasser berührte: Der Heizboiler funktionierte nicht mehr, aber irgendwie musste die Kleidung ihrer fünf Kinder ja gewaschen werden. Wenn sie erzählt, wie sie es nicht mehr schaffte, diese zu beruhigen, nachdem eine Bombe in ihre Schule einschlug und ihre Freund*innen vor ihren Augen zerfetzt wurden. Wenn sie von ihrem Nachbarn erzählt, der mit zwei gesunden Beinen auszog, um etwas Feuerholz zu sammeln – und mit einem Bein zurückkehrte; eine Landmine nahm ihm das andere.

Nur zwei Mal wechselt die monotone Farbgebung der Comics, wenn die Geschichte in der Vergangenheit spielt. Das macht den Kontrast vom damaligen zum heutigen Leben der Familie umso deutlicher. Die ungewöhnliche Erzählform schafft etwas, was man selten bekommt: Einen intimen, fast schon immersiven Einblick in die Gefühlswelt einer syrischen Mutter, die stellvertretend für tausende weitere Opfer des Bürgerkriegs steht.

Der komplette Comic: