Sie haben ihn Pierre genannt. Pierre ist ein nördlicher Felsenpinguin – und zwar ein ziemlich ausdauernder Seevogel. Denn der kleine Pinguin muss von einer Insel im Indischen oder Südatlantischen Ozean geschwommen sein, bis er an einem Strand in Südwest-Australien angeschwemmt wurde. Von dort wurde er in den Zoo in Perth gebracht, wo er nicht nur seinen Namen, sondern seit seiner Ankunft auch eine liebevolle Rundumbetreuung bekam.

Denn Pierre ist angeschlagen. Seine Gefiederbildung ist gestört, sodass seine Federn nicht im erforderlichen Maße wasserabweisend sind. Das bedeutet: Schwimmen ist erstmal nicht. Aber was macht so ein kränkelnder Felsenpinguin den lieben langen Tag, wenn keine anderen Felsenpinguine in der Nähe sind und zum Zeit totschlagen mal ein paar Bahnen ziehen auch nicht drin ist?

Nun, er macht, was wir halt alle machen. Glotzen. Seine Pfleger*innen zeigen Pierre Serien auf dem iPad. Sein Favorit, wer hätte es gedacht, ist Pingu – eine schweizer Claymation-Serie, in der der Pinguin Pingu und sein Freund, eine Robbe namens Robby (ja, tatsächlich) allerlei erleben. Was das genau ist, wird Pierre nicht mitbekommen, denn dass er die Figuren überhaupt als Pinguine erkennt, ist eher unwahrscheinlich. Aber bewegte bunte Bilder sind ja auch schon besser als eintönige Kacheln im Pinguin-Krankenlager.

Neben Pingu bekommt Pierre allerdings auch Livestreams aus anderen Zoos vorgespielt, zum Beispiel aus den Zoos in Kansas City und Edinburgh. Dort leben nämlich ein paar Exemplare seiner Art, die zu den seltensten Pinguinarten der Welt zählen. Besonders markant sind die buschigen Augenbrauen der "Felsenhüpfer", wie sie im Englischen heißen – denn anders als zum Beispiel Kaiserpinguine, die sich gerne auf dem Bauch rutschend fortbewegen, hüpfen die Felsenpinguine von Fels zu Fels.

Sobald er sich ausreichend erholt hat, soll Pierre nicht mehr auf digitale Bilder angewiesen sein, sondern in einen Zoo mit Artgenoss*innen umziehen.

gw