Dieser ausdruckslose bis angespannte Blick. Die Mundwinkel scheinen sich unsicher, ob sie ein Lächeln formen oder ob sie sich einfach der Erdanziehungskraft hingeben sollen. Kein Glamour, kein Schwindel: Passfotos zeigen uns in unserer vollkommenen Einfachheit. Der namibisch-deutsche Künstler Max Siedentopf zeigt, dass hinter dieser visuellen Reduzierung auf das Wesentliche viel mehr stecken kann.

Die Modelle machen Spagat oder stehen in Flammen

Auf Passfotos muss das Gesicht 70 bis 80 Prozent des Bildausschnitts füllen, die porträtierte Person darf nicht lächeln, muss die Augen offen haben, direkt in die Kamera blicken, der Hintergrund muss einfarbig und ohne Muster sein. "Es scheint, dass jede Form persönlichen Ausdrucks unmöglich wird", schreibt der 28-Jährige auf seinem Instagram-Profil. Mit seiner Fotoserie Passport Photos wolle er versuchen, diese offiziellen Vorgaben herauszufordern.

Siedentopf setzt seine Models in Szene: Sie machen Spagat, sind mit schwarzem Tape an einer Wand befestigt oder sie stehen in Flammen. Doch der klassische biometrische Ausschnitt ihres Gesichts in Passfotoformat zeigt den altbekannten Ausdruck, der zwischen Teilnahmslosigkeit und Entsetzen schwankt. Nichts weist darin auf die spektakulären Dinge hin, mit denen ihre Körper jenseits dieses Rechtecks von 45 Millimeter Höhe und 35 Millimeter Breite beschäftigt sind.

So entstehen durch die Linse von Max Siedentopf, der derzeit in London lebt, Aufnahmen, die Menschen in Situationen zeigen, die übermütig und dann wieder ehrlich hilflos sind – all das, was sich eben hinter so einem unscheinbaren Passfoto verbergen kann.