Jonny Brownlee konnte nicht mehr. Es war der letzte Lauf der World Triathlon Series im mexikanischen Cozumel. Er lag ganz vorne, er lief kurz vor dem Ziel. Aber dann gaben seine Beine nach. Er verlor die Kraft, wurde benommen und lief zur Seitenlinie, wo er sich fast fallen gelassen hätte. Wäre da nicht sein Bruder gewesen.

Alistair lag etwas hinter seinem Jonny zurück. Als er um die Kurve zur Zielgeraden bog, bemerkte er, dass sein Bruder offensichtlich Probleme hatte, weiterzulaufen. Jetzt musste er sich entscheiden: Renne ich an ihm vorbei und gewinne den Lauf und dadurch auch den Triathlon? Oder helfe ich meinem Bruder ins Ziel?

Alistair entschied sich für Letzteres. Er nahm seinen Bruder unter den Arm und zog ihn die letzten Meter bis zur Ziellinie, wo er ihn dann durchschubste. Jonny wurde dadurch noch zweiter, der Spanier Mario Mola konnte an den beiden Briten vorbeiziehen. Alistair wurde Dritter und in der Gesamtwertung des Triathlons Fünfter, wie der Guardian berichtet.

Egal wem es passiert wäre, Alistair hätte ihm über die Linie geholfen, weil es eine schreckliche Situation sei, sagt er. "Wäre er vor der Ziellinie zu Boden gegangen und hätte dann nicht rechtzeitig medizinische Unterstützung bekommen, hätte das böse ausgehen können." Es sei eine natürliche Reaktion für seinen Bruder gewesen, aber er hätte dasselbe für jeden anderen Menschen auch gemacht. "Ich glaube, näher dran am Tod kann man im Sport nicht sein", sagt Alistair.

Tatsächlich können Triathlons für Athlet*innen gefährlich werden, wenn die Vorbereitung etwa nicht ausreichend war. Alistair sagt über seinen Bruder: "Ich wünschte, der Vollidiot hätte sich seine Energie besser eingeteilt, dann hätte er das Rennen gewonnen. Er hätte die letzten zwei Kilometer nur joggen müssen."

Jonny jedenfalls freut sich über die Unterstützung seines Bruders und twitterte aus dem Krankenhaus: "Danke, deine Loyalität ist unglaublich."