Seit ein Mann in Chemnitz bei einer Messerstecherei ums Leben kam, skandieren AfD-Funktionär*innen und -Anhänger*innen, es handle sich um "Merkels Toten". Die damit verbundenen Ausschreitungen und Demonstrationen rechter und rechtsradikaler Menschen sowie die Reaktionen auf den Tod des Mannes waren auch Thema der wöchentlichen Fernsehsendung Stern TV. Zu Gast bei Moderator Steffen Hallaschka waren in dieser Woche zwei Frauen, um die Situation in Chemnitz zu diskutieren: die Leipziger Mutter Priska L., die über das Leben in Sachsen sprach und Franziska Schreiber, ehemaliges Vorstandsmitglied der Jugendorganisation der AfD, und Autorin des Buchs Inside AFD: Der Bericht einer Aussteigerin, das vor wenigen Wochen erschien.

Seit ihrem Austritt aus der Partei hat es sich Schreiber zur Mission gemacht, über die Strategien der AfD aufzuklären. So berichtet sie im Laufe des Sendung unter anderem, dass man sich von den Trauerbekundigungen von AfD-Politiker*innen nicht täuschen lassen solle. Für die AfD sei der Todesfall in Chemnitz ein unheimlicher Glücksfall. Sie kenne die Verhaltensweisen der Funktionär*innen aus ihrer Zeit in der Partei. So erzählte sie, dass nach dem Attentat auf den Berliner Breitscheidplatz im Dezember 2016 partei intern geradezu gefeiert wurde: "In den internen Gruppen ging damals die Party los. Die Leute haben sich gefreut, weil sie gesagt haben: 'Jetzt endlich sehen die Leute, dass wir die ganze Zeit Recht hatten.'" Schreiber sei sich sicher, dass die Reaktionen auch nun ähnlich ausgefallen seien.

Die Lüge von der Grenzöffnung

Außerdem ging Schreiber auf die Arbeitsweisen der AfD ein und erklärte unter anderem, dass die Lüge, Merkel hätte 2015 die Grenzen geöffnet, bewusst von der AfD in Umlauf gebracht worden sei. "Wir als Funktionäre in der Jugendorganisation, das haben wir uns ausgedacht." Das dürfe man nicht vergessen. Die Binnengrenzen der EU seien schon acht Jahre vor Merkels erstem Amtsantritt offen gewesen. Grenzkontrollen an den deutschen Grenzen wären nach europäischem Recht illegal gewesen.

Bei ihren Schilderungen betonte Schreiber immer wieder, wie bewusst Fehlinformationen von der Partei und ihren Mitgliedern gestreut worden wären.

Schreiber trat 2017 kurz vor der Bundestagswahl aus der AfD aus. Zuvor war sie vier Jahre lang aktives Mitglied der AfD. Im Laufe dieser Zeit äußerte sie sich unter anderem kritisch gegenüber dem Verbot von Holocaustleugnungen, da diese ihrer Meinung nach die Meinungsfreiheit einschränken würden. Sie forderte die Abschaffung der Parteien Linke und Grüne und äußerte sich rassistisch zur Handlung des Kinderfilms Bibi & Tina 4.