Bisher war klar, wie das mit der Schwangerschaftsprävention läuft: Der Mann kann sich ein Kondom überziehen und für Frauen gibt es die Pille. An einer Art Pille für den Mann wird zwar schon lange geforscht, bisher hat es aber noch keine andere Verhütungsmethode geschafft, die gängigen abzulösen. Das könnte sich bald ändern.

Ein Forscherteam der UC Berkeley fand heraus, mit welchem Stoff man männliche Spermien ihrer Kraft, sich in die weibliche Eizelle zu bohren, berauben kann. Eine Befruchtung ist dann völlig ausgeschlossen. Das Team arbeitet auf dieser Basis an einem neuen Verhütungsmittel. Das beste daran: Es ist pflanzlich, hormonfrei und kann von beiden Geschlechtern genutzt werden.

Du kommst hier nicht rein

Spermien legen laut den Wissenschaftler*innen einen Turbogang ein, sobald sie sich im Endspurt zur Eizelle befinden. Die Schwänze der Spermien haben Rezeptoren, die auf ein Sexualhormon anspringen, das die Eizelle freisetzt: das Progesteron. Je näher ein Spermium der Eizelle kommt und je höher die Konzentration des Progesterons, desto kräftiger schlagen die Schwänze. So bekommen sie einen enormen Vorwärtsdruck, schwimmen schneller und können sich dann mit voller Power in die Eizelle bohren.

Wie die Forscher*innen das herausfanden? Sie hefteten den Spermien für ihre Versuche winzige Elektroden an die Schwänze und prüften so, was durch die Hormoneinwirkung mit ihnen passiert.

Erst wenn die Spermien spüren, dass die Eizelle nah ist, wird dieser Endspurt ausgelöst. Den Wissenschaftler*innen zufolge könnten Störungen in diesem Rezeptor-Progesteron-System erklären, wieso manche Männer Fruchtbarkeitsprobleme haben.

Das führte die Forscher*innen zu einem weiteren Schluss: Wenn man das Progesteron daran hindern könnte, den Turbogang der Spermien auszulösen, könnte man sie davon abhalten, in die Eizelle einzudringen.

Wirkungsvolle, hormonfreie Verhütung für alle

Wie sie in einem Beitrag für das Fachmagazin PNAS schrieben, testeten sie insgesamt 50 Mittel und fanden tatsächlich zwei geeignete Wirkstoffe: Lupeol und Pristimin. Beides sind Pflanzenstoffe, die in verschiedenen Früchten und Baumrinden vorkommen. Ersteres wird auch als Mittel gegen Malaria und Krebs getestet.

Wie die Forschungsleiterin Polina Lishko dem US-Magazin Wired erklärte, seien die Wissenschaftler*innen damit schon jetzt in der Lage, ein Notfallverhütungsmittel herzustellen, das zehnmal stärker ist, als die Pille danach. "Es kann kein Embryo entstehen, zu keiner Zeit", sagt sie.

Ihre Forschungsergebnisse erlangten sie durch Versuche an menschlichem Sperma im Labor. Kürzlich begannen sie damit, die Stoffe an Primaten zu testen, um die richtige Dosis und die Wirkungsdauer zu ermitteln. Lishko erwartet noch in diesem Jahr verwertbare Resultate aus den Tests. Innerhalb der kommenden drei Jahre möchte sie eine Firma gründen und die Produktion eines universellen Verhütungsmittels anstoßen, wie sie sagt.

Das Ziel ist, dass Männer wie Frauen das Mittel nutzen können, entweder oral oder durch einen implantierbaren Ring. Das würde die Pille quasi überflüssig werden lassen – und endlich ein faires Aufteilen der Verantwortung für die Schwangerschaftsverhütung ermöglichen.

Außerdem auf ze.tt: Welche Verhütungsmethoden für den Mann gibt es?