Denken wir an einen schönen Mann, sehen wir einen wohlgeformten Körper, groß, definierte Muskulatur, knackiger Po, kantiges Gesicht. Eine Idealvorstellung, völlig realitätsfern, aber dennoch fest verankert in unseren Köpfen.

Dexter Mayfield will das ändern. Das Model wird seit seinem legendären Aufritt auf der Fashion Week Los Angeles vor zwei Jahren laufend für Catwalks, Covershootings und Tänze in Musikvideos gebucht.

Die Kund*innen schätzen an Dexter, dass er ist, wie er ist: queer, massig, wunderschön.

Die Fashion-Week-Show für Designer Marco Marco war die erste seiner Karriere. Und es war auch das erste Mal, dass ein männliches Plus-Size-Model die Möglichkeit bekam, dort zu laufen. Dementsprechend nervös war Dexter vorher. "In der letzten Minute vor dem Lauf schaute mich Marco an und sagte mir: ,Dexter, ich wollte dich nicht ohne Grund für diese Show. Sei du. Sei du selbst. Denk nicht daran, was andere denken. Geh raus und leuchte und sei die Person, die du bist'", erzählt er im Interview mit der Morning Show.

Und er tat es. Das Video ging sofort viral, die Show war ein Riesenerfolg. Dexter ist seitdem nicht mehr aus der Mode- und Musikindustrie wegzudenken. Er tanzte – und wie er tanzt – unter anderem schon für Katy Perry und Jennifer Lopez.

Doch nur Erfolg genügt ihm nicht. Mittlerweile geht es ihm um etwas viel Größeres. Dexter möchte Stereotype aufbrechen. Er möchte Männern zeigen, dass sie schön sind, wie sie eben sind. Und zwar, indem er sich selbst schön findet und das mit jeder Pore bei jedem Aufritt ausstrahlt.

Dexter möchte der Body-Positivity-Bewegung helfen, zu wachsen. "Es ist wichtig, ins Gespräch mit jungen Männern zu gehen", sagt er. "Egal, wie weit ich in dieser Branche schon gekommen bin, mir wird immer noch gesagt, ich solle Gewicht verlieren. Wir müssen das Bild der männlichen Schönheit ausweiten."

Ihm ist es nicht genug, nur über Selbstakzeptanz zu sprechen. Er möchte Männer, die so sind wie er, inspirieren, sich zu zeigen und das zu tun, was er tut.

"Wenn wir das Spektrum der männlichen Schönheit erweitern wollen, ist Sichtbarkeit das wichtigste", sagt er. "Wir müssen auf den Werbetafeln sein. Wenn wir das schaffen, würden viele junge Männer zufriedener mit sich werden und glücklich als die Person, die sie sind."

Dexter wünscht sich, dass in Sachen Akzeptanz ein ähnliches Level wie bei weiblichen Plus-Size-Models erreicht wird. "Ich will an einen Punkt kommen, an dem es nicht mehr ungewöhnlich ist, einen Plus-Size-Typen auf dem Laufsteg zu sehen oder eine Plus-Size-Frau auf der Paris Fashion Week, und nicht nur in einer Plus-Size-Show", sagt er.

Das Model transportiert durch seine eigene Präsenz und Stärke eine wichtige Botschaft. Falten, Hautunreinheiten, unförmigere Figuren, Doppelkinn, dicker Bauch: Das alles sind Fehler, die keine sind, sondern Realität. Der Großteil aller Männer hat gemeinsam, dass ihre Körper eben nicht perfekt sind und ihre Erscheinung nicht wie in der Unterwäschewerbung.

Männer wie Dexter zeigen uns, dass es keine Definition von männlicher Schönheit gibt. Und wenn, dann existiert die nur in unseren Köpfen.