Wenn du aus Berlin kommst und im Jahr 1988 geboren wurdest, gab es jährlich im Schnitt zwei extrem heiße Tage, mit 32 Grad Celcius oder mehr. Heute hat sich daran noch nicht all zu viel geändert; noch immer sind es im Schnitt zwei Tage pro Jahr. Wenn du allerdings in einigen Jahren 80 Jahre alt bist, werden es vermutlich sechs solcher extrem heißen Tage sein. Das zeigt ein interaktives Tool, das die New York Times gemeinsam mit dem Forschungsinstitut Climate Impact Lab entwickelt hat. Du kannst jeden beliebigen Ort eingeben und dein Geburtsdatum. Das Tool errechnet dann die durchschnittlich sehr heißen Tage in deinem Geburtsjahr, heute und in der Zukunft.

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Für ihre Berechnung hat die New York Times auf Daten von Wetterstationen zurückgegriffen, die allerdings im Jahr 2010 endeten. Der als extrem heiß geltende Sommer im Jahr 2018, mit vielen Tagen über 30 Grad Celcius, spiegelt sich deshalb in der Anwendung nicht wider. Vom Jahr 2010 an haben die Journalist*innen und Wissenschaftler*innen auf modellierte Daten zurückgegriffen, wie sie in einem FAQ (pdf) über ihre interaktive Grafik schreiben.

Die zunächst etwas willkürlich erscheinende Festlegung auf 32 Grad Celcius geht auf die ursprünglich amerikanische Fassung des Tools zurück. 32 Grad Celcius entsprechen 90 Grad Fahrenheit, eine in den USA häufig benutzte Grenze für extrem heiße Tage.

Das sagt ein Experte über das Tool

ze.tt hat den Klimaforscher Zebedee Nicholls vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) um eine Einschätzung zu dem Tool gebeten. Er sagt: "Es ist ihnen gelungen, Klimawandel so darzustellen, dass die Leute einen Bezug dazu haben." Jede*r wisse, wie sich ein extrem heißer Tag anfühle. Das sei der Vorteil gegenüber der durchschnittlich ansteigenden Temperatur an einem Ort, die man für das Tool ebenfalls hätte verwenden können.

Das ist zugleich auch die Schwäche der Anwendung. Es gibt Orte auf der Welt, die nur einen geringen oder gar keinen Anstieg an sehr heißen Tagen erleben werden, wie etwa Berlin, und dennoch vom Klimawandel betroffen sein werden. Zudem erscheinen für manche Orte gar keine Ergebnisse, weil die Modelle für diese Regionen zu unsicher sind. "Es ist schwer, ein komplexes Phänomen wie die Erderwärmung in einer einzigen Grafik zu zeigen", sagt er. "Es wird nie perfekt sein." Doch den Macher*innen sei es dennoch gut gelungen.

Das Tool zeigt auch, dass Gegenden, die heute schon heiß sind, künftig noch viel heißer werden. Auch Regionen, die heute ein moderates Klima haben, wie etwa Madrid, werden dem Modell nach starke Steigerungen haben. In den 1960-Jahren gab es dort im Schnitt 30 Tage mit mehr als 32 Grad Celcius, gegen Ende dieses Jahrhunderts könnten es mehr als doppelt so viele sein.Hier geht es zum Tool der

New York Times.