"Sha-la-la-la-la-la", sang die Krabbe Sebastian in Arielle, "go on and kiss the girl!" Und wir saßen, noch ein paar Jahre von der Pubertät entfernt, angespannt und aufrecht vorm Fernseher und flehten: Los, Prinz Erik, küss sie schon! Gib der vorübergehend verstummten Arielle endlich den ersehnten Schmatzer, damit sie ihre schöne Stimme zurückerhält, ein Mensch bleiben darf und endlich ihr Happy End bekommt!

Bei Tritons Dreizack, was waren wir damals naiv! Dass Arielle für einen Typen, den sie kaum fünf Minuten kannte, gleich ihr ganzes Wesen – ihr Meerjungfrau-Sein – aufgeben wollte, haben wir keine Sekunde hinterfragt. Drölftausend ernüchternde Tinder-Dates später würden wir Arielle heute vermutlich raten: Tob dich doch erst mal mit ein paar Meermännern aus, bevor du diesen Erik ehelichst! Und überhaupt: Besteht er Barack Obamas Liebesfragentest? Seid ihr intellektuell auf einem Level? Teilt ihr den gleichen Sinn für Humor? Wäre er ein guter Vater?

Mit fortschreitendem Alter kommt dann meistens doch der kritische Blick, zumindest auf Disneys Liebesgeschichten. Den passenden Instagram-Account zu dieser Haltung liefert Shusaku Takaoka. Der japanische Grafikdesigner zeigt in seinen Collagen Prinzessinnen, die wie wir selbst das romantische Kitsch-Happy-End für überbewertet halten. Lieber zeigen sie ihren Kerlen eiskalt den Mittelfinger.

Beim Mittelfinger bleibt es dabei nicht immer: Auf manchen Bildern schlägt die verständliche Abneigung gegen Prinz Charming sogar in Aggression um. Schneewittchen greift auf ein paar Collagen zum Messer und sogar zur Kettensäge, um ihrem Desinteresse am Happy End mit dem männlichen Geschlecht Nachdruck zu verleihen. Das haben die Herren dann aber doch nicht verdient.