Mit diesen Fragen will sich die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) ab September intensiver beschäftigen. Als Ergänzung zu bereits erhältlichen Publikationen zum Islam oder dem Islamischen Staat startet die Bundesanstalt eine große Youtube-Kampagne.LeFloid,

Mirko Drotschmann und

Hatice Schmidt sollen Kernbegriffe des Islams erklären und Theologie-Experten auf den Zahn fühlen. Insgesamt will die bpb bis März kommenden Jahres 16 Videos veröffentlichen.

Arne Busse, Leiter des Fachbereichs Zielgruppenspezifische Angebote, hat uns das Projekt genauer erklärt.

Herr Busse, was bezwecken Sie mit dieser Aktion?

Arne Busse: Es gibt bei jungen Leuten den Bedarf, sich über den Islam zu informieren. Und es gibt eine Vielzahl von Hochglanzheften und Accounts in sozialen Netzwerken, auf denen Extremisten ein verzerrendes Bild des Islam zeichnen. Dem wollen wir ein Gegengewicht geben. Wir zielen auf die Unwahrheiten ab, die der Islamische Staat und andere Gruppierungen verbreiten. Unser Ziel ist es zu zeigen, dass es nicht die eine Auslegung des Koran gibt und die islamische Religion viel komplexer ist, als es in der Öffentlichkeit von religiösen Extremisten dargestellt wird.

Organisieren Sie also gerade eine Art Youtuber-Taskforce gegen den Islamischen Staat?

Die bpb macht keine Propaganda, das ist durch das Überwältigungsverbot klar geregelt: Wir dürfen gar nicht behaupten, dass es eine richtige und eine falsche Haltung gibt. Wir betreiben Aufklärung im klassischen Sinn.
Wen haben Sie für diese Aufklärungskampagne als Zielgruppe im Blick?

Wer sich entschieden hat, auszuwandern und sich dem Islamischen Staat anzuschließen, den sind wir vermutlich nicht in der Lage, mit dieser Kampagne zu erreichen. Wir können radikalisierungsgefährdete Jugendliche erreichen. Aber auch darüber hinaus sehen wir unsere Zielgruppe insgesamt in einer jüngeren Bevölkerung, die sich fragt: Was ist denn der Islam? Ist da eine Bedrohung? Wir sehen es auch als unser Ziel an, Muslim- und Islamfeindlichkeit abzubauen, indem wir für eine differenzierte Darstellung und Auseinandersetzung mit dem Islam sorgen. Insgesamt geht es uns darum, einen Diskurs möglich zu machen auf einer soliden Grundlage.

Dafür haben Sie drei bekannte Youtuber mit Millionen von Followern als Moderatoren und Gesichter für die Kampagne gewinnen können. Wieviel Geld muss man hinlegen, um LeFloid und Co. zu kriegen?

Ich bin mir in dieser Diskussion um die Gehälter von Youtubern nicht immer sicher, ob die Youtuber tatsächlich viel verdienen oder eher die anderen, die an der gesamten Verwertungskette mit dranhängen. Die Youtuber werden jedenfalls von uns mit Honoraren bezahlt, die jeder andere unserer Experten üblicherweise auch bekommt. Außerdem ist es nicht in unserem Sinne, Youtuber einzukaufen. Wir wollen nicht irgendjemanden vor der Kamera haben, sondern Personen, denen unsere Themen ein wirkliches Anliegen sind.
Inwieweit haben die drei Youtuber einen Zugang zu den Themen?

Bei unserem Interviewformat ist es ganz klar: Darin stellt Hatice Schmidt die Fragen, die sie interessieren. Schmidt ist zwar als Beauty-Youtuberin bekannt, ist aber selbst Muslimin, ist für die Ehe mit einem Deutschen und ihren Umgang mit der Religion kritisiert worden. Auch LeFloid und Mirko Drotschmann haben sich in ihren Videos bereits mit dem Thema beschäftigt. Darüber hinaus unterstützen wir die Youtuber inhaltlich. Bei den Erklärfilmen arbeiten auch wir mit Beratern zusammen, die ganz genau die korrekte Erklärung von Begriffen wie Scharia, Kalifat oder Umma prüfen. Das können Youtuber einfach nicht leisten. Was sie aber leisten können, ist authentisch und überzeugend die Fragen stellen.

Und darin sind sie komplett frei?

Es ist uns wichtig, dass die Youtuber in der An- und Abmoderation, aber auch bei der Auswahl der Fragen ihre Ideen umsetzen können. Und das wissen die Youtuber zu schätzen, was man daran sieht, dass sie uns ihre Reichweite und Aufmerksamkeit für diese Aktion leihen.
Dank der hohen Reichweite der Youtuber werden Sie vermutlich mit Kommentaren überschwemmt. Wie werden Sie damit umgehen?

Ein Team wird die Diskussionen möglichst eng begleiten. Wir sind ja auch keine Youtube-Neulinge: Mit unserer Kampagne "Youtuber gegen Nazis" haben wir schon Erfahrungen gesammelt. Da mussten wir nur ganz wenige Kommentare melden oder sogar löschen. Und auf differenzierte Diskussionen freuen wir uns. Wir wollen Orentierungswissen kommunizieren, um dann eine Debatte loszutreten. Das ist in der Vergangenheit zu kurz gekommen.