Sonntagmorgen. Ich wache auf. Alles gut, aber schlechter Geschmack im Mund. Igitt. Ich gehe ins Bad, putze mir die Zähne.

Der Kreislauf wacht auf. Der Kopf beginnt langsam, ganz langsam, zu pochen. Mir ist flau im Magen. Leben und Gefühle in Zeitlupe, Schmerzen aber auch. Nichts ist gut. Ja, es ging lang gestern. Aber so lang? Ich fluche.

Die letzte Nachricht habe ich um 5.32 Uhr abgeschickt. Nur dreieinhalb Stunden geschlafen. Müdigkeit übermannt mich, ich muss zurück ins Bett. Aus der Küche nehme ich eine Flasche Wasser mit. Schön, ihre Form, der Flaschenhals schmiegt sich in meine Hand.

Kühl, rund, wow.

Jetzt liege ich da. Ich krümme mich. Mir ist zu warm. Mir ist zu kalt. Meine Augen sind trocken, mein Mund auch. Wasser hilft nicht, jeder Schluck macht die Schmerzen schlimmer. Mir wird schlecht. Ich spurte ins Bad, ich muss mich übergeben. Ein paar Minuten hocke ich da, Arme um die Kloschüssel geschlungen. Interessant, denke ich, diese Form, wie fürs Umarmen gemacht. Was für ein jämmerliches Bild ich abgeben muss.

Ich habe es schon wieder übertrieben. Dabei habe ich mir vorgenommen, es bei zwei Bier zu belassen. Wie jedes Mal. Ich verspreche mir, es endgültig zu lassen. Wie jedes Mal. Ich reiße das Fenster auf. Unten links hat ein Vogel gegen die Scheibe geschissen. Beeindruckend, diese Form. Künstler verkaufen sowas als Kunst.

Sonntagmittag. Ich bin kurz bei Bewusstsein. Ich atme tief ein. Die Erinnerungen an gestern sind vernebelt. Bewegen möchte ich mich nicht. Ich bin gezwungen, mich mit mir und meinen Gedanken zu beschäftigen. Elendes Gefühl. Aber auch schön. Heute mal keine maximale Leistung abliefern müssen. Ich streichle meinen Arm, ein Schweißfilm überzieht ihn.

Augen wieder zu. Wellen, Kreise, Lichter. Mal Bilder von früher, mal von morgen. Diese Kopfschmerzen. Muss vom Gin sein. Stunden vergehen. Heute nur nicht raus. Die Decke, war sie jemals so zärtlich zu mir? Ich wickle mich ein, wickle mich aus.

Ich schäme mich.

Die Absage für das Essen mit den Jungs am Abend bekomme ich gerade so getippt. Wieder zu warm. Durst und plötzlich Hunger. Wieder in die Küche, stolpernd. Wie gut so eine Banane schmeckt. Habe ich jemals wirklich genossen? Heute ist alles wie beim ersten Mal – könnte öfter so sein.

Ich lache kurz. Darüber, wie wir auf dem Heimweg in einen Altpapierhaufen gesprungen sind. Sehr lustig. Ha Ha. Aua. Kopfschmerzen.

Spinnweben an der Zimmerdecke. Wie alt wird so eine Spinne eigentlich? Ich schlafe ein.

Sonntagabend. Ich wache auf. Keine Kopfschmerzen mehr. Meine Decke liegt am Bettende, weggestrampelt. Schwummrig ist mir immer noch. Aber ich bin ruhig. Ich bin zufrieden. Mein Zimmer, die Heilstätte. Wie ein Körper das nur macht.

Der Vorabend liegt Jahre zurück. Muss spät gewesen sein. Jetzt bin ich ausgeschlafen, Schlaf ist wundervoll. Ich liege da, ganz entspannt. Ich bleibe noch etwas länger liegen. Wie ein Phönix, dem die Asche, aus der er entstiegen ist, zu bequem zum Wegfliegen ist. Oder so. Ich genieße.

Apropos, draußen zwitschern jetzt Vögel. Es klingt, als würden sie singen. Ich lächle. Was für ein schöner Gesang.

Die Luft ist gut, sie ist rein, angenehm. Mir ist nicht warm. Mir ist nicht kalt. Ich schließe das Fenster. Unten links immer noch der Vogelschiss. Wie schön es ist, Zeit für sich zu haben.

Ich bin entschleunigt. Danke, Kater. Du schenktest mir diesen Tag, machtest ihn zu meinem. Ich trinke den letzten Schluck Wasser aus der Flasche. Ich bin heute neu geboren.