Die geliebte Basilikumpflanze sollte man vielleicht lieber nicht damit umtopfen. Wer jedoch spätestens nach Ridley Scotts Science-Fiction-Film Der Marsianer aus dem Jahre 2015 seine eigene Überlebensfähigkeit inmitten einer Wüste aus Eisenoxid-Staub auf die Probe stellen will, kann es jetzt tun: Wissenschaftler*innen der University of Central Florida verkaufen seit Neuestem künstlichen Marsboden.

"Künstlich" heißt: Der Boden stammt nicht wirklich vom Mars. Seine Zusammensetzung beinhaltet nur die gleichen chemischen Verbindungen wie der Boden auf unserem Nachbarplaneten. Darin enthalten ist etwa Eisen- und Magnesiumoxid. Es finden sich aber auch Perchlorate darin, die in Zusammenwirkung mit kurzwelligen UV-Strahlen, wie sie auf dem Mars üblich sind, toxisch wirken können.  Die Informationen über die dortigen Gegebenheiten kommen vom Rover Curiosity, der seit 2011 auf dem Mars seine Runden zieht und ihn auf organisches Material untersucht.

Der Ausverkauf des Mars ist schon in vollem Gange

Was macht man nun also mit diesem lebensfeindlichem Substrat, das auf die meisten uns bekannten Organismen giftig wirkt, und pro Kilogramm für 20 Dollar zu erwerben ist (zuzüglich Versandkosten)? Die Wissenschaftler*innen sagen, es sei nicht von Nachteil, vor einer Übersiedlung – die unserer Menschheit gewiss in ein paar Jahrzehnten bevorsteht, wenn wir mit der Erde fertig sind – Methoden auszuprobieren, um Essen und Pflanzen anzubauen.

Wäre es viel zu spielverderberisch, den Sinn und Zweck einer solchen Aktion zu hinterfragen? Der Ausverkauf des Mars hat längst begonnen. Die Webseite www.mondland.de, die laut eigenen Angaben bereits seit über 15 Jahren alle Mondgrundstückbesitzer*innen in einer Datenbank listet, bietet etwa Marsgrundstücke an: Für eine Fläche in der Größe von insgesamt 177 Fußballfeldern zahlt man 39,90 Euro. Hinzu kommen die Versandkosten, nicht für das Grundstücks, sondern für die Urkunde. Eine Holzrolle gibt es gratis dazu, wie auch die exakten Koordinaten des galaktischen Domizils. Ein vorheriger Preisabgleich ist nicht ganz verkehrt: Auf Ebay bekommt man etwa ein Grundstück von 5.000 Quadratmetern für 10,95 Euro. Doch wann können sich die Käufer*innen auf den Umzug freuen? Rechtlich verbindlich ist der Kaufvertrag allerdings nicht, weil die Nationalstaaten noch kein Abkommen über die Aufteilung unterzeichnet haben.

Die US-Raumfahrtbehörde Nasa plant, innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte Astronaut*innen zum Mars zu schicken. Dem Vorhaben haben sich China und Russland angeschlossen. Dabei gibt es noch eine Reihe gesundheitlicher Bedenken: Forscher*innen fanden heraus, dass die kosmische Strahlung, bestehend aus hochenergetischen Teilchen der Sonne, der Milchstraße und anderer Galaxien, auf dem Mars weitaus höher ist als auf der Erde. Mögliche Folgen laut neuesten Studien: Die Zerstörung des Darmgewebes und der DNA, das Nervensystem wird geschädigt. Von der Erde werden diese Strahlungen durch die Atmosphäre und das Magnetfeld größtenteils abgeleitet.

Der Mars bleibt erst einmal unerreichbar

Der Hinflug ist dabei nicht mal das größte Problem, sondern die Rückkehr: Eine Landung auf dem Mars würde laut aktuellem Forschungsstand fünf bis sieben Tonnen Treibstoff verbrauchen. Da bleibt also nicht viel Sprit für den Rückflug übrig. Dieser müsste vor Ort erzeugt werden. Dazu gibt es zwar eine Reihe von Lösungsansätzen, doch bisher bleibt das alles Theorie.

Das war auch die Prämisse für die Reality-Show "Mars One" im niederländischen Fernsehen. Ursprünglich hatten sich die Macher*innen zum Ziel gesetzt, im Jahr 2022 den Mars mit knapp 40 Personen zu besiedeln. Der Clou: Die teilnehmenden Astronaut*innen können nicht zur Erde zurückkehren. Das wird Tränen geben und Einschaltquoten! Dennoch gab es mehrere Tausend Bewerbungen und 2015 bereits eine Vorauswahl, bei der 100 Bewerber*innen übrig blieben. Doch der Starttermin wurde erst auf das Jahr 2032 und dann auf ein unbestimmtes Datum verschoben.

Kein Wunder, dass die Faszination um den Roten Planeten so groß ist: Der Mensch will ja bekanntermaßen gerne das, was er nicht haben kann. Bevor unsere Spezies also die Möglichkeit bekommt, es auch auf dem nächsten Planeten unseres Sonnensystem zu vergeigen, muss sie sich damit zufrieden geben, zu Hause die Fingerkuppen über einen sandigen, giftigen Haufen Zukunft streichen zu lassen, verträumt an die Wand zu starren und sich die nächste Zerstörung herbeizusehnen.