Eine neue Studie der Vereinigung amerikanischer Psychologen (APA) hat herausgefunden, dass man bereits in jungem Alter in unserem Gesicht verlässlich erkennen kann, ob wir eher aus wohlhabenden oder eher aus armen Verhältnissen kommen.

Zu dem Ergebnis kamen die Forschenden, indem sie Studierende in zwei Gruppen einteilten: Eine Gruppe bildeten Studierende mit einem höheren durchschnittlichen Familieneinkommen, die andere Gruppe setzte sich aus den Studierenden zusammen, deren Familieneinkommen unterdurchschnittlich ist. Anschließend wurde von allen Studierenden Fotos mit neutralem Gesichtsausdruck gemacht.

In einem nächsten Schritt wurde eine andere Gruppe von Teilnehmenden gebeten, die Fotos der Studierenden anzuschauen und aus dem Bauch heraus zu entscheiden, ob die Menschen, die sie auf den Fotos sahen reich oder arm seien. Das Ergebnis: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 53 Prozent waren die Teilnehmenden in der Lage zu beurteilen, welche Studierenden zu der Gruppe der Reichen beziehungsweise zu der Gruppe der Armen gehörten. Das bedeutet ein höheres Level als bei einer Zufallsverteilung, schreiben die Autoren der Studie.

"Das bedeutet, dass sich die Lebenserfahrung 18- bis 22-jähriger Studierender bereits so sehr im Gesicht ablesen lässt, dass sie Aufschluss über den sozioökonomischen Status des jeweiligen Menschen geben kann", sagt Nicholas Rule, einer der an der Studie beteiligten Professoren.

Interessanterweise ist der Effekt nur verlässlich an neutralen Gesichtern nachweisbar. Er verschwindet, wenn eine Emotion, etwa ein Lachen, im Gesicht zu sehen ist. Emotionen wirken in Bezug auf das Herauslesen unseres sozialen Status also wie eine Art Maske, die unsere Lebenserfahrung verdeckt – etwa negative Erfahrungen in der Jugend oder Kindheit, aber auch anhaltende Fröhlichkeit, die typischerweise mit einem sorglosen, zufriedenem Leben assoziiert wird.

Nach den Forschenden wirken sich diese Eindrücke in reale Handlungen aus: So kriegen reich aussehende Menschen eher einen Job. Als Arm eingestuft zu werden, kann andersherum dazu beitragen, dass das auch so bleibt.

So ist es denkbar, dass eine Art selbsterfüllende Prophezeiung entsteht: Der erste Eindruck, den wir geben, kann unsere Begegnungen beeinflussen und somit die Möglichkeiten, die wir im Leben haben. Wie sich das aufs Berufsleben auswirkt, ist an anderer Stelle, etwa durch das Institut für die Zukunft der Arbeit (IZA), bereits erforscht. Schöne Menschen bekommen etwa zehn bis 15 Prozent mehr Gehalt und nicht nur das: Ihre Chancen überhaupt angestellt zu werden sind ebenfalls größer.