"Grey's Anatomy"-Star Ellen Pompeo hat es gut gemeint. Die Schauspielerin rief zum Boykott einer TV-Dokumentation über den Ku-Klux-Klan auf, weil diese mehr Werbung für die rassistische Vereinigung als kritische Auseinandersetzung mit ihr sei. ✋?

Schließlich gab der Sender ein Stück weit nach und änderte zumindest den Titel der Dokumentation von "Generation KKK" in "Escaping the KKK: A Documentary Series Exposing Hate in America". Pompeo verstand das als kleinen Sieg und twitterte wie folgt:

Das Problem für viele Twitter-Nutzer*innen: Pompeo benutzte in ihrem Tweet schwarze Emojis. Die Schauspielerin könne nie Diskriminierungserfahrungen aufgrund ihrer Hautfarbe gemacht haben und deswegen bei dem Thema erstens nicht mitreden und zweitens erst recht keine Emojis benutzen, die nicht ihrer Hautfarbe entsprechen würden. ?? Pompeo schlugen teils heftige Beleidigungen entgegen. Auch ihre Rechtfertigung ("Seid keine Hater, Rassismus ist nicht nur ein schwarzes Problem, klar?") wurde weiterhin scharf kritisiert.

Andere Nutzer*innen warfen der Schauspielerin vor, zu wenig getan zu haben. Eine Namensänderung sei ein zu kleiner Erfolg, immerhin würde die Dokumentation immer noch ausgestrahlt und trotz Pompeos Protests ihre werbliche Wirkung erzielen.

Nach drei Stunden heftiger Diskussionen ("You are a white bitch!") auf Twitter gab Pompeo schließlich auf:

Hat Pompeo einen Fehler gemacht – oder nicht?

Zurück bleibt ein ungutes Gefühl – hat die Schauspielerin einen Fehler gemacht oder nicht? ?? Neu ist die Diskussion nicht. Bereits kurz nachdem die diversen Emojis an den Start gingen, gab es Diskussionen darüber, ob, wie und wann es okay für Weiße ist, Emojis mit dunklerer Hautfarbe zu verwenden. ✌?

Letzten Mai berichtete The Atlantic, dass viele Weiße Menschen sich nicht trauen würden, Emojis zu benutzen, die ihrer Hautfarbe entsprächen. Grund dafür laut Artikel: Ein Großteil der (hellhäutigen US-amerikanischen) Nutzer*innen möchte nicht, dass das Benutzen der Emojis mit hellem Hautton als Zeichen dafür interpretiert wird, dass sie besonders stolz auf ihre Hautfarbe und die damit verbundenen Privilegien innerhalb der Gesellschaft seien. Viele würden beim Simpsongelb bleiben, oder Emojis auswählen, die dunkler sind, als es ihrem eigenen Hautton entspräche, um nicht als Nazi abgestempelt zu werden.

Es bleibt die Frage: Dürfen Weiße schwarze Emojis nutzen?

Ich als Weißer benutze eigentlich fast alle Hauttöne, fast jedes Emoji hat bereits eine andersfarbige Voreinstellung. Ich mag es, diese Diversität zu sehen, wenn ich durch meine Emojis wische. ??

Allerdings ist es aus meiner Positionalität heraus auch viel einfacher, einfach die Farbe zu nehmen, auf die ich Bock habe. Ich kann mir vorstellen, dass es für die ein oder andere Person of Color eine ungleich schwerere Entscheidung ist, ein dunkles Emoji zu wählen, dass einen vielleicht mehr repräsentiert, aber automatisch auch den Fokus auf den scheinbar von der Norm abweichenden Hautton legt. ??

Eine nicht repräsentative Umfrage unter People of Color in meinem Freundeskreis ergab allerdings: Wie ich persönlich meine Emojis verwende, war den Befragten völlig egal.

Trotzdem: Das simpsongelbe Emoji ist für mich eigentlich nicht gelb, sondern eher als weiß assoziiert. Das ? sind eher blonde Haare, als dunkle. Obwohl es das Standard-Emoji ist, repräsentiert es also eine weiße Norm. Darin liegt ein Privileg, denn ich kann den Standard auswählen, um mich repräsentiert zu fühlen.

Ich will mit der Verwendung von Emojis mit dunklem Hautton – aber eben auch mit der Verwendung von Emojis mit hellem Hautton – niemandem zu nahe treten. Am Ende ist da wohl auch der Kontext der entscheidende: Einerseits kann ich das Emoji losgelöst von mir sehen, als ein Bild zweier applaudierender Hände ?? oder eben als meine eigenen applaudierenden Hände.

Ein eindeutiges Richtig oder Falsch wird es wohl nicht geben – aber schon erhöhte Sensibilität bei solchen Fragen ist ein Fortschritt.