Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, den Tag wertvoll zu beginnen. Das Frühstück kann facettenreich sein: Müsli, Obst und Joghurt zu Milchkaffee. Schwarzbrot, herzhaft belegt mit Gouda und Tomate zu grünem Tee. Vollkornbrötchen mit Quark und Marmelade zu Orangensaft.

Doch es gibt da noch eine Alternative: Huel. Ein leicht zäher Shake, wenn gewünscht mit Schokolade-, Erdbeer-, Bananen-, Rhabarber-, Ananas-Kokosnuss-, Toffee- oder Mokka-Geschmack. Wer auf seinen morgendlichen Kaffee nicht verzichten möchte, kann "Kaffee – entweder gebrüht oder einfach als Instantpulver hinzugeben", schreibt Huel auf der offiziellen Website. Na, wenn einem da mal nicht nicht das Wasser im Mund zusammen läuft.

Nährstoffe zum trinken

Zugegeben: Ich bin ein Genussmensch. Objektiv kann ich die innovative Essensform des britischen Unternehmen also nicht betrachten. Bei dem Gedanken von Mahlzeiten in flüssiger Form werde ich wütend. Für mich ist es kaum vorstellbar, dass Menschen lieber zu einem Shake in Plastikflasche statt zu einem belegten Butterbrot greifen.

Ja – die Zubereitung von Mahlzeiten kostet Zeit. Zeit, die wir uns morgens, in der Mittagspause oder abends nehmen sollten, um kurz aus dem Laufrad des Alltags auszusteigen und zu pausieren. Zeit, uns etwas Gutes zu tun. Zeit, um kurz abzuschalten.

Viele Menschen behaupten, sich diese Zeit nicht nehmen zu können. Dazu stelle ich zwei steile Thesen auf. Erstens: Wer sich Auszeiten nimmt und gesund ernährt, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit produktiver als jemand, der vor dem Computer einen Shake schlürft. Zweitens: Jeder, der entsprechende Priorität auf das eigene Wohlbefinden und seine Gesundheit legt, kann sich die Zeit für das Zubereiten von Mahlzeiten nehmen.

Huel wirbt damit, den Konsum von Fritten, Currywurst, und China-Nudeln zu senken. Das Unternehmen schreibt: 

"Statt Fastfood gibt es dann halt – wann immer du willst – eine günstige, praktische und nährstoffreiche Mahlzeit mit Huel."

Astronautenkost versus Fast Food? Nee, ich esse lieber Falafel statt Trinkbrei.

Nie wieder Candle-Light-Dinner?

Es gibt natürlich noch die Sorte Mensch, die keinen Spaß am Kochen und an gesunder Ernährung hat. Für sie bedeutet Kochen Arbeit und Zeitverschwendung. Der Redakteur Peter Robinson von The Guardian ist so jemand. Deshalb startete er das Experiment mit "Huel": Eine Woche lang ernährte er sich ausschließlich von flüssigen Kalorien. Zum Ende seines Versuchs fühlte er sich jedoch weder fitter, noch gewann er mehr Spaß am Essen.

"Das Trinken von Huel wurde zur Gewohnheit und eine neue Art von Leidenschaftslosigkeit begleitete meine Mittagessen. Ich fühlte mich nicht wie ein starker Astronaut. Ich fühlte mich wie ein Idiot", schreibt Robinson.

[Außerdem auf ze.tt: Der Analogkäse ist zurück]

Also ich nicht. Es tut weh, zu beobachten, wie die Kulinarik zu einem Zweckmittel verkommt. Noch heute bringt das gemeinsame Kochen und Essen von Mahlzeiten Menschen an einen Tisch. Essen bedeutet Gemeinschaft, Leidenschaft und Vergnügen.

Das alles passt leider nicht in eine Plastikflasche – sorry!