Am Ende der jährlichen Kältezeit und damit am Höhepunkt des persönlichen Vitamin-D-Mangels sehnen sich viele nach dem herrlichen Gefühl von Sonnenstrahlen auf der Haut. Kaum schielt die Sonne hinter den Wolken hervor, strömen die Menschen ins Freie, ins Grüne und ins Wasser. Die Schanigärten sind voll, genau wie die Strände unserer liebsten Badeorte und die Bordsteinkanten der Städte. Während wir dort gemütlich Aperol Spritz, Radler oder Iced-Coffee trinken und entspannnt schwitzen, hat unsere Haut allerdings richtig viel zu tun.

Sonnenstrahlen geben nicht nur sichtbares Licht und Wärme, sondern ebenso ultraviolette Strahlung ab. In angemessener Dosis ist diese lebenswichtig. Mit ihrer Hilfe baut unser Körper Vitamin D3 auf, das an vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt ist. Allen voran reguliert es den Calcium- und Phosphatstoffwechsel und fördert so die Härtung der Knochen.

Unumstritten ist allerdings auch, dass UV-Strahlen als eindeutig krebserregend eingestuft sind. Das gilt für die ultravioletten Anteile der Sonnenstrahlung genauso wie für das UV-Licht in Solarien. Wenn die Strahlung eine gewisse Dosis überschreitet, ist sie für den Menschen schädlich. Die Haut versucht sich zunächst selbst zu schützen, indem sie in tieferen Hautschichten den Farbstoff Melanin produziert und pigmentiert: die Haut bräunt und absorbiert das UV-Licht. Langfristig bildet sie zusätzlich eine Lichtschwiele. So nennt man es, wenn die obere Hautschicht verdickt und verhornt.

Wenn wir UV-Licht sehen könnten

Der Schutz vor zu hoher UV-Strahlung ist für die Haut anstrengende Arbeit. UV-Fotografie kann diese Arbeit sichtbar machen und zeigen, wie sich die Sonne auf die Haut auswirkt.

Darum dreht sich das Projekt von Pierre-Louis Ferrer. Mit seinem speziellen Kameraequipment folgt er den kurzwelligen UV-Strahlen unter die Haut und veranschaulicht ihre Pigmentierung. Seine Fotos zeigen Porträts von Menschen mit Sommersprossen, Flecken und Unreinheiten, die ansonsten unsichtbar wären. "Du kannst dich nicht vor UV-Licht verstecken, weil es die tieferen Schichten der Haut zeigt", sagt der 31 Jahre alte Fotograf aus Frankreich. Deshalb nannte er sein Projekt Brut, französisch für roh. Er möchte damit auf die Kraft der Sonne aufmerksam machen.

Unsere Haut beginnt sich zu schützen, noch bevor die Pigmentierung für das menschliche Auge sichtbar wird. "Jedes Foto bietet einen intimen Blick auf das wahre Aussehen eines Menschen, das dieser nicht mal selbst wahrnehmen kann", sagt Ferrer. Die Teilnehmer*innen seien gewissermaßen entblößt und würden zeigen, was hinter der wahrgenommenen Schönheit stecke. Das mache sie verletzlich.

Schutz ist Trumpf

Ein Sonnenbrand entsteht, wenn die Haut mit ihrem Selbstschutz nicht nachkommt. Dann schreit sie mittels schmerzhafter Rötungen um Hilfe. Die Haut erholt sich nach UV-Verbrennungen zwar oberflächlich wieder, aber die Schäden bleiben. Die Strahlenbelastung summiere sich im Laufe des Lebens, warnt auch das Deutsche Krebsforschungszentrum: "Die Haut vergisst nicht. Erst nach Jahren bis Jahrzehnten zeigen sich die Auswirkungen der Sonnenbestrahlung mit vermehrter Faltenbildung oder Pigmentflecken. Sterben schwerer geschädigte Zellen nicht ab, kann Hautkrebs entstehen." Laut der Deutscher Krebshilfe ist Hautkrebs mit jährlich 272.000 Neuerkrankungen die häufigste Krebserkrankung in Deutschland.

Das Deutsche Krebsforschungsinstitut betont daher die Wichtigkeit von Sonnenschutzmitteln, vor allem bei Menschen mit einem hellen Hauttyp. Etwaige Befürchtungen, mit zu hohem Schutz auch die Vitamin-D-Bildung zu blockieren, seien zudem unrealistisch. Ein ausgewogener Vitamin-D-Haushalt sei schon gegeben, "wenn man zwei bis dreimal pro Woche nach draußen geht und Gesicht, Hände und Arme wenige Minuten der Sonne aussetzt. Der Körper kann Vitamin D speichern."

Gebräunte Haut gilt bei vielen immer noch als gesund und attraktiv – ein Schönheitsideal, das auf Kosten der Gesundheit geht. Eine braune Haut bietet nicht ausreichend Schutz vor Lichtschäden oder späterem Hautkrebs, sondern meldet nur, dass sie geschützt werden möchte. Beim nächsten Mal also lieber doppelt eincremen. Eine gesunde Sonnenbräune gibt es nicht.