Immer mehr Menschen googeln im Internet nach Symptomen – und lassen sich von den Suchergebnissen beeinflussen. Bei dem neuen Kurs "Krankheiten bestimmen mit dem Internet" sollen Teilnehmer lernen, ihre Selbstdiagnose richtig einzuschätzen, wenn sie im Internet nach einem möglichen Krankheitsbild suchen. Dabei werden ihnen durch konkrete Fallbeispiele die Grenzen und Chancen der medizinischen Selbst-Recherche näher gebracht.

Anhand dieser Beispiele sollen die Teilnehmer lernen, dass es nicht die eine richtige oder falsche Diagnose gibt, sondern immer nur Annäherungswerte. Der Allgemeinmediziner Dr. Kurt Usar, der diese Beispiele entwickelte, sieht die größte Gefahr darin, dass Patienten bei der Selbstrecherche auf seltene Diagnosen stoßen. "Ein Patient kam einmal mit hängenden Mundwinkeln zu mir in die Praxis mit der Selbstdiagnose: Chronische Borreliose", erzählt Usar. "Das ist eine Krankheit, die extrem selten vorkommt, in Laien-Kreisen und im Internet jedoch ein viel diskutiertes Krankheitsbild ist." Am Ende diagnostizierte Usar eine Durchblutungsstörung des Gehirns.

Usar entwickelte den Kurs gemeinsam mit der Medizinischen Universität Graz, der Universität Graz und der Technischen Universität Graz. Auf Österreichs erster und größter Plattform für Massive Open Online Course (MOOC), iMooX, kann jeder den Kurs gratis mitmachen. Bereits 250 Personen haben sich für den Kurs eingeschrieben. Das Entwicklerteam geht davon aus, dass die Zahl noch steigt – im Schnitt würden zwischen 600 und 700 Teilnehmer bei den Online-Projekten mitmachen. Persönliche Daten müssen nicht angegeben werden, die anonymisierten Daten werden lediglich für wissenschaftliche Zwecke verwendet. Mitte kommenden Jahres will das Team anfangen, sie auszuwerten.

Wie sehen die Aufgaben des Kurses aus?

  • Die erste Kurswoche beginnt mit einem Video. Darin sind Szenen aus dem Leben eines fiktiven Patienten zu sehen. Der arme Lothar klagt über Rückenschmerzen, seine Beine tun weh. Außerdem zählt er frühere Krankheiten auf.
  • Im Anschluss folgt ein Multiple-Choice-Quiz: Aus verschiedenen Krankheitsbildern soll das ausgewählt werden, das am ehesten zutrifft.
  • Anschließend zeigen drei Kurven an, zu welchem Ergebnis man selbst, der Durchschnitt der Kursteilnehmer sowie eine Auswahl von Ärzten gekommen ist.
  • Welche Krankheit der Patient tatsächlich hat, erfährt man zu Beginn der folgenden Kurswoche. Aber: Eine eindeutige Antwort wird es auch dann nicht geben, denn – wie wir gelernt haben: Richtige Diagnosen gibt es nicht. Nur Annäherungen.

Habt ihr bei gesundheitlichen Problemen auch schon einmal gegoogelt? Welche Erfahrungen habt ihr dabei gesammelt?