Wenn Anthimos Ntagkas durch die Straßen geht, ist er hochkonzentriert. Denn er ist nicht einfach unterwegs. Er ist auf der Suche. Der 41-Jährige jagt den perfekten Moment, den richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Und um den zu finden, bedarf es einer Menge Geduld. Manchmal muss er stundenlang an Ort und Stelle ausharren, für etwas, das am Ende nur wenige Sekunden andauert.

Ntagkas ist Fotograf und spezialisiert auf Street Photography, auf die echten und unverfälschten Momente des Alltags. Allerdings geht er einen Schritt weiter. Er sucht Alltagssituationen, die, aus dem richtigen Blickwinkel fotografiert, eine zufällig entstandene Verwobenheit zwei unabhängiger Umstände zeigen. Einfacher ausgedrückt verbindet er zwei unabhängige Situationen zu einer – und kreiert damit einen scheinbaren Zufall, der uns ansonsten entgangen wäre. So entsteht beispielsweise ein Foto eines Hundes mit Menschenbeinen, alleine weil Ntagkas aus der richtigen Perspektive fotografiert. Er spielt mit Vorder- und Hintergründen und positioniert sich auf eine Art, die beide verschmelzen lassen. "Zum Glück sind die Themen bei dieser Art von Fotografie endlos", sagt er.

Die Kunst des absichtlichen Zufalls

Zunächst such Ntagkas erst mal Orte, die Potenzial für den Zufall haben. Das kann ein Graffiti, eine Straßenlaterne oder ein rauchender Schornstein sein. Dann platziert er sich und wartet. Und wartet. So lange, bis ein*e Passant*in vorbeikommt und alleine mit seiner*ihrer Anwesenheit das ursprüngliche Motiv verändert und zu einem neuen macht. So kann es so aussehen, als ob der Rauch eines Schornsteins aus dem Kopf einer vorbeigehenden Frau aufsteigt. Die Zeichnung einer Katze auf der Wand kann im richtigen Moment wirken, als würde sie aus dem Rucksack eines Mannes kommen. Und ein Sonnenschirm im Vordergrund eines Strandbesuchers kann suggerieren, dass er einen ziemlich großen Rock trägt. "Ich versuche, Menschen mit Momenten des Alltags zu kombinieren, wo immer ich stehe", sagt er.

Das funktioniert teilweise so gut, dass Betrachter*innen Ntagkas manchmal vorwerfen, seine Fotos bewusst zu inszenieren. Das sei allerdings noch nie der Fall gewesen. "Ich nehme das als Kompliment", sagt der Fotograf.