So funktioniert die Kölner 3 1/2 Minuten-App: Jeden Tag schickt sie dem*der User*in eine neue Fasten-Aufgabe, die genau dreieinhalb Minuten dauern soll. Statt 40 Tage Dauerverzicht auf Fleisch, Bier oder Zigaretten sind sechs verschiedene Fasten-Kategorien im Angebot: körperliche, soziale, spirituelle, politische, persönliche und geistige Übungen.

An einem Tag gibt's Yoga-Übungen zum Entspannen, am nächsten Tag fordert die App den*die User*in dazu auf, Lebensmittel zu spenden. Am dritten Tag steht dann das "klassische Double-Workout – aber mit vertauschten Rollen" auf dem Programm: Statt das Vaterunser zu beten, soll sich der*die User*in überlegen, was Gott ihm wohl sagen würde, wenn der Mann da oben dreieinhalb Minuten Zeit hätte, nur zu ihm*ihr, dem*der User*in auf Erden, zu sprechen. Sonntag ist Ruhetag, hier ruht auch die App und stellt keine neuen Aufgaben.

Mit den Fasten-Traditionen der katholischen Kirche hat das alles nur noch wenig zu tun. Stattdessen vermittelt die App eine Mischung aus Fitness, Spiritualität und Politik. Die 32-jährige KjG-Diözesanleiterin Lena Bloemacher sieht darin große Chancen: "Jeder Mensch nimmt anders zu Gott Kontakt auf. Mit unser App wollen wir jungen Menschen die Möglichkeit geben, sich über das Smartphone mit der Fastenzeit zu beschäftigen."

Mit ihrem Glauben Teil der Lebenswirklichkeit von jungen Erwachsenen werden – das ist das Ziel der neunköpfigen KjG-Gruppe, die schon in der Vergangenheit mit verschiedenen kuriosen Aktionen für katholische Werte geworben hat. Großer Beliebtheit im Kölner Erzbistum erfreut sich zum Beispiel das jährliche Zickezacke-Hühnerkacke-Spiel der jungen Katholiken.

Ein bisschen hip wollen sie bei der KjG eben sein. Deshalb zeigen die Katholiken auf ihrer Facebookseite ein Video von Neo Magazin Royale-Rapper Dendemann. 3 1/2 Minuten heißt auch ein Song des Musikers. Thema: Trennungsschmerz. Im Musikvideo präsentiert Dendemann stolz jede Faser seines muskulösen Körpers.

Aber was hat Dendemann denn mit Fasten zu tun? Eigentlich nichts. Dass sein Song und die App denselben Titel tragen, sei purer Zufall, erzählt KjG-Bildungsreferent Holger Walz: "Der Name der App stand schon fest, als wir merkten, dass es diesen Song von Dende gibt."

Bei der KjG freut man sich über die ersten Downloadzahlen: Zwei Tage nach dem Launch hatten über 600 Leute die App heruntergeladen. Darunter sind vor allem Mitglieder der Kirchengemeinde, aber auch einige Kirchen-Fremde. Und genau an denen sind die KjG-Entwickler*innen besonders interessiert. Holger Walz sagt: "Wir würden uns riesig freuen, wenn wir durch die App einige Leute für das Thema Fasten interessieren könnten, die bisher nichts mit dem Thema am Hut hatten."

Auch Spät-Einsteiger können bei der Fast-App noch mitmachen: Am Montag beginnen die vermeintlich schwereren Übungen, bis dahin wird noch angeschwitzt: Bisher standen nur leichte Sport- und Meditationsübungen auf dem Fast-Plan. Diözesanleiterin Bloemacher meint: "Mitmachen kann man jederzeit, und wer will kann auch gerne Fast-Übungen nachholen, die stehen alle auf unserer Internet-Seite."