Eben noch war alles gut. Zusammen Netflix geguckt, Pizza bestellt, Sex gehabt. Bis wenig später doch wieder die Hölle losbricht: Drama und Streit, Trennung und Tränen. Tage- oder wochenlang herrscht Funkstille, dann kommt unvermeidlich die erste Nachricht und alles beginnt von vorn – das klassische Muster einer On-Off-Beziehung. Doch dieses Spiel von Nähe und Distanz ist gefährlich und verletzt die Seele.

Wissenschaftler*innen der Universität von Illinois haben diesen Effekt mit 545 liierten Proband*innen untersucht und festgestellt: In einer On-Off-Beziehung gibt es ein höheres Potenzial für missbräuchliches Verhalten, schlechtere Kommunikation und logischerweise unsicherere Bindung. "Leute, die sich regelmäßig trennen und wieder zusammenkommen, können von diesem Muster negativ beeinträchtigt werden", so der beteiligte Familienwissenschaftler Kale Monk.

Depressionen und Angst können die Folge sein

Die On-Off-Beziehungsmuster waren der Untersuchung der Wissenschaftler*innen aus Illinois zufolge mit verstärkten Symptomen psychischer Belastung verbunden. Diese ständige Veränderung der Beziehungssituation löst tiefe Unruhe aus. Zu den erkennbaren Folgen gehört beispielsweise eine deutliche Zunahme von Depressionen und Angstzuständen.

In Zeiten, in denen vermeintliche Bindungsunfähigkeit oft eine beliebte Ausrede für Entscheidungsunfähigkeit ist, kennen viele Menschen diese Art der Beziehung. Und leiden darunter. Auch wenn sie es vielleicht nicht ganz verstehen und schon gar nicht gern zugeben.

Eine Trennung ist kein Untergang

Sich voneinander zu trennen und dann doch wieder zusammenzukommen ist nicht zwingend das Ende und Verderben für jedes Paar und auch kein totales No-Go. Tatsächlich könne es Kale Monk zufolge einigen Paaren sogar helfen, die Wichtigkeit ihrer Beziehung zu erkennen und zu gesünderen, stabileren Beziehungen zu führen.

Schwierig und schädlich wird es jedoch dann, wenn sich das Trennen und Zusammenkommen permanent wiederholt und beide Partner*innen in einer toxischen Schleife gefangen sind. Genau das ist die Natur der klassischen On-Off-Beziehung.

Der Grund für die On-Off-Beziehung?

Ein wichtiger Schritt ist, darüber nachzudenken, warum es zur Trennung gekommen ist oder immer wieder kommt – gibt es Themen, Streitpunkte oder Probleme, die regelmäßig auftauchen? Dann kann beispielsweise eine Paartherapie oder -beratung hilfreich sein.

Genauso wichtig ist den Forscher*innen zufolge aber auch das Nachdenken darüber, warum man als Paar immer wieder zusammenfindet. Welche Gefühle und Bedürfnisse liegen dem zugrunde – gibt es da eher einen pragmatischen oder einen liebevollen Hintergrund?

"Unsere Erkenntnisse zeigen: Leute, die sich ständig trennen und dann doch wieder zusammenkommen, müssen unter die Haube ihrer Beziehung schauen und herausfinden, was da wirklich vor sich geht. Wenn sie ehrlich miteinander über dieses Muster sprechen, können sie entsprechend handeln", so Kale Monk.

Entweder, es gelingt den Partner*innen, ihre Beziehung zu stabilisieren – oder sie trennen sich dauerhaft. Denn es ist nicht nur okay, sondern sogar überlebenswichtig für die Seele, eine toxische On-Off-Beziehung zu beenden. Oder wie Omi noch wusste: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.