Wer nach einer Übersetzung des polnisches Wortes Wiara sucht, kriegt als Ergebnis Glaube oder Religion geliefert. Aber so einfach ist es nicht, Wiara bedeutet mehr: Es ist die Existenz von etwas Mächtigem, etwas Übernatürlichem, das nicht zwangsweise etwas mit Religion zu tun haben muss. Es ist etwas, das dem individuellen Leben einen Sinn und jeder*m von uns eine Bestimmung gibt. Manche finden das in der Religion oder der Familie, andere wiederum in Politik oder Geld. Oder in sich selbst.

Die polnische Fotografin Eliza Kurowska hat es sich zur Aufgabe gemacht, herauszufinden, was das Wiara verschiedener Personen ist. Die Idee dazu kam ihr, als ihr Großvater starb. Sein Tod brachte sie dazu, sich das erste Mal näher mit dem Thema Glaube zu beschäftigen. Sie fragte sich, warum und woran Menschen glauben, und welchen Zweck das jeweilige Wiara erfüllt. Das wollte Kurowska von Anhänger*innen verschiedener Religionen und Atheist*innen wissen.

Die wählte sie per Zufall aus. Sie schrieb öffentliche Einladungen auf Facebook, postete ihre Anfrage in verschiedene Gruppen und wartete, bis sich potenzielle Teilnehmer*innen bei ihr meldeten. "Ich habe keine bewusste Auswahl getroffen und ihnen bei der Beantwortung der Fragen keine Rahmenbedingungen vorgegeben. Das Projekt ist daher für jede teilnehmende Person sehr intim und persönlich."

Welchem Glauben die Personen vor der Kamera tatsächlich angehören, ob sie ihn ausleben oder nicht, verrät die 27 Jahre alte Fotografin mit Absicht nicht. Darum soll es nicht gehen: "Die Idee war, mit Porträts und kurzem Statement zu zeigen, wie Menschen ihren Glauben verstehen und was er ihnen gibt", sagt Kurowska. Ohne Unterschiede, ohne Bloßstellungen. Am Ende stellte sich heraus, dass viele Personen einen ähnlichen Nutzen aus ihrem Glauben ziehen, sei es nun der Glaube an einen Gott, an Kunst oder an das Gute im Menschen. "Wir alle brauchen Liebe, Akzeptanz und Unterstützung, egal woher wir uns das nehmen."