Wir wollten von euch die skurrilsten Erlebnisse hören, die über Verspätungen und ausgefallene Klimaanlagen hinausgehen. Denn über die Bahn wurde in den vergangenen Monaten wieder so viel gemeckert, dass man manchmal vergisst, dass so eine Bahnfahrt auch etwas ganz Besonderes sein kann.

Erstaunlich oft habt ihr von Menschen berichtet, die im Waggon ihrer Körperhygiene nachgingen. Dabei stellte sich heraus, dass vor allem das Schneiden von Zehennägeln zu den favorisierten Tätigkeiten in Bahnabteilen zählt. Eine andere Passagierin erzählte uns von ihrem Mittagessen, das ihren Körper wieder unfreiwillig verließ und sich, nun ja, im Abteil verteilte.

Ein anderer Leser fand sich, nachdem er im Zug eingeschlafen war, irgendwo auf einem Abstellgleis wieder, auf dem sein Waggon einsam abgekoppelt abgestellt wurde.

Es sind aber auch die schönen Erlebnisse, die eine Bahnfahrt zu etwas ganz Besonderem werden lassen. Die leuchtenden Augen eines kleinen Jungen beispielsweise, der eine Fahrt in einem Zug neben dem Lokführer im Führerhaus verbringen durfte, oder eine leidenschaftliche Romanze in einem Nachtzug in Südfrankreich, die zwar schon mehr als zwanzig Jahre zurückliegt, aber bis heute nicht vergessen wurde.

Ihr habt uns schöne, berührende und lustige Geschichten anonym geschickt. Diese Geschichten zeigen, dass es zwischen all den nervtötenden Situationen auch tolle Erlebnisse gibt.

Rohr in der Röhre

"Meine Schwester hat mir einen alten Staubsauger überlassen, den ich von München nach Augsburg in meinem Rucksack transportiert habe. Da das Rohr aber zu lang war, stand es aus meinen Rucksack raus. So bin ich dann in die volle U-Bahn eingestiegen und hab mich erstmal versucht irgendwo festzuhalten, als mich auf einmal irgendwas nach hinten zieht und gefühlt das ganze Abteil anfängt zu lachen. Sofort nachdem ich mich umsah, hat sich aber schon jemand entschuldigt und gemeint, er habe das Rohr für eine Festhaltestange gehalten ? Selbige Situation ist dann noch zweimal passiert … damit hab ich wohl einigen Pendlern den Abend versüßt."

Laura M. über Facebook

Wie früher

"Kurz vor dem Endbahnhof, es war die letzte Bahn und schon stockdunkel, Intercom geht an: 'Guten Abend liebe Fahrgäste, wir erreichen in wenigen Minuten unsere Endhaltestelle [...] Ausstieg in Fahrtrichtung rechts'

Dreißig Sekunden später:  'Entschuldigung, Ausstieg ist in Fahrtrichtung links'

Eine Minute später: 'Also … ich nochmal, Tschuldigung, der Ausstieg ist wohl doch rechts'

Kurze Zeit später zum vierten Mal: 'Wissen Se was, wir machen das jetzt einfach so wie früher, Sie gucken ausm Fenster und da, wo Sie den Bahnsteig nachher sehen, da steigen Se aus. Ich weiß es jetzt nämlich auch noch nicht. Gute Nacht!'"

Pia U. über Facebook

Guten Morgen!

"Bin im Waggon auf dem Heimweg nach langem Arbeitstag eingeschlafen. Als ich wach wurde, stand dieser einzelne Waggon abgekoppelt auf einem Abstellgleis, weit vom Bahnhof entfernt."

Hermann W. über Facebook

Gotha, Gotha, Go!

"Der Zug macht eine richtig dolle Vollbremsung und fährt dabei an einem kleinen Bahnhof vorbei. Dachte schon, wir haben jemanden mitgenommen. Als wir dann nach fünf Minuten wieder weiter fuhren, kam die Durchsage: 'Meine lieben Damen und Herren, heute halten wir wohl nicht in Gotha.' Da ist er wohl einfach dran vorbei gefahren ?"

Lena L. über Facebook

Wer hat die Gleise geklaut?

"Auf dem Weg von der Schule mit der Bahn nach Hause. Auf einmal halten wir mitten in der Pampa an. Um uns nichts als Wald und Wiesen. Dann die Durchsage: 'Es tut uns leid, und Sie werden es uns nicht glauben. Aber man hat uns die Gleise geklaut.' Wir mussten dann warten, bis auf dem Nachbargleis ein Zug vorbeigefahren war. Dann ging es ein Stück zurück und über die Weiche auf das andere Gleis."

Lisa R. über Facebook

Im Nachtzug nach Carcasonne

"Nachtzug anno 1992 im August irgendwo in Südfrankreich bei Carcasonne. Ich (damals 17) döse so vor mich hin, als mich das in etwa gleichaltrige Mädchen hinter mir im Nacken krault. Gleichzeitig hält sie mir eine Art Bustier von hinten vor die Nase und frägt: 'Tu aimes ça?' Es entspann sich grundsätzlich zwar was – aaaber damals ohne Handy konnte ich die vorausgereisten Kumpels, mit denen ich mich verabredet hatte, nicht verständigen. Also musste ich den Zug bald verlassen. Quelle dommage! Einen Brief von ihr hab ich allerdings bis heute aufgehoben und frag mich manchmal, was wohl aus dem Mädel wurde. Klingt nach schwülstiger Teenie-Romantik, war aber so."

Dominik M. über Facebook

At least they tried

"...dass man sich auf einer Fernreise während der Fahrt bei mir, als Rollifahrerin, mit einer großen Tasse Kaffee für eine defekte Rollitoilette versucht hat zu entschuldigen! Realsatire ?"

Eileen L. über Facebook

Knipps!

"Jemand knipst sich die Fußnägel mitten im Abteil, schräg gegenüber von mir. Mir war schlecht ?"

Afet H. über Facebook

Knapps!

"Ein Herr, der sich neben meiner Mutter und mir im IC die Schuhe und Socken auszog und sich die Zehennägel schnitt. War augenscheinlich (er trug Uniform) Mitarbeiter der DB ???"

Csik S. über Facebook

Lecker!

"Die philippinische Familie, die in ihrem Abteil gekocht hat?"

Nic Ä. über Facebook

Nicht die beste Idee

"Als letztens derjenige ausgerufen wurde, der sein Fahrrad an der Notbremse festgemacht hat."

Manuel R. über Facebook

Verschätzt

"Der Zugführer hatte die Länge des Zuges unterschätzt und das Zugende hielt außerhalb des Bahnsteigs. Nach dem Öffnen der Türe blickte ich erst einmal in die Leere. Alle Fahrgäste, die aussteigen wollten, liefen zur nächsten Türe - leider fuhr der Zug dann schon weiter. Und nein, das ist mir nicht einmal, sondern mittlerweile dreimal passiert. Soviel zum RE München-Augsburg."

Anja R. über Facebook

Hach schön, Minden

"Zugfahrt Berlin-Bochum über Minden in Westfalen. Lustigster Zugführer ever hat schon die ganze Fahrt über lustige Durchsagen gemacht ( ja ich weiß, eher selten ?). Vor Minden dann: 'Nächster Halt, Minden in Westfalen … aber wer will da schon hin?'"

Susanne M. über Facebook

Frühstück

"Die Frau, die neben mir frischen Knoblauch wie 'nen Apfel aß."

Francis S. über Facebook

Respekt

"Mir gegenüber saß eine furchtbar aufgetakelte, ältere Dame. Akkurat geschminkt, Pelzmantel, hohe Schuhe, teure Handtasche. Sie holte irgendwann unterwegs einen Schuh aus ihrer Tasche, der aus massiver Schokolade gebildet war. In Lebensgröße. Den hat sie dann in Rekordzeit verputzt, sich mit einem Stofftaschentuch die Mundwinkel abgetupft und saß mir wieder gegenüber, als wäre nichts geschehen."

Anonym

Ein schwerer Gang

"Ich war im Hochsommer bei einer Fastfood-Kette Mittagessen. Nach Feierabend war ich auf dem Weg zur Bahn, um nach Hause zu fahren. Den ganzen Mittag hatte mein Magen schon etwas rumort, aber mir ging es eigentlich nicht schlecht. Die Bahn war voll besetzt, bis auf den letzten Platz, einige Leute mussten auch stehen, wie das im Berufsverkehr oft so ist. Ich bekam auch  nur noch einen Stehplatz, neben einer Vierer-Sitzgruppe. Während der Bahnfahrt wurde es mir plötzlich übel - und so entschloss mein Körper sich, mein Mittagessen mit der vollbesetzten Vierergruppe zu teilen. Alle bekamen unfreiwillig etwas ab. An der nächsten Station habe ich fluchtartig den Zug verlassen. Die haben auf dem Weg zur Tür schon einen Korridor für mich gebildet. Vermutlich aus Angst, sie könnten die nächsten sein."

Anonym

Armer Kerl

"Regionalzug – Zug war übervoll – Toilette defekt – es stiegt eine Fußballmannschaft ein, die gerade den Aufstieg in die Kreisklasse (oder so) feierte. Dementsprechend waren alle gut bedient ? Einem der Jungs ging es dann schon nicht mehr so gut, und er versuchte eine Toilette zu finden, die nicht defekt war. Leider ohne Erfolg. Als er die Tür zum Vorraum aufmacht (der auch sehr voll mit stehenden Fahrgästen war) konnte er es nicht mehr halten und übergab sich direkt auf den vor ihm stehenden Typen. Dieser konnte sich dann nur mit Wasserflaschen reinigen (da ja die Toilette defekt war). Armer Kerl."

Anonym

Leuchtende Kinderaugen

"Der Lokführer hat meinen Sohn und mich mit in die Lok genommen, und wir durften während der ganzen Fahrt vorne neben ihm in der Lok sitzen."

Anonym

Eine neue Erfahrung

"Die allererste Fahrt mit der Deutschen Bahn. Ich komme aus dem Balkan. Vor sechs Jahren habe ich mich zum ersten Mal in den ICE gesetzt und war total baff. Ein Zug, der nicht älter ist als meine Eltern? Ein Zug mit einer funktionierenden Toilette? Ein Zug, der nicht wie tausende geärgerte Schlagbohrer klattert? Wahnsinn! Seitdem fahre ich so gerne Bahn."

Anonym

Spontantheater

"Jedes Jahr während der Sommerferien fuhr ich mit einer Freundin für einen Tag an den Bodensee. In einem Jahr fragte mich ein Fahrgast auf der Rückfahrt, ob ich mit ihm für ein Theaterstück üben wolle. Klaro! Doch schnell bereute ich diese Entscheidung, als er wollte, dass ich ihn mit Babybrei, den er von einem Tempo essen wollte, füttern sollte. Leider habe ich es getan und schüttele bis heute ungläubig den Kopf darüber …"

Anonym

Waaaaaas?!

"Die Bahn war pünktlich ?"

Christian S. über Facebook

Außerdem auf ze.tt: Erkennst du Europas leere U-Bahnhöfe?