Stellt man sich einen Einsiedler vor, hat man wahrscheinlich eine schlaksige, vollbärtige Gestalt vor Augen, die keinen geraden Satz rauskriegt und das Wort "Internet" noch nie laut ausgesprochen hat.Rachel Denton ist anders. Sie hat sich im Jahr 2002 dazu entschlossen, ein Eremitendasein zu führen – bis zum Schluss. Die ehemalige Nonne pflanzt ihr eigenes Gemüse, führt einseitige Gespräche mit ihren Hühnern und versucht, so weit wie möglich selbstversorgend zu leben. Und dann ist da noch Social Media: Die 52-Jährige pflegt akribisch ihre Accounts. Regelmäßig ist sie auf

Facebook,

Twitter und

LinkedIn aktiv.

Rachel nutzt das Netz nicht nur, um auf dem Laufenden zu bleiben, sondern hält darüber auch Kontakt mit ihren Freunden und erledigt ihre Einkäufe online. Wenn das Netz nicht wäre, sagte sie im Gespräch mit Reuters, wäre das Leben als Eremit in der heutigen Zeit nur schwer möglich.

Anfang dieses Jahres wurde sie mit dem Non-Hodgkin-Lymphom diagnostiziert, einer Form von Krebs. Ihr rasierter Kopf erinnert noch an die Chemo-Therapie. Rachel sei bewusst, dass der Tod jederzeit kommen kann. Die Krankheit hätte allerdings nichts an ihrem Wunsch nach Einsamkeit geändert. Andere Leute erstellen sich ihre persönliche Bucket-List mit zig Dingen, die sie vor dem Tod noch machen möchten. Auf Rachels Bucket-List steht nur: Leben als Eremit.

Ihre Online-Präsenz beschert ihr nicht nur zahlreiche Follower auf allen Plattformen. Rachel hat mit den Accounts sogar Follower dazu motiviert, sich intensiver mit der Erkrankung auseinanderzusetzen. Jeden Morgen nimmt sich Rachel außerdem eine Stunde Zeit für Gebete. Sie ist mit ihren fünf Geschwistern in einem streng römisch-katholischen Haushalt aufgewachsen. Für das Eremitendasein hat sie sich entschieden, um Gott zu finden ... und danach ihr Facebook-Profil zu updaten.

Seitdem sie von ihrer Stelle als stellvertretende Rektorin einer Schule in Cambridge zurückgetreten ist, verbringt sie ein ruhiges Leben in Market Rasen, Großbritannien. Es könne zwar manchmal vorkommen, dass sie einzelne Personen vermisst, einsam wäre sie jedoch nicht, erzählt Rachel. Vor ihrer Zeit als Lehrerin hatte sie einige Zeit in einem Kloster gelebt und schon als Kind die Einsamkeit gesucht.

Heute verdient sie ihr Leben mit Kalligrafie und dem Gestalten von handgemachten Büromaterial und Postkarten. Darüber hinaus schreibt sie für ein Kirchenmagazin über die Schwierigkeiten, mit denen man als Einsiedler konfrontiert ist. Zum Beispiel über ihre regelmäßigen Versuche, ihren Garten vor Maulwürfen zu schützen.