Dies ist der zweite Bericht von Eva Horn von ihrer Reise entlang der Panamericana. Im ersten Teil beschrieb sie, was die Tour mit ihrer Beziehung macht. Mehrere Leserinnen und Leser haben darauf geantwortet.

Während ich diesen Text schreibe, warte ich auf den Skype-Call mit meiner besten Freundin. Seit Wochen versuchen wir, uns zu verabreden, aber die Zeitverschiebung von momentan sieben Stunden, ihr Vollzeitjob und mein Dasein als Vollzeit-Weltreisende haben uns immer wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Mir geht es wohl wie vielen jungen Menschen heutzutage: Ich habe einen quer über Deutschland und Teile Europas verteilten Freundeskreis, mit dem ich irgendwie Kontakt halten möchte. Dank Twitter, Facebook, Google, Skype und WhatsApp gibt es dafür auch ausreichend Möglichkeiten, die ich gerne und viel nutze.

Ich begann meine Reise entlang der Panamericana in dem Glauben, alles würde so bleiben wie immer – nur, dass ich halt von unterwegs aus einer Hängematte am Strand mit meinen Freunden sprechen würde. Die Vorstellung war schön, die Realität ist eine andere.

Diese verflixten Zeitzonen

Wenn ich abends in irgendeinem Hostel auf der Couch hocke, habe ich ab und zu Zeit und WLAN, um über das Internet zu telefonieren. Allerdings ist es in Europa dann tiefste Nacht oder früher Morgen. Umgekehrt schlafe ich meist tief und fest, wenn meine Freunde Sonntagvormittag Zeit zum Quatschen haben.

Wenn ich abends nach drei Gläsern Wein redselig mein Herz ausschütten möchte, ist meine Timeline voll von Menschen, die sich über zu frühes Aufstehen beklagen. Während ich gerade frühstücke, schaue ich mir auf Instagram Bilder vom Abendessen anderer Leute an. Mein Tagesablauf passt nicht mehr zu dem meines Freundeskreises. Das irritiert, wenn es um Instagrambilder geht und nervt, wenn man von wichtigen Ereignissen erst Stunden später erfährt.

In meinem vorherigen Alltag konnte ich die Kommunikation mit Freunden, Bekannten und Familie relativ einfach in den Tagesablauf integrieren, sie passierte oftmals nebenbei. Das funktioniert nun nicht mehr, da unsere Reise für meinen Freund und mich die höchste Priorität hat. Um mit den Lieben zu kommunizieren, bleibt wegen der Zeitverschiebung nur ein kleines Zeitfenster. Da sitze ich aber meistens im Auto, wandere irgendwo lang oder bestaune Bilder in einem Museum – kurz um, ich bin auf Reisen.

Von wegen überall erreichbar

Ich dachte ja, wenn ich ein Handy mit passender SIM-Karte habe, bin ich auch erreichbar. Stimmt aber nicht. In den kanadischen Wäldern hatten wir beispielsweise tagelang keinen Empfang. Und wenn wir welchen hatten, mussten wir in möglichst kurzer Zeit den Weg nachschauen, die nächsten Übernachtungen planen und den Wetterbericht checken. Da blieb keine Zeit mehr, Freunde nach ihrem Befinden zu fragen.

Ich musste feststellen, dass ich die Erwartungen an mich selbst viel zu hoch gesetzt hatte. Vollzeit auf Reisen zu sein und dazu noch so mit Freunden zu kommunizieren, als sei ich noch im alten Alltag, funktioniert nicht. Das ist überhaupt nicht tragisch, ich musste es mir nur eingestehen.

Freundschaften überstehen so viele Widrigkeiten, da sollte man sich eigentlich keine Sorgen machen, dass sie ausgerechnet durch eine Reise kaputt gehen. Und wenn ich dann irgendwann wieder da bin und mit Freunden zusammensitze, gibt es erst Recht viel zu erzählen. Bis dahin werde ich wieder vermehrt E-Mails schreiben. Um sich Dinge zu erzählen, braucht es nämlich gar keine Echtzeitkommunikation.