Oh, was wird das fein. Apple schenkt uns eine Reihe toller nützlicher und weniger nützlicher Emojis, damit wir weniger schreiben müssen und unsere Gefühle stattdessen in bunte Bildchen verpacken können. Ein Taco-Emoji wird's geben, den langersehnten Mittelfinger und – juhu! – ein Einhorn-Emoji. So soll es aussehen:

Groß-ar-tig! Finden alle, echt.

Der beste Freund.

Die Freundin.

Selbst Mama findet's schön.

Bevor wir jetzt aber alle wie wild das Einhorn-Emoji benutzen, sei kurz innegehalten. Was hat es mit diesem Wesen überhaupt auf sich? Und warum stehen wir so auf das Einhorn? Voilà, die wichtigsten Fakten.

Das Einhorn ist weiß, trägt ein einzelnes Horn auf der Stirn, lebt im Wald und lässt sich nur von einer Jungfrau einfangen

Die erste bekannte schriftliche Erwähnung des Einhorns findet sich in den Indika. Dabei handelt es sich wie bei den Persika um altgriechische Reiseberichte unterschiedlicher Verfasser. Laut Margarethe und Heinrich Schmidt erwähnt Ktesias von Knidos darin schnelle, wild lebende Wesen mit einzelnem Horn auf dem Kopf. Er will sie im Norden Indiens gesehen haben. Dem Herrn ist aber kaum zu trauen: Ktesias hat auch behauptet, Greife (Mischwesen aus Löwe und Raubvogel) und Mantikore (Mischwesen aus Löwe und Mensch) gesehen zu haben. Na denn.

Die fehlerhaften Bibelübersetzungen aus dem Griechischen haben den Mythos befeuert

Zwar will Ktesias von Knidos das Einhorn gesehen haben und es findet sich sogar ein vergleichbares Tier auf Abbildungen der Indus-Kultur sowie in ihrer Mythologie. Die Griechen konnte er mit dem Viech allerdings nicht begeistern. Das Wesen wurde nicht in die griechische und später auch nicht in die römische Mythologie übernommen. Stattdessen hat das Christentum das Einhorn einige Jahrhunderte später aufgegriffen und zum Symbol für das Gute erklärt.

Das Ganze ist ein paar Übersetzungsfehlern zu verdanken: Im Alten Testament ist von einem Wildtier die Rede, das später durch Hieronymus als unicornis ins Lateinische übersetzt wurde. Laut des Theologieprofessors René Bloch hat Martin Luther bei seiner Übersetzung das Eynhorn ins Deutsche gebracht. Die Forschung geht davon aus, dass mit dem Tier im Alten Testament der inzwischen ausgestorbene Auerochse gemeint war und kein Pferde-ähnliches Geschöpf. Aber als Heinrich Sander 1779 auf diesen Fehler hinwies, war das Fabelwesen längst zur Legende geworden.

Das Mittelalter war verrückt nach Einhorn-Hörnern

Im Mittelalter fand sich das Einhorn zusehends in naturwissenschaftliche Schriften wie Arzneibüchern wieder – besonderes Interesse galt dabei dem Horn: Alchemisten schworen darauf, dass es geheimnisvolle Kräfte habe, Wunden heilen und sogar Tote ins Leben zurückholen könne. Zudem behaupteten immer wieder Reisende, sie hätten das Einhorn gesehen – so auch Marco Polo. Auch Künstler griffen die Legende auf, immer häufiger wurde das Einhorn abgebildet.

Der Mythos lebt weiter – von Nordkorea bis ins Internet

Einhörner hat es mit hoher Wahrscheinlichkeit nie gegeben, bei den Sichtungen in der Natur wird es sich um Verwechslungen mit Ochsen und Rehen gehandelt haben. Dennoch lebt der Mythos weiter, dank Büchern und Filmen wie Das letzte Einhornzuletzt in der Popkultur. Wenn ein Reh mit nur einem Horn in der Mitte der Stirn entdeckt wird, drehen alle ab. Und Nordkorea ist es für ein bisschen mehr vermeintlichen Glam nicht mal peinlich zu behaupten, der antike koreanische König Tongmyong sei auf einem Einhorn geritten. Verrückt. Aber hey, das Fabelwesen ist ja auch einfach toll.