Dass nicht alle Pflanzen gut riechen, ist nichts Neues. Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass einige Pflanzen einen unangenehmen Schwefelgeruch absondern, wenn die Erde rund um ihre Wurzeln gestört wird. Dazu zählen auch einige Arten aus der Mimosenfamilie. Bisher hat man allerdings angenommen, dass diese Gerüche passiv als Folge von Gewebeschäden entstehen. Ähnliches passiert beim Knicken eines Lorbeerblattes oder dem Zerschneiden von Zwiebeln.

Rabi Musah von der University of Albany in New York fand jetzt aber heraus, dass einige Spezies aktiv einen fauligen Geruch absondern. Die Entdeckung machte das Forscherteam, als sie Setzlinge der Mimosa Pudica anbauten. Für Nicht-Botaniker: Das ist die Pflanze, die bei Berührung ihre Blätter einklappt. Das Team um Musah fand heraus, dass auch die Wurzeln der Mimosa berührungsempfindlich sind und einen Duft freilassen, wenn sie gestört werden.

Aber der Duft ist kein Duft, sondern ein Furz. Winzige haarähnliche Beutelchen, die weniger als einen halben Millimeter messen und entlang der Wurzeln verlaufen, stoßen einen widerlichen Cocktail von Schwefelverbindungen aus. Nach der Freisetzung fallen sie dann zusammen.

"Sogar ein Setzling mit nur wenigen Zentimetern Höhe kann einen ganzen Raum mit widerlichem Geruch füllen", sagt Musah. Selbst diejenigen, die in steriler Umgebung aufwachsen, könnten den Schwefelgeruch produzieren. Das weise darauf hin, dass der Gestank ein Produkt der Wurzeln selbst ist und nicht von anhaftenden Bakterien stammt.

Erstaunlich ist, dass die Wurzeln der Pflanze verschiedene Arten von Berührungen unterscheiden und darauf jeweils reagieren können. Während eine einzige Berührung mit dem Finger ausreicht, um die Stinkbomben loszulassen, reagieren sie auf Glas oder metallene Gegenstände nicht.

Wie die Pflanze diese Unterscheidungen trifft, ist nicht bekannt. Die Forscher nehmen an, dass diese Fähigkeiten ihr dabei helfen, zwischen harmlosen Berührungen und Angriffen von Feinden zu differenzieren. "Wir unterschätzen Pflanzen nach wie vor sehr", sagt Frantisek Baluska von der Universität Bonn. Die Forschungsergebnisse sind somit ein weiterer Hinweis, dass Pflanzen besser im Erfassen ihrer Umwelt sind als bisher angenommen.

Die Stink-Fähigkeit ist nicht auf diese eine Spezies beschränkt. Musah fand mindestens sechs andere Mimosen-Arten, die furzen können und möchte ihre Forschung zukünftig auf die verwandte Acacia-Gattung ausdehnen. "Das Phänomen könnte weitverbreitet sein", meint auch Baluska.