Wenn der 13. Tag des Monats auf einen Freitag fällt, steht für manche Menschen die Welt Kopf. Die einen nutzen den Tag, um endlich mal offen abergläubisch zu sein und jeden Rückschlag, jedes schlechte Erlebnis, jeden blauen Fleck diesem Unglückstag zuzuschreiben. Andere trauen sich aus Angst, ihnen könnte etwas zustoßen, nicht einmal aus dem Bett. Es ist ein Tag voller Aber- und Irrglaube, voller Denk- und Interpretationsfehler, wie gemacht für selbsterfüllende Prophezeiungen. Für viele hat der Tag wohl keine Bedeutung, aber für andere kann er zum schlimmsten des Jahres werden.

Menschen mit der abergläubischen Angst vor der Zahl Dreizehn sind Triskaidekaphobiker*inneb. Fällt der 13. Tag des Monats auf einen Freitag, können sie – tief Luft holen – den Paraskavedekatriaphobiker*innen die Hand schütteln: Sie fürchten sich vor genau diesem Kalenderdatum – und hatten es vergangenes Jahr ganz schön schwer. Da gab es gleich drei davon, genau wie 2012 und 2009. "Es gibt jedes Jahr mindestens einen, aber maximal drei", sagt Tom Fernsler, Professor an der University of Delaware. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Zahl 13 und ist sogar als Dr. 13 bekannt. Viel Zauberei steckt aber nicht dahinter. "Die Erklärung für die Auftrittshäufigkeit ist vielleicht enttäuschend, aber das ist eben einfach das Muster unseres Kalenders."

Nur in unserem Kopf

Der einzige Pechtag dieses Jahr ist heute. Wissenschaftlich gesehen ist er aber nicht anders als andere Tage. Die Zahl der Krankmeldungen oder Unfälle steigt nicht, es passiert nicht vermehrt Schlechtes auf der Welt, nur weil ein bestimmtes Datum auf einen bestimmten Wochentag fällt. Sollte das trotzdem passieren, ist eine Zahl nicht der Grund dafür. "Es gibt keine Daten und es wird auch nie Daten geben, die bestätigen, dass die Zahl 13 unheilvoll ist", sagt Igor Radun, Verhaltenswissenschafter an der Universität Helsinki. Geht es nach ihm, gibt es keinen Grund zu glauben, dass irgendeine Zahl eine bestimmte Wirkung hat. Ob glück- oder pechbringend, der Glaube daran existiert nur in unseren Köpfen.

Dass es trotzdem immer wieder Studien gibt, die Gegenteiliges behaupten, liege laut Radun an deren Konzeption: "Leider konzentriert sich die Mehrheit solcher Studien auf statistische Daten, wie Unfallstatistiken oder Börsenkurse, ohne einen direkten Zusammenhang zwischen (Aber-)Glaube und Verhalten herzustellen." Es sei daher nicht überraschend, dass so viele widersprüchliche Forschungsergebnisse existieren. Wenn überhaupt, sollten sie gegenteilig sein. Denn abergläubische Person tendieren zu Vermeidungsverhalten. Aus Angst vor bösen Zwischenfällen sagen sie Termine und Reisen ab, steigen in kein Verkehrsmittel und umgehen jedweden Umgang mit dem Trigger, der Nummer 13.

Okay, die Zahl 13 und der Wochentag Freitag sind an sich nicht böse. Trotzdem: Aberglaube – sei er auch noch so abstrus, und das ist er meistens – beeinflusst in irgendeiner Form unser Verhalten. Nämlich dann, wenn wir der Zahl eine bestimmte Wirkung zuschreiben, ganz fest an sie glauben und unser Verhalten entsprechend anpassen. Ob wir uns dazu entscheiden, beim Lotto niemals die Nummer 13 zu spielen, oder ob wir sie aus Protest zur persönlichen Glücksnummer erklären, das Stigma um die Zahl wirkt trotzdem. Abergläubige Menschen brauchen keine Bestätigung in Form von empirischen Belegen, egal wie irrational dieser Glaube ist. Selbiges gilt im Übrigen wohl auch für Religion.

Danke, Jesus! Danke Jason!

Wieso aber ist Freitag, der 13. überhaupt ein Ding? Wieso ist nicht Dienstag, der 13. ein Ding? Tatsächlich gibt es keine zuverlässigen Quellen für diese Tradition. Aber Volkskundler*innen munkeln, dass wieder einmal die Bibel an allem schuld sein könnte. Der gute Jesus wollte bloß seelenruhig mit seinen zwölf Freunden zu Abend essen, als der dreizehnte Nicht-Freund, Judas, hereinplatzte, ihn verriet und somit die Kreuzigung ins Rollen brachte. Die passierte angeblich an einem Freitag. Voilà, done, fertig: 13 böse, Freitag böse.

Den Rest erledigte der entstellte Jason Voorhees mit seiner Hockeymaske. Er pflanzte die Unglückstagsidee erst so richtig in die Köpfe der Popkultur-süchtigen Gesellschaft der 1980er Jahre. Der fiktive Serienmörder aus der Slasher-Film-Reihe Freitag der 13. schlachtet in mittlerweile zwölf Filmen, unzähligen Videospielen und Büchern wild um sich, und koppelte das Unglück endgültig für alle schön ersichtlich an diesen einen Tag. Eine deutschsprachige Google-Gram-Suche nach dem Begriff zeigt, dass die Zahl der Buch-Erwähnungen mit der Erscheinung des ersten Films im Jahr 1980 in die Höhe schoss. Jason ist also nicht ganz unschuldig an dem Aberglauben.

Eine Leiter unterqueren, schwarze Katzen, zerbrochene Spiegel – Freitag, der 13. ist nur ein Beispiel in einer langen Reihe von abergläubischem Schnickschnack. Ohne würde es sich viel leichter leben. Verschwendet also jetzt keinen Gedanken mehr daran und verbringt sorgenlos und freudvoll den heutigen Tag. Es wird nichts passieren. Vor allem nicht, wenn ihr jetzt dreimal auf Holz klopft.