Am 17. November hat Eva Horn für uns aus Amerika berichtet. Sie hatte ihren Job in Deutschland gekündigt und bereist nun mit ihrem Freund die Panamericana von Alaska bis Panama. In ihrem Text ging es darum, wie ein lange, gemeinsame Reise die Beziehung auf die Probe stellt.

Wir haben euch gefragt, ob ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt und uns darüber berichten wollt. Diese Nachrichten haben wir bekommen:

Susann (30): "Es war das Beste, was wir tun konnten."

Mein damaliger Freund und ich sind nach unserem Studium vor inzwischen fünf Jahren losgezogen, um einen uns damals unbekannten Teil der Welt zu erkunden: Erst Neuseeland, dann Australien und zum Schluss Südostasien. Insgesamt waren wir sieben Monate unterwegs und haben knapp sechs davon im Auto gelebt.

Auf einmal waren wir 24 Stunden am Tag zusammen, eine ungewohnte Situation. Natürlich gab es Streit und natürlich gab es nicht immer Einstimmigkeit. Wie auch Eva,  bin ich ein Pessimist und dazu kommt, dass ich manchmal sehr ängstlich bin. Mein Freund war hingegen schon immer wesentlich entspannter als ich.

"Für mich war diese Reise somit auch wichtig, um über mich selbst hinauszuwachsen."

Heute weiß ich, es war das Beste, was wir tun konnten. Auch entgegen der Meinung vieler, dass man sich ja dann auf den Sack ginge, wenn man sich so viel sähe. Schon immer war ich der Meinung, wenn wir uns auf dieser Reise oder danach trennen, dann ist nicht die Reise an sich der Grund, sondern dass das zwischen uns nicht passt. Es war gut, dass wir uns gestritten haben, es war gut dass wir nicht immer das gleiche Ziel vor Augen hatten. Es war die beste Zeit meines Lebens, nach der ich mich heute noch oft sehne.

"In August diesen Jahres haben mein damaliger Freund und ich geheiratet - gerade sind wir dabei, unsere nächste Reise zu planen, natürlich zusammen!"

Sebastian (29): "Das Neue war ihr wichtiger als das Alte."

Ich war mit meiner Freundin ein Jahr auf Weltreise. Wir sind uns dadurch noch näher gekommen als in den zehn Jahren davor. Dann hat sie mich verlassen. Ich bereue trotzdem keine Sekunde. 

Die Reise hat unserer "Pärchen-Beziehung" letzendlich geschadet, sie ist in einer Trennung geendet. Der finale Auslöser dafür war, dass sie jemand anderen kennen gelernt und sich in ihn verliebt hat. Das lag aber meiner Meinung nach nicht daran, dass wir uns auf die Nerven gegangen sind oder dass Seiten vom Partner aufgetaucht sind, die man vorher nicht bemerkt hätte. Wir waren immer ein Paar, das sehr viel Zeit zu zweit verbracht hat und wir haben auf der Reise noch enger zueinander gefunden.

Genau da sehe ich aber auch den Grund für die Trennung: Zu dem Zeitpunkt waren wir elf Jahre zusammen. Seitdem wir 18 Jahre alt waren, hatten wir also nur diese eine, sehr enge, Beziehung.

"Durch die Reise hat sich bei ihr das Gefühl breit gemacht, nicht alles erleben zu können, was das Leben einem bieten kann."

Das sind Dinge wie neue Erfahrungen sammeln, frisch verliebt sein, aber auch Trennungsschmerz oder andere Rollen im Leben einzunehmen. Und auf einer langen Reise schnuppert man ja an all diesen Dingen: Neue Erfahrungen in anderen Kulturen, neue Beziehungen zu Mitreisenden oder Gastgebern, in andere Rollen schlüpfen (als Reisender, Gast, Ausländer, ...), Trennung von Mitreisenden und so weiter.

All das hat vermutlich mit dazu beigetragen, dass ihr das Neue irgendwann wichtiger war, als das Alte. Und dann ist sie den Schritt eben gegangen.

"Ich kann sie verstehen, auch wenn ich den Schritt nicht gegangen wäre."

Wir führen heute also keine Pärchen-Beziehung mehr aber haben immer noch viel Kontakt obwohl wir beide neue Beziehungen shaben. Die Freundschaft zwischen uns ist uns beiden trotz des Trennungsschmerzes immernoch sehr wichtig und an die Zeit auf der Reise erinnere ich mich trotz des bitteren Beigeschmacks sehr gerne zurück.

Mara*: "Wenn einer unsicher war, übernahm der andere."

Ich habe mit meinem Partner einen einmonatigen Trip durch Borneo gemacht, wir wollten abseits der touristisch ausgetretenen Pfade einen ungeplanten Backpacker-Trip machen. Dank Studentenausweis und Selbstständigkeit könnten wir uns diesen Monat freischaufeln.

"Irgendwie war das auch ein Testlauf, da wir zu dem Zeitpunkt bereits planten, zusammen ein Kind zu bekommen."

Wie würden wir uns also in Stresssituationen verhalten? Wir haben in dem einen Monat herausgefunden, dass wir, wie auch im Artikel beschrieben, ein gutes Team sind. War einer antriebslos, unsicher oder planlos, übernahm der andere die Führung. Zum Glück passten unsere Vorstellungen aber auch in vielen Bereichen gut zusammen.

So versackten wir ganze 16! Tage der Reise auf einer winzigen Insel und vertauchten bald den Großteil des Reisebudgets. Danach machten wir einen kurzen mehrtägigen geführten Dschungeltrip, der immerhin so tief ins Landesinnere führte und so unoffiziell war, dass uns niemand gefunden hätte, wenn wir verschwunden wären. Es brauchte doch irgendwie Mut und viel Vertrauen mit jemandem der kaum Englisch sprach, und wir kein Indonesisch, in ein touristisch quasi unerschlossenes Hinterland zu reisen.

"Wir lernten, in die Entscheidung des jeweils anderen zu vertrauen."

Wir sagten uns: "Das wird schon gut gehen." Es wurde ja auch gut, und spannend und vieles mehr. Es war eine tolle Zeit, sogar mit erstaunlich wenig Streit, da wir mehr an äußeren Unsicherheiten zu arbeiten hatten (fährt dieser Bus wirklich dahin wo wir hinwollen, finden wir dort einen Ort zum schlafen?, und so weiter).  

Unsere Tochter wird bald drei. Wir planen eine weitere Reise. Die wird um einiges reicher an Anforderungen, Kompromissbereitschaft und Selbstaufgabe. Aber der Trip zuvor hat uns ermutigt, es zu wagen.

*Name geändert