Die Street-Art-Künstlerin Barbara ist für ihre Zettel bekannt: Überall hinterlässt sie ihre Botschaften, verfremdet Graffiti oder Schilder im öffentlichen Raum, scheint immer das passende Wortspiel parat zu haben. Mittlerweile hat die Künstlerin, die seit jeher anonym agiert, fast 650.000 Likes auf Facebook, 321.000 Follower*innen auf Instagram und bekam 2016 sogar den Grimme Online Award verliehen.

Die meisten ihrer Aktionen sind politisch, sie setzt sich für Minderheiten und gegen Diskriminierung ein. In einem Interview verriet sieze.tt:

"Ich bin schon immer ein politischer Mensch gewesen und sage gerne meine Meinung. Die Entwicklungen der letzten Monate und Jahre haben das noch verstärkt: Die Straßen sind voll mit Aufklebern und Plakaten mit rechtsradikalen Inhalten und stumpfen Beleidigungen gegen Ausländer, Homosexuelle oder andere Minderheiten. Dem möchte ich etwas entgegensetzen."

"Ich sehe die Freiheit im Internet mehr als nur bedroht"

Und genau das schien ihr jetzt zum Verhängnis zu werden: Auf ihrer Facebook-Seite schrieb die Künstlerin am Sonntag, dass Facebook und Instagram in den letzten Wochen zahlreiche Beiträge von ihr gelöscht haben, da diese angeblich gegen die Gemeinschaftsstandards verstoßen würden: "Dabei wurde mir gedroht, dass mein Account gelöscht wird, wenn das noch mal passiert." Bei den gelöschten Fotos handelt es sich unter anderem um ein Straßenschild, dem die Künstlerin einen Bikini angezogen hat, und um einen Kaktus mit dem Schriftzug "Und wenn ein blöder Wicht was Superdoofes spricht, dann kleb ich meinen Kaktus und der sticht, sticht, sticht", welchen sie unter einer Nazi-Parole platziert hatte.

Es ging unter anderem um diese Arbeiten der Künstlerin:

Sie sei zwar der Meinung, dass man etwas unternehmen müsse, um Hass und Gewaltandrohungen im Internet einzudämmen, doch sie fragt öffentlich: "Wie soll Satire im Internet funktionieren, wenn die Satiriker dem Urteil von privaten Firmen ausgesetzt sind, die sich als Richter aufspielen."

Ich sehe die Freiheit im Internet dadurch mehr als nur bedroht, sie wird aus meiner Sicht dadurch ruiniert."

Facebook reagierte

Wenn "irgendwelche Angestellten von privaten Firmen im Auftrag von Facebook und Instagram" über das Löschen von Beiträgen entscheiden dürfen, sei die Freiheit im Internet "mehr als nur bedroht", sagte die Künstlerin. Sie empfinde die willkürliche Zensur ihrer Arbeit durch Privatfirmen, "die offensichtlich nicht die geringste Ahnung von Satire haben", als unwürdig. "Ich kann und werde auf der Straße weiterhin meine kleinen Zettelbotschaften kleben, aber ich werde mir genau überlegen, wie ich mit dem Veröffentlichen von Fotos auf Facebook und Instagram umgehe."

Mittlerweile sind die gelöschten Beiträge wieder online, eine Sprecherin von Facebook erklärte Spiegel Online: "Die Beiträge wurden versehentlich entfernt und sind mittlerweile wieder auf Facebook und Instagram verfügbar, wir stehen mit Barbara in Kontakt und haben uns persönlich für den Fehler entschuldigt." Auch die Künstlerin bestätigt dies: "Eine Person hat mich angeschrieben und sich bei mir im Namen von Facebook entschuldigt. Ich werde das Gespräch mit dieser Person suchen und versuchen, meine Ansichten zu dem Thema deutlich zu machen."

Ein ausführliches Interview mit der Künstlerin findet ihr hier.