Laut eines WHO-Berichts von 2014 gibt es weltweit 800.000 Suizide pro Jahr. Alle 40 Sekunden nimmt sich ein Mensch das Leben. Vom großen European Network on Suicide Research and Prevention bis zum lokalen Notdienst haben es sich zahlreiche NGOs verschrieben, Gefährdeten zu helfen. Jetzt schaltet sich Facebook intensiver in die Selbstmordprävention ein. Dafür hat das Unternehmen zunächst für eine kleine englischsprachige Nutzergruppe unter anderem ein Formular freigegeben. Darüber lassen sich über das Netzwerk publizierte Posts, Bilder oder Videos melden, die einen Hinweis darauf enthalten, dass sich ein*e Nutzer*in selbst Schaden zufügen könnte.

Nun stellt Facebook weitere solcher Funktionen auf der ganzen Welt zur Verfügung – in allen Sprachen, in denen das Netzwerk verfügbar ist. Beiträge können künftig über ein Drop-down-Menü markiert und bei Facebook gemeldet werden, erklärt das Unternehmen in einem Post. Das Netzwerk beschäftige Teams auf der ganzen Welt, die diese Meldungen rund um die Uhr bearbeiten. Sie würden die schwerwiegendsten Meldungen einschätzen und Notdienste einschalten.

Über die Tools sei es auch möglich, direkt Hotlines zu kontaktieren und sich zum Thema Suizid zu informieren. Facebook arbeite mit lokalen Partnern auf der ganzen Welt zusammen, um eine schnelle Hilfe zu ermöglichen. Das Unternehmen betont jedoch: "Wenn du oder jemand anderes in Gefahr ist, ist es wichtig, sofort einen lokalen Notdienst anzurufen." Letztendlich geht es dem Unternehmen wohl auch darum, auf die Themen selbstverletzendes Verhalten und Suizid aufmerksam zu machen.

Die Funktionen mögen gut gemeint sein, in US-Medien wie Techcrunch schwingt aber auch eine gewisse Skepsis mit: Mit den neuen Tools sammle Facebook noch mehr Daten, die besonders sensibel sind, so der Vorwurf. Auch ist fraglich, wie Facebook mit einem möglichen Missbrauch der Funktionen umgehen wird. Techcrunch weist darauf hin, dass ein ähnliches Projekt von Samaritans 2014 scheiterte. Die Non-Profit-Organisation hatte eine Twitter-App zur Selbstmordprävention veröffentlicht. Nutzer*innen konnten die App installieren, um Tweets von Freunden automatisch nach möglichen Hinweisen auf selbstverletzendes Verhalten durchsuchen zu lassen. Sofern gewisse Schlagworte fielen, erhielten Nutzer*innen eine Info per Mail sowie Empfehlungen, wie sie helfen konnten. Twitter-User*innen fühlten sich allerdings in ihrer Privatsphäre eingeschränkt und beschwerten sich. Nach wenigen Tagen schaltete Samaritans die App wieder ab.

Hilfe holen

Falls du unter Depressionen leidest und dich Suizidgedanken plagen, findest du bei der Telefonseelsorge online oder telefonisch unter den kostenlosen Hotlines 0800-1110111 und 0800-1110222 rund um die Uhr Hilfe. Du kannst dich dort anonym und vertraulich beraten lassen. Angehörige, die eine nahestehende Person durch Suizid verloren haben, können sich an den AGUS-Verein wenden. Der Verein bietet Beratung und Informationen an und organisiert bundesweite Selbsthilfegruppen.